Umfassende Hilfestellung für psychisch Kranke im Landkreis – Dr. Gerhard Kolter seit fast vier Jahren als Patientenfürsprecher im Amt

Psychisch kranke Menschen können sich im Landkreis Göppingen an ihren Patientenfürsprecher wenden, wenn sie einschlägige Informationen oder Beratung benötigen oder eine Beschwerde vorzubringen haben. Seine Aufgaben erläuterte vor dem Kreisseniorenrat dieser Tage Dr. Gerhard Kolter, der seine Aufgabe ehrenamtlich erfüllt.

Der Referent ging auf die Entwicklungsgeschichte in der psychiatrischen Versorgung ein und betonte, dass als Ergebnis der niederschmetternden Psychiatrie-Enquete der Bundesregierung aus dem Jahr 1975 seither mehrere positive Schritte erfolgt seien, so die Verabschiedung des neuen Patienten-rechte-Gesetzes (2013), des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes und des Bundes-Teilhabegesetzes, dessen Ziele bis 2023 umgesetzt werden sollen.

Mit diesen Maßnahmen, so Dr. Kolter, sei es gelungen, psychische Erkrankungen aus einer Tabuzone heraus zu führen und im Gesundheitswesen die Aufklärungs- und Dokumentationspflichten sowie die Regelungen zur Arzt-haftung bei Behandlungsfehlern zu verbessern.

Der Patientenfürsprecher habe die Aufgabe, Anregungen und Beschwerden von Patienten und deren Angehörigen aufzugreifen, zu überprüfen und vermittelnd gegenüber Dritten zu vertreten. Allerdings besitze er, so Dr. Kolter, keine medi-zinische oder  juristische Kompetenz, er sei von Haus aus Germanist, aber er könne die auftretenden Probleme mit psychologischem Grundwissen und „mit gesundem Menschenverstand“ angehen. Entscheidend sei, dass eine konstruk-tive Konfliktlösung angestrebt wird.

Der Patientenfürsprecher für psychisch Kranke kümmert sich um Probleme mit der Versorgung durch Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte, um Patienten in ambulanten und stationären Einrichtungen (Schwerpunkt Christophsbad), um Fragen aus dem Unterbringungsrecht, gegebenenfalls um Probleme bei der Durchführung von Zwangsmaßnahmen sowie im Zusammenhang mit einer ge-setzlichen Betreuung. Zwei Drittel seiner Gesprächspartner seien Angehörige.

Aber auch bei Problemen mit Behörden, Gerichten oder Sozialversicherungs-trägern sowie Anwälten und Notaren steht Dr. Kolter zur Verfügung. Er hält monatlich sowohl eine Sprechstunde im Landratsamt Göppingen als auch im Christophsbad ab und steht auch zur individuellen Terminvereinbarung zur Ver-fügung. Flyer mit seinen Kontaktdaten liegen in den zuständigen Stationen der Kliniken, im Landratsamt und anderen mit Patienten befassten Stellen aus.

Dr. Kolter betonte vor dem Kreisseniorenrat ausdrücklich, dass er an die Schweigepflicht gebunden sei und seine Beratung und etwaiges Tätigwerden in einem absolut vertraulichen Gespräch mit den Betroffenen abgestimmt wird.

Da er vom Landkreis bestellt ist, habe er, so Dr. Kolter, jährlich vor dem Gemeindepsychiatrischen Verbund einen Rechenschaftsbericht zu erstatten und aufgrund seiner Funktion in verschiedenen Gremien mitzuwirken. Ihm komme zugute, dass er sich in seiner aktiven Zeit als Lehrer am Hohenstaufen-gymnasium bereits intensiv mit dem Problemkreis von psychischen Auffällig-keiten und Erkrankungen beschäftigt habe und somit für die „mediatorische Arbeit“ eine gewisse Erfahrung mitbringen konnte.

Auf eine Frage aus dem Kreisseniorenrat bestätigte Dr. Kolter, dass in den stationären Einrichtungen – aber nicht nur dort – die Häufigkeit von Aggres-sionen gegen Ärzte oder Pflegekräfte tendenziell zunehme und damit die Verhältnisse in der Gesellschaft spiegelbildlich in seinem Tätigkeitsbereich anzutreffen seien.

Seine weiteren Ausführungen galten der Informations-, Beratungs- und Be–schwerdestelle für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige (IBB), die vom Landkreis eingerichtet worden ist. Diese informiert über Hilfsangebote sowie Leistungen von Einrichtungen und Diensten für psychisch kranke Men-schen und bearbeitet Beschwerden bei Problemen mit Einrichtungen und Mit-arbeitern im psychiatrischen Bereich.

Als Vorteil bezeichnete Dr. Kolter, dass die IBB  „trialogisch“ besetzt ist. Psy-chiatrie-Erfahrene, Angehörige, professionelle Kräfte und der Patientenfür-sprecher arbeiteten gleichberechtigt mit. Durch den gegenseitigen Austausch könne man einfacher zu gemeinsamen Lösungen finden und er als Patienten-fürsprecher müsse nicht mehr im Alleingang arbeiten.

Die IBB führt jeden zweiten Donnerstag im Monat Sprechstunden im Landratsamt durch, Termine können unter Tel. 07161/20297469 vereinbart werden.

PM

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