Baden‑Württemberg: Jedes vierte Kind wird von einer nicht verheirateten Frau geboren – Bundesweit der geringste Anteil

In Baden‑Württemberg wurden im vergangenen Jahr 100 269 Kinder geboren. Davon waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes 24 767 Kinder oder 24,7 Prozent, deren Eltern zum Zeitpunkt ihrer Geburt nicht miteinander verheiratet waren. Damit ist der Anteil nichtehelicher Kinder in den letzten Jahren stetig gestiegen und hat sich gegenüber 1990 annähernd verdreifacht.

Verglichen mit den anderen Bundesländern hat Baden‑Württemberg allerdings den geringsten Wert. Die höchsten Anteile an nichtehelichen Geburten gibt es in Sachsen-Anhalt, in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg, in denen jeweils über 60 Prozent der Kinder von nicht verheirateten Frauen geboren wurden. Der Trend hin zu einer immer höheren »Nichtehelichenquote« ist darauf zurückzuführen, dass neben der Ehe auch andere Lebensformen stetig an Bedeutung gewinnen. So sind derzeit in Baden‑Württemberg nur knapp die Hälfte der 30- bis unter 35jährigen verheiratet, 1980 lag dieser Anteil noch bei 75 Prozent. Als ursächlich für diese Entwicklung wird unter anderem die zunehmende Bildungs- und Erwerbsbeteiligung der Frauen angesehen, die deren wirtschaftliche Unabhängigkeit erhöht hat.

Beim Anteil der Geborenen von nicht verheirateten Paaren gibt es innerhalb des Landes deutliche Unterschiede. Spitzenreiter war im vergangenen Jahr – wie auch bereits in den Vorjahren – der Stadtkreis Freiburg im Breisgau, wo rund 35 Prozent der Eltern bei der Geburt ihres Kindes nicht verheiratet waren. Dagegen lag dieser Anteil im Landkreis Böblingen – dem Kreis mit dem geringsten Anteil nichtehelicher Kinder – mit 18 Prozent nur etwa halb so hoch. Bereits 1990 hatte der Landkreis Böblingen eine der geringsten, die Stadt Freiburg im Breisgau die mit Abstand höchste »Nichtehelichenquote«. Allerdings haben sich seither die regionalen Unterschiede erheblich verringert: Noch 1990 betrug der Anteil nichtehelicher Kinder im Landkreis Böblingen nur etwas mehr als ein Viertel des Wertes von Freiburg im Breisgau.

Die Verringerung der regionalen Unterschiede kann nach Einschätzung des Statistischen Landesamtes als Angleichung der Lebensstile insbesondere zwischen Stadt und Land interpretiert werden. Diese tendenzielle Anpassung ist wohl nicht zuletzt auf die starken Umzugsaktivitäten der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten zurückzuführen.1 Ein flächendeckendes »Stadt-Land-Gefälle« ist deshalb nicht mehr zu beobachten, auch wenn weiterhin der Anteil an Kindern von nicht verheirateten Frauen in den meisten Stadtkreisen überdurchschnittlich ist.

1 In Baden‑Württemberg gibt es jedes Jahr rund eine Million Umzüge von einer Gemeinde in eine andere des Landes oder über die Landesgrenze hinweg.

Tabelle 1

Lebendgeborene insgesamt sowie nichtehelich Lebendgeborene in Baden-Württemberg seit 1990
Jahr Lebendgeborene insgesamt Darunter nichtehelich
Anzahl Anteil in Prozent1)
1) Anteil an allen Lebendgeborenen.

Datenquelle: Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2016

1990 118.579 10.316 8,7
1991 117.528 10.909 9,3
1992 117.559 11.781 10,0
1993 117.982 11.927 10,1
1994 113.398 12.045 10,6
1995 112.459 12.250 10,9
1996 114.657 13.181 11,5
1997 116.419 14.017 12,0
1998 111.056 14.837 13,4
1999 107.973 15.888 14,7
2000 106.182 16.503 15,5
2001 101.366 16.883 16,7
2002 99.604 17.529 17,6
2003 97.596 17.715 18,2
2004 96.655 18.029 18,7
2005 94.279 18.232 19,3
2006 91.955 18.004 19,6
2007 92.823 18.914 20,4
2008 91.909 19.797 21,5
2009 89.678 19.478 21,7
2010 90.695 20.040 22,1
2011 88.823 20.424 23,0
2012 89.477 21.042 23,5
2013 91.505 22.223 24,3
2014 95.632 23.398 24,5
2015 100.269 24.767 24,7

 

Tabelle 2

Lebendgeborene insgesamt sowie nichtehelich Lebendgeborene in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2015
Jahr Lebendgeborene insgesamt Darunter nichtehelich
Anzahl Anteil in Prozent1)  
1) Anteil an allen Lebendgeborenen.

Datenquelle: Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2016

 
Stuttgart (SKR) 6.410 1.716 26,8  
Böblingen LKR) 3.758 680 18,1  
Esslingen (LKR) 4.923 1.030 20,9  
Göppingen (LKR) 2.158 471 21,8  
Ludwigsburg (LKR) 5.535 1.161 21,0  
Rems-Murr-Kreis (LKR) 3.706 827 22,3  
Heilbronn (SKR) 1.235 308 24,9  
Heilbronn (LKR) 3.102 665 21,4  
Hohenlohekreis (LKR) 967 197 20,4  
Schwäbisch Hall (LKR) 1.849 465 25,1  
Main-Tauber-Kreis (LKR) 1.059 271 25,6  
Heidenheim (LKR) 1.157 290 25,1  
Ostalbkreis (LKR) 2.815 621 22,1  
Baden-Baden (SKR) 445 132 29,7  
Karlsruhe (SKR) 2.937 909 30,9  
Karlsruhe (LKR) 3.709 801 21,6  
Rastatt (LKR) 1.955 519 26,5  
Heidelberg (SKR) 1.467 444 30,3  
Mannheim (SKR) 3.002 872 29,0  
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 1.170 279 23,8  
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 4.930 1.202 24,4  
Pforzheim (SKR) 1.356 394 29,1  
Calw (LKR) 1.315 280 21,3  
Enzkreis (LKR) 1.607 308 19,2  
Freudenstadt (LKR) 1.051 213 20,3  
Freiburg im Breisgau (SKR) 2.431 845 34,8  
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 2.320 687 29,6  
Emmendingen (LKR) 1.453 369 25,4  
Ortenaukreis (LKR) 3.797 1.077 28,4  
Rottweil (LKR) 1.290 291 22,6  
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 1.838 494 26,9  
Tuttlingen (LKR) 1.276 286 22,4  
Konstanz (LKR) 2.497 741 29,7  
Lörrach (LKR) 1.891 571 30,2  
Waldshut (LKR) 1.248 357 28,6  
Reutlingen (LKR) 2.499 528 21,1  
Tübingen (LKR) 2.096 536 25,6  
Zollernalbkreis (LKR) 1.528 364 23,8  
Ulm (SKR) 1.249 306 24,5  
Alb-Donau-Kreis (LKR) 1.802 370 20,5  
Biberach (LKR) 1.881 415 22,1  
Bodenseekreis (LKR) 1.850 490 26,5  
Ravensburg (LKR) 2.581 720 27,9  
Sigmaringen (LKR) 1.124 265 23,6  
Baden-Württemberg 100.269 24.767 24,7  

Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.

 

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