Heiraten? Ja, später!

Rund 48 400 Paare in Baden‑Württemberg gaben sich 2013 das »Jawort« – annähernd jede sechste Ehe wurde zwischen Deutschen und Ausländern geschlossen

48 426 Paare haben im Jahr 2013 in Baden‑Württemberg geheiratet. Damit lag die Zahl der Eheschließungen auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren. Gegenüber dem Beginn der 1990er-Jahre sind die Heiratszahlen allerdings um etwa ein Fünftel zurückgegangen. Damals gaben sich noch jährlich etwa 60 000 Paare das »Jawort«.

Brautpaare sind immer älter

Im Jahr 2013 waren die Männer bei der ersten Eheschließung im Schnitt 33,2 Jahre und die Frauen 30,5 Jahre alt. Damit ist das Durchschnittsalter, in dem ledige Männer und Frauen vor den Standesbeamten treten, in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Noch Mitte der 1980er-Jahre lag das durchschnittliche Heiratsalter annähernd 6 Jahre niedriger. Dieser Trend hin zu einer späteren Heirat dürfte unter anderem auf die im Schnitt gestiegene Ausbildungsdauer zurückzuführen sein, aber auch darauf, dass immer mehr Partner – im Gegensatz zu früher – zunächst in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft leben. Allerdings gab es auch im Jahr 2013 Paare, die sehr jung geheiratet haben: Bei immerhin 31 Eheschließungen waren sowohl der Mann als auch die Frau jünger als 20 Jahre alt.

Gemischtnationale Ehen nehmen zu

Bei knapp 81 Prozent der 2013 geschlossenen Eheschließungen hatten sowohl die Frau als auch der Mann die deutsche Staatsangehörigkeit. Noch 1970 besaßen bei beinahe 9 von 10 Ehen beide Partner die deutsche Nationalität. Spiegelbildlich ist in den letzten Jahrzehnten der Anteil von Ehen zwischen Deutschen und Ausländern angestiegen – von lediglich gut 7 Prozent im Jahr 1970 auf zuletzt immerhin knapp 16 Prozent. Bei deutsch-ausländischen Eheschließungen waren im Jahr 2013 solche zwischen deutschen Frauen und türkischen Männern (758) sowie zwischen deutschen Frauen und italienischen Männern (558) am häufigsten. Relativ häufig waren auch Eheschließungen zwischen türkischen Frauen und deutschen Männern (404) sowie zwischen italienischen Frauen und deutschen Männern (334). Dagegen haben Deutsche in Baden‑Württemberg verhältnismäßig selten einen Partner aus den Nachbarstaaten Schweiz und Frankreich geheiratet: Deutsche Frauen haben im Jahr 2013 mit 107 Franzosen bzw. mit 95 Schweizern den Bund für das Leben geschlossen; deutsche Männer haben sowohl 94mal eine Französin als auch 94mal eine Schweizerin zur Lebenspartnerin gewählt. Lediglich bei 4 Prozent der Eheschließungen waren beide Partner Ausländer 1 , wobei Hochzeiten zwischen Italienerinnen und Italienern am häufigsten stattfanden (400), gefolgt von Eheschließungen zwischen türkischen Staatsangehörigen (393).

Wird Heiraten zum »Auslaufmodell«?

Im langjährigen Vergleich ist die Zahl der Eheschließungen deutlich zurückgegangen, weil das Heiraten an Attraktivität verloren und andere Lebensformen des Zusammenlebens an Bedeutung gewonnen haben. Als ursächlich für diesen Trend wird unter anderem die gestiegene Bildungs- und Erwerbsbeteiligung der Frauen angesehen, die deren finanzielle Unabhängigkeit erhöht hat. Auch wenn nicht auszuschließen ist, dass die Bereitschaft zu einer Heirat künftig weiter zurückgehen wird, wird die Ehe zweifelsohne auch in den nächsten Jahrzehnten die häufigste Form des Zusammenlebens bleiben. Heiraten wird damit nicht zum »Auslaufmodell«. Vielmehr könnte die Zahl der Eheschließungen vorübergehend sogar wieder leicht ansteigen, da in den nächsten Jahren die Altersgruppen im »heiratsintensiven« Alter aufgrund der starken Zuwanderung nach Baden‑Württemberg stärker besetzt sein werden.

1Zu beachten ist allerdings, dass Eheschließungen von Personen mit Wohnsitz in Baden‑Württemberg, die im Ausland stattgefunden haben, nicht berücksichtigt sind. Darüber hinaus gilt generell, dass in der Statistik die Ehen erfasst werden, die in einem Standesamt in Baden‑Württemberg geschlossen wurden. Das bedeutet, dass damit auch Hochzeiten von Paaren mit einem Wohnsitz außerhalb Baden‑Württembergs gezählt werden, nicht aber von Baden‑Württembergern, die außerhalb des Landes geheiratet haben.

 

Durchschnittliches Heiratsalter in Baden-Württemberg seit 1980
Jahr Durchschnittliches Heiratsalter
Männer Frauen
insgesamt Familienstand vor der Eheschließung insgesamt Familienstand vor der Eheschließung
ledig verwitwet geschieden ledig verwitwet geschieden
Jahre
1980 28,9 26,4 56,9 38,5 25,6 23,8 48,3 35,3
1985 30,0 27,4 57,6 39,7 26,9 24,9 48,5 36,3
1990 31,2 28,6 57,4 41,2 28,3 26,2 47,7 37,3
1995 32,7 29,9 58,8 42,6 29,8 27,5 47,8 38,7
2000 34,5 31,3 60,6 44,2 31,4 28,6 49,4 40,2
2005 35,8 32,5 60,4 46,5 32,5 29,5 50,4 41,8
2010 36,5 33,0 61,8 47,6 33,3 30,1 52,1 44,1
2013 36,9 33,2 63,7 49,0 33,8 30,5 53,5 45,4

 

Eheschließungen in Baden-Württemberg 1970, 1990 und 2013 nach der Staatsangehörigkeit der Eheschließenden
Jahr Eheschließungen insgesamt Frau Deutsche, Mann Deutscher Frau Ausländerin, Mann Deutscher Frau Deutsche, Mann Ausländer Frau Ausländerin, Mann Ausländer
Anzahl %
1970 62.158 88,8 3,0 4,3 3,9
1990 61.448 86,2 5,2 6,3 2,3
2013 48.426 80,5 8,7 6,8 4,0

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

 

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