Die Hilfsorganisationen des Landkreises haben eine Vereinbarung getroffen: Bei Personalengpässen helfen sich Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsches Rotes Kreuz, die Johanniter Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst künftig gegenseitig aus.
Schnell sind die Unterschriften unter die Kooperationsvereinbarung gesetzt – sie steht am Ende der Überlegung, dem Mangel an Fachkräften im Rettungsdienstwesen zu begegnen. Der trifft alle vier Hilfsdienste im Landkreis Göppingen gleichermaßen: Die Verantwortlichen von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutschem Roten Kreuz (DRK), der Johanniter Unfall-Hilfe (JUH) und des Malteser Hilfsdienstes (MHD) haben zeitweise Schwierigkeiten, krankheitsbedingte Personalengpässen auszugleichen. „Unsere Mitarbeiter stehen, auf der Basis von Überstunden, als Ausfallreserve zur Verfügung. Dennoch besteht gelegentlich das Problem, dass die Personalreserven ausgeschöpft sind “, sagt Christian Tischler, ASB-Referent für das Rettungswesen. Bei einem anderen Rettungsdienst ist die Situation vielleicht ähnlich. Dank des gemeinschaftlichen Pools von Mitarbeitenden sollen Synergien zwischen den Organisationen gebildet werden, um diesen Personalpool für eine Rückfallebene zu vergrößern.
Grund für den Personalmangel ist eine neue Ausbildungsordnung in Baden-Württemberg. Sie führte dazu, dass aufgrund der verlängerten Ausbildungszeit für Notfallsanitäter „auf einen Schlag Nachwuchs wegfiel“, erinnert sich Daniel Groß, stellvertretender Landesgeschäftsführer des ASB. „Die Konsequenzen waren vorhersehbar, aber wir konnten nicht reagieren“, stellt er weiter fest. Denn eine entsprechende Ausbildungs- und Prüfungsverordnung von Seiten des Bundes wurde erst kurz vor Inkrafttreten des Gesetzes verabschiedet. Die Ausbildungsplätze konnten deshalb nicht besetzt werden. „Weitere Aspekte für den Mangel an Fachkräften in allen Rettungsdiensten“ sieht Alexander Sparhuber, Geschäftsführer des DRK-Kreisverband Göppingen, „im demographischen Wandel und der ärztlichen Versorgung, die in der Breite immer schwächer wird“. Die Folge? „Der Rettungswagen wird immer schneller und immer öfter gerufen“. „Zudem verändert sich die Kliniklandschaft. Kliniken spezialisieren sich mehr und mehr und so verlängern sich Anfahrtszeiten, auch nehmen Verlegungstransporte zwischen den Kliniken zu“, ergänzt Friedrich Krebs, Regionalvorstand Ostwürttemberg der JUH. Wichtig sei aber, die Menschen des Landkreises, was den Rettungsdienst angelangt, weiterhin optimal zu versorgen. „Uns geht es nicht um das Logo auf der Brust, sondern um die Versorgung der Bevölkerung“, betont Daniel Groß. „Gemeinsam können wir hier mehr erreichen“, zeigt sich auch Peter Neuhauser, der Leiter des Rettungsdienstes des MHD in Baden-Württemberg überzeugt.
„Die Leistungsträger des Rettungsdienstes im Landkreis arbeiten seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammen und haben jetzt den Schulterschluss gesucht“, bekräftigt Alexander Sparhuber. „Dieses Konzept, das dem Personalausfall entgegenwirken wird, ist ein sichtbares Zeichen der gemeinschaftlichen Arbeit in der Notfallrettung und auch dafür, dass wir unsere Verantwortung sehr ernst nehmen“, so Dr. Richard Böhm, der ärztliche Leiter der Malteser im Landkreis. Sie werde das Zusammenwirken weiter verfestigen.
Der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages im Göppinger DRK-Zentrum gingen eingehende Diskussionen – auch um ganz praktische Fragen – voraus. „Verschiedene Aspekte des Arbeitsrechtes, Haftungsfragen und Fragen zur zuständigen Berufsgenossenschaft hatten im Vorfeld geklärt werden müssen“, so Friedrich Krebs. Und ganz wichtig: „Mit den betroffenen Mitarbeitenden war bereits ganz am Anfang der Verhandlungen gesprochen worden. Die gegenseitigen Vertretungen sind freiwillig“, stellt Christian Tischler heraus. Jetzt müssen die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter noch entsprechend geschult werden.
Die Kooperation sei die erste dieser Art, die in Baden-Württemberg geschlossen worden sei. „Sie kann Modellcharakter für andere Landkreise haben“, ist sich Peter Neuhauser sicher.
Foto: Bei der Unterzeichnung der Vereinbarung v.l.n.r.: Daniel Groß, ASB, stellvertretender Landesgeschäftsführer, Dr. Richard Böhm, MHD, ärztlicher Leiter im Landkreis GP, Alexander Sparhuber, DRK, Geschäftsführer Landkreis GP, Friedrich Krebs, JUH, Regionalvorstand Ostwürttemberg