Das Kreuz mit dem Kreuz

Etwa 400000 Deutsche leiden an der unheilbaren Erkrankung Morbus Bech-terew. Noch hat die Wissenschaft nicht herausgefunden, worin die Ursachen für die chronisch verlaufenden, entzündlich-rheumatische Erkrankung des Bewegungsapparates liegen, die zu einer Einsteifung der Wirbelsäule führen können. In Göppingen bietet eine Therapie-Gruppe ein spezielles Funktions-training an, das bei Vorliegen der einschlägigen Diagnose von den Krankenkassen übernommen wird.

Die Gruppe Göppingen-Geislingen der Deutschen Vereinigung Morbus Bech-terew (DVMB) berichtet, dass nach bisherigen Studien etwa ein halbes Prozent der Bevölkerung von der Erkrankung betroffen ist. „Sie wird häufig erst mit erheblicher Verzögerung diagnostiziert und ist bis heute mit gängigen Thera-pieverfahren (noch) nicht heilbar“,  erläutert die Physiotherapeutin Alexandra Stahl, die das wöchentliche Funktionstraining anleitet.

Über „Das Kreuz mit dem Kreuz“ wird allenthalben von vielen Menschen geklagt, ohne dass meistens geprüft wird, ob die Symptome für Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) vorliegen. Wegen des uneinheitlichen Krankheitsverlaufs bedarf es einer genauen Untersuchung. Häufig leiden Bechterew-Patienten unter in Intervallen auftretenden Schmerz-Schüben oder unter extremer Morgensteifigkeit. Von der Erkrankung sind meist die Lenden- und Brustwirbelsäule sowie die Kreuz-Darmbein-Gelenke betroffen. Es kann aber auch zu Entzündungen der Regenbogenhaut der Augen kommen.

Die Medizin-Wissenschaft behilft sich derzeit noch mit der Empfehlung, mit regelmäßigen und dauerhaften Bewegungsübungen einer Verschlimmerung des Morbus Bechterew vorzubeugen. Die DVMB-Gruppe Göppingen-Geislingen bietet jeden Dienstag von 18.30 bis 19.15 Uhr im Göppinger Bürgerhaus, Kirchstr. 11, 1.OG, das Bechterew-Funktionstraining an. Ein kostenloser Probe-besuch ist willkommen.

Die Erkrankung wurde 1926 von dem russischen Neurologen Waldimir Bechterew erstmals beschrieben. Vermutet wird, dass bei Bechterew-Patienten eine Fehlsteuerung des Immunsystems vorliegt und wahrscheinlich genetisch bedingt ist. Bei vielen Betroffenen, die nur eine milde Form der Krankheit haben, wird sie meist nicht diagnostiziert. Je früher den Schmerzen durch Bewegungstherapien entgegengewirkt wird, erhöht sich die Chance, die Ent-wicklung der Krankheit eindämmen oder aufhalten zu können. „Wir haben es mit einer Zivilisationskrankheit von erheblicher Bedeutung zu tun“, verlautet aus der Göppinger DVMB-Gruppe.

„Offensichtlich muss eine Infektion mit einer erblichen Veranlagung zusam-mentreffen, um die Krankheit auszulösen“, vermutet die ehrenamtlich geführte Patientenorganisation. Besonders häufig sei die Krankheit unter den Trägern des Erbmerkmals HLA B27 festgestellt worden. Körperliche Belastungen und seelische Einflüsse werden als Ursachen nicht ausgeschlossen. Die Mitbeteili-gung des zentralen Nervensystems spielt offenbar bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle. Weil Bechterew nicht heilbar ist, müssen die vorbeugen-den und lindernden Therapien nach bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaft lebenslang fortgeführt werden.

Die DVMB versteht sich als Interessenswahrer der Bechterew-Patienten und hält Fachkontakte zu Kliniken, Krankenkassen, der Pharmaindustrie und den politischen Gremien. Bei einer DVMB-Patientenbefragung hat sich heraus-gestellt, dass Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Die knöcherne Versteifung der Wirbelsäule schreitet aber bei Frauentendenziell langsamer voran als bei Männern.

 

PM Harald Kraus, DVMB-Gruppe Göppingen-Geislingen

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