Baden‑Württemberg: »Späte Mutterschaft« liegt weiterhin im Trend

Fast jede vierte Frau ist bei der Geburt ihres Kindes mindestens 35 Jahre alt – Höchste Anteile in Heidelberg und Stuttgart

Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt eines Kindes ist seit Ende der 1970er-Jahre stetig angestiegen: 1980 lag dieses Durchschnittsalter in Baden‑Württemberg erst bei 27 Jahren, im Jahr 2015 bereits bei gut 31 Jahren. Noch deutlicher wird dieser Trend zur »späten Mutterschaft«, wenn der Anteil der Geburten von Frauen, die im Alter von mindestens 35 Jahren (noch) ein Kind geboren haben, an allen Geburten herangezogen wird: Allein zwischen den Jahren 2000 und 2007 erhöhte sich dieser Anteil von gut 17 Prozent auf knapp 24 Prozent. Seither stieg der Anteil »später Mütter« allerdings nur noch geringfügig an.

Innerhalb des Landes gibt es deutliche Unterschiede bezüglich des Anteils Neugeborener von Frauen im Alter von 35 und mehr Jahren an allen Geburten: Am höchsten war der Anteil »später Mütter« im Jahr 2015 in den Stadtkreisen Heidelberg und Stuttgart mit gut 33  bzw. exakt 30 Prozent. Am geringsten lag dieser Anteil im Stadtkreis Pforzheim sowie in den eher ländlich strukturierten Landkreisen Waldshut, Neckar-Odenwald-, Schwarzwald-Baar- und Main-Tauber-Kreis. In diesen Kreisen wurde nicht einmal jedes fünfte Kind von einer 35-jährigen oder älteren Frau zur Welt gebracht. In allen 44 Stadt- und Landkreisen Baden‑Württembergs hat sich der Anteil Spätgebärender gegenüber dem Jahr 2000 erhöht – am stärksten im Stadtkreis Stuttgart sowie im Bodenseekreis (+11 bzw. +10 Prozentpunkte). Am schwächsten war der Anstieg im Stadtkreis Pforzheim und im Landkreis Emmendingen mit jeweils knapp 2 Prozentpunkten.

Die Hauptursache für den langjährigen Trend zur »später Mutterschaft« wird in der zunehmenden Erwerbsbeteiligung und Ausbildungsdauer von Frauen gesehen, wodurch die Familiengründung in ein immer höheres Alter verschoben wird. Dieser Trend wird insbesondere mit dem Familiengründungsmuster hoch qualifizierter Frauen in Zusammenhang gebracht. Tatsächlich zeigt sich, dass dort, wo viele Akademikerinnen leben, die Mütter bei der Geburt ihrer Kinder tendenziell älter sind. So hat der Stadtkreis Heidelberg mit den meisten Spätgebärenden auch den mit Abstand höchsten Akademikerinnenanteil1 unter den 44 Stadt- und Landkreisen Baden‑Württembergs.

Umgekehrt ist in den meisten Kreisen mit einem geringen Anteil »später Mütter« auch der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen mit einem Abschluss an einer Fachhochschule oder Hochschule/Universität unterdurchschnittlich. Dagegen spielt der regional unterschiedliche Anteil der Geburten von ausländischen Müttern an allen Geburten nur eine untergeordnete Rolle, obwohl diese bei der Geburt ihrer Kinder tendenziell etwas jünger als die deutschen Frauen sind.2

1 Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss an den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen insgesamt.

2 Der Anteil der ausländischen Frauen, die bei der Geburt mindestens 35 Jahre alt waren, lag im Jahr 2015 im Landesdurchschnitt bei 21 Prozent, der der deutschen Frauen bei 25 Prozent. Der Anteil der Geborenen von ausländischen Müttern an allen Geborenen reichte von lediglich 12 Prozent im Main-Tauber-Kreis bis 41 Prozent im Stadtkreis Pforzheim.

 

Lebendgeborene insgesamt sowie von Frauen im Alter von 35 und mehr Jahren in Baden-Württemberg seit dem Jahr 2000
Jahr Lebendgeborene insgesamt Darunter von Frauen im Alter von 35 und mehr Jahren
Anzahl %
Datenquelle: Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2016

2000 106.178 18.275 17,2
2001 101.366 18.728 18,5
2002 99.603 19.795 19,9
2003 97.596 20.263 20,8
2004 96.653 21.289 22,0
2005 94.279 21.506 22,8
2006 91.955 21.479 23,4
2007 92.823 22.132 23,8
2008 91.909 21.739 23,7
2009 89.678 21.343 23,8
2010 90.695 21.615 23,8
2011 88.823 20.909 23,5
2012 89.477 20.960 23,4
2013 91.505 21.910 23,9
2014 95.633 23.009 24,1
2015 100.269 24.406 24,3

 

Tabelle 2

Lebendgeborene insgesamt sowie von Frauen im Alter von 35 und mehr Jahren in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs im Jahr 2015
StadtKreis (SKR) Landkreis (LKR) Lebendgeborene insgesamt Darunter von Frauen im Alter von 35 und mehr Jahren
Anzahl %
Datenquelle: Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2016

Stuttgart (SKR) 6.410 1.920 30,0
Böblingen LKR) 3.758 999 26,6
Esslingen (LKR) 4.923 1.316 26,7
Göppingen (LKR) 2.158 489 22,7
Ludwigsburg (LKR) 5.535 1.446 26,1
Rems-Murr-Kreis (LKR) 3.706 923 24,9
Heilbronn (SKR) 1.235 265 21,5
Heilbronn (LKR) 3.102 680 21,9
Hohenlohekreis (LKR) 967 218 22,5
Schwäbisch Hall (LKR) 1.849 377 20,4
Main-Tauber-Kreis (LKR) 1.059 211 19,9
Heidenheim (LKR) 1.157 234 20,2
Ostalbkreis (LKR) 2.815 625 22,2
Baden-Baden (SKR) 445 128 28,8
Karlsruhe (SKR) 2.937 799 27,2
Karlsruhe (LKR) 3.709 882 23,8
Rastatt (LKR) 1.955 431 22,0
Heidelberg (SKR) 1.467 489 33,3
Mannheim (SKR) 3.002 719 24,0
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 1.170 223 19,1
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 4.930 1.291 26,2
Pforzheim (SKR) 1.356 249 18,4
Calw (LKR) 1.315 273 20,8
Enzkreis (LKR) 1.607 406 25,3
Freudenstadt (LKR) 1.051 226 21,5
Freiburg im Breisgau (SKR) 2.431 645 26,5
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 2.320 561 24,2
Emmendingen (LKR) 1.453 320 22,0
Ortenaukreis (LKR) 3.797 842 22,2
Rottweil (LKR) 1.290 283 21,9
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 1.838 349 19,0
Tuttlingen (LKR) 1.276 257 20,1
Konstanz (LKR) 2.497 599 24,0
Lörrach (LKR) 1.891 402 21,3
Waldshut (LKR) 1.248 238 19,1
Reutlingen (LKR) 2.499 617 24,7
Tübingen (LKR) 2.096 576 27,5
Zollernalbkreis (LKR) 1.528 307 20,1
Ulm (SKR) 1.249 313 25,1
Alb-Donau-Kreis (LKR) 1.802 431 23,9
Biberach (LKR) 1.881 468 24,9
Bodenseekreis (LKR) 1.850 492 26,6
Ravensburg (LKR) 2.581 644 25,0
Sigmaringen (LKR) 1.124 243 21,6
Baden-Württemberg 100.269 24.406 24,3

Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.

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