Der Verein aktHivplus e.V. feiert sein 30-jähriges Bestehen. Seit 1994 ist er ein Leuchtturm der Selbsthilfe von und für Menschen mit HIV und Aids in Baden-Württemberg. Getragen durch das ehrenamtliche Engagement von Mitgliedern, die selbst mit HIV leben, bietet der Verein seit drei Jahrzehnten einen Rahmen für Austausch, gegenseitige Unterstützung und Zugehörigkeit.
Im Fokus der Vereinsarbeit stehen die landesweiten Positiventreffen. Ob am Bodensee oder auf der Schwäbischen Alb, die Teilnehmenden finden einen geschützten Raum, in dem sie sich untereinander bestärken, Erfahrungen und Wissen über das Leben mit HIV austauschen und in der Gemeinschaft neue Perspektiven gewinnen können – ein positiver Gegenentwurf zu Vorurteilen und Isolation.
Denn auch heute noch sind Ausgrenzungserfahrungen für Menschen mit HIV viel zu oft Teil des Alltags. Dabei kann man heute mit HIV dank hochwirksamer Therapien gut und lange leben: Durch die Behandlung ist HIV im Körper nicht mehr nachweisbar. So schützt die Therapie auch vor einer Übertragung, sogar beim Sex. Doch trotz dieser Fortschritte halten sich die Vorurteile und Berührungsängste hartnäckig. Aus Angst vor Diskriminierung halten viele Menschen mit HIV ihren Status geheim.
„Es ist erschreckend: Noch heute begegnet man Menschen, die seit Jahrzehnten ihren positiven HIV-Status haben, aber sich noch niemandem anvertraut haben. Und jetzt, bei unseren Treffen, gehen sie das erste Mal richtig aus sich heraus und öffnen sich einer Gruppe. Genau dafür sind wir da: Für das Ende der Isolation.“, erklärt aktHivplus-Vorstand Michael Rossmann.
Ins Leben gerufen wurden die Positiventreffen auf dem Höhepunkt der Aids-Krise vom Karlsruher Vereinsgründer Oliver Trautwein. Der Aktivist hatte sich bereits 1988 öffentlich als schwul und HIV-positiv geoutet. In dieser Zeit führte die HIV-Infektion noch fast unweigerlich zu Aids und die Diagnose wurde für unzählige Menschen zum Todesurteil. Gesellschaft und Politik reagierten mit Panik und Ausgrenzung; man sprach stigmatisierend von der „Schwulenseuche“.
In diesem Klima kämpfte Trautwein unbeugsam für die Rechte von Menschen mit HIV, sowohl im Beirat der Deutschen Aidshilfe als auch vor Ort als Streetworker in der Karlsruher Schwulenszene. 1994 gründete er den Verein aktHivplus. Für seine Verdienste wurde er 1996 mit der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Wenige Tage später starb er an den Folgen von Aids mit nur 30 Jahren am 13. Februar 1996 – zuhause, im Beisein seiner Lieben, so wie er es sich gewünscht hatte. Seine Mutter Erika Trautwein ist heute Sprecherin des 1997 gegründeten Netzwerks der Angehörigen von Menschen mit HIV und Aids. aktHivplus veranstaltet die Positiventreffen bis heute weiter. Inzwischen spiegelt die Vielfalt der Teilnehmenden beim Positiventreffen die Breite der HIV-Community wider: Menschen kommen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft, Alter und Lebensweg zusammen und gestalten ein starkes Netzwerk, das über individuelle Unterschiede hinaus verbindet.
„Das Besondere an aktHivplus ist, dass die Initiative und Organisation von den Teilnehmenden selbst ausgeht. Wir als Aidshilfe Baden-Württemberg sind stolz, diesem herausragenden Engagement mit finanzieller und struktureller Unterstützung des Landesverbands den notwendigen Rahmen zu geben“, erklärt Claudius Desanti, Geschäftsführer der Aidshilfe Baden-Württemberg.
Mit über 2500 Teilnehmer*innen an Gesundheitsworkshops und einem weitreichenden Einsatz gegen Stigmatisierung hat aktHivplus seine Position als unverzichtbarer Bestandteil der HIV- Selbsthilfe in Baden-Württemberg gefestigt. Damit diese wichtige Arbeit auch in Zukunft fortgesetzt werden kann, ist aktHivplus auf Unterstützung angewiesen. Spenden sorgen dafür, dass diese wertvolle Plattform der Selbsthilfe nicht nur erhalten bleibt, sondern auch weiterhin wachsen kann, als Ort für Austausch, Unterstützung und Gemeinschaft für Menschen mit HIV.
Weitere Informationen zu den Aktivitäten von aktHivplus und eine Chronik der letzten 30 Jahre
finden Sie unter www.akthivplus.de.
Informationen zum Spenden finden Sie unter www.aktHiv.plus.de/spenden.
PM Aidshilfe Baden-Württemberg e.V.