Simon Hanselmann lebt seit vier Monaten in einer Wohngruppe der Diakonie Stetten in Schwäbisch Gmünd. Der 26-Jährige hat seit seinem dritten Lebensjahr Epilepsie und ist dadurch in seinem Alltag auf Unterstützung angewiesen. Simon Hanselmann fühlt sich wohl in der Wohngruppe mit seinen fünf Mitbewohnerinnen und –bewohnern. Für seine Eltern Annette und Hermann Hanselmann ist die Betreuung in der Wohngruppe eine große Entlastung und sie sind froh, dass ihr Sohn dadurch weiter selbständig wird.
„Ich habe gerade fünf Bilder gemalt. Die verschenke ich an meine Eltern und Geschwister. Auf einem Bild ist mein plötzlich verstorbener Assistenz- und Epilepsiewarnhund Eve drauf“, erzählt Simon Hanselmann, der gerne Zeit in seinem Zimmer im neuen Wohnhaus der Diakonie Stetten in Schwäbisch Gmünd verbringt. Das neue Wohnhaus bietet für vier Wohngruppen mit jeweils sechs Plätzen für Menschen mit Behinderungen Platz. „Im ersten Stock wohnen eher Menschen, die viel Pflege benötigen. In den anderen Stockwerken ist es eine Mischung aus Pflege und Pädagogik und in Herrn Hanselmanns Gruppe geht es mehr um die pädagogische Arbeit. Die Bewohner hier benötigen keine Unterstützung bei der Pflege, sondern es geht vor allem darum, bei den alltäglichen Aufgaben, wie z. B. beim Einkaufen, Kochen oder Wäsche waschen zu unterstützen“, erzählt Heilerziehungspfleger Volker Heinze. Daneben sei es wichtig, das soziale Miteinander in der Wohngemeinschaft zu gestalten und bei Konflikten zu vermitteln.
„Beim ersten Mal, als Simon gekrampft hat, war er zweieinhalb Jahre alt. Zuvor hat er sich ganz normal entwickelt. Leider kann seine Epilepsie nicht mit Medikamenten eingestellt werden und ist dadurch nicht therapierbar“, erzählt sein Vater Hermann Hanselmann. Simon Hanselmann hat noch drei Geschwister im ähnlichen Alter, die alle nach und nach zum Studium von zuhause ausgezogen sind. „Daher lag es nahe, dass auch Simon irgendwann auszieht“, so Hermann Hanselmann, der als Pastor und Missionsreferent arbeitet. Die Eltern sind froh, dass sie für ihren Sohn den Platz in der Wohngruppe der Diakonie Stetten gefunden haben und hoffen, dass dieser in den kommenden Jahren noch selbständiger wird. „Simon braucht in gewissen Situationen Unterstützung und würde ganz alleine im Alltag nicht zurechtkommen. So benötigt er z. B. Hilfe beim Einkaufen und man muss schauen, dass er morgens aufsteht oder dass er auch pünktlich zur Arbeit kommt“, erzählt der Vater. Simon Hanselmann hatte über sechseinhalb Jahre lang seine Eve als Assistenzhündin, die ihn begleitete und ihn rechtzeitig vor einem Anfall warnen konnte. „Meine Frau hat Eve extra für Simon zweieinhalb Jahre lang als Epilepsiewarnhund ausbilden lassen und sie ist uns und besonders Simon sehr ans Herz gewachsen. Doch nach nicht mal sieben Jahren ist sie verstorben. Das hat uns alle und besonders Simon sehr getroffen“, erzählt Hermann Hanselmann. Dadurch, dass sein Sohn nun in der Wohngruppe lebt, haben seine Eltern wieder mehr Zeit für sich. „Im Sommer war Simon bei einer Freizeit und meine Frau und ich waren selbst auch im Urlaub. Es tat einfach sehr gut, mal wieder zu zweit Urlaub zu machen und wir haben die Zeit besonders genossen“, erzählt Hermann Hanselmann.
Simon Hanselmann kennt sich mit seiner Erkrankung Epilepsie selbst gut aus. „Ich bin die Anfälle schon gewohnt. Sie strengen mich an. Deshalb lege ich mich nach der Arbeit meistens erst einmal eine Weile hin. Die Anfälle habe ich schon seit meinem dritten Lebensjahr, aber sie tun nicht weh“, erklärt Simon Hanselmann, der in einer Werkstatt des Hauses Lindenhof in Schwäbisch Gmünd arbeitet. „Mir gefällt es gut in der Wohngruppe der Diakonie Stetten. An den Wochenenden und an Weihnachten bin ich öfter zuhause bei meinen Eltern, wie auch meine Geschwister“, sagt der 26-Jährige, der gerne mit seinen Mitbewohnerinnen und -bewohnern kocht und sich für Polizei und Feuerwehr interessiert.
Heilerziehungspfleger Volker Heinze hat ebenfalls den Eindruck, dass Simon Hanselmann „gut in der Wohngemeinschaft angekommen ist“. „Er ist eigentlich immer bei allen Aktionen dabei, die wir anbieten, wie z. B. Ausflügen, Spieleabenden oder Spaziergängen. Zurzeit geht es darum, dass er noch ein paar Freunde in seiner Umgebung findet“, sagt Volker Heinze. Er und die anderen Mitarbeitenden der Wohngruppe setzen sich täglich mit ihrer Arbeit dafür ein, dass Bewohnerinnen und Bewohner wie Simon Hanselmann im Alltag weiter selbständig werden „und vielleicht irgendwann mal im Ambulant Betreuten Wohnen leben können“.
Zurzeit macht die Diakonie Stetten in verschiedenen Landkreisen, wie z. B. Schwäbisch Gmünd, Aalen, Esslingen, Ludwigsburg, Waiblingen, Schorndorf oder Göppingen mit Großwandplakaten darauf aufmerksam, dass Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen. Auch Simon Hanselmann ist auf den Plakaten zu sehen. Die Diakonie Stetten setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen wie Simon Hanselmann sowie ihre Familien von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Auch Familie Hanselmann ist dies wichtig und mit der Veröffentlichung ihrer Geschichte wollen sie dies unterstützen.
Über die Diakonie Stetten e.V.
Die im Jahr 1849 gegründete Diakonie Stetten gehört heute zu den großen Trägern sozialer Dienstleistungen in Baden-Württemberg. Auf Basis christlicher Werte und im Sinne der Inklusion setzt sie sich ein für eine Welt, in der niemand mehr ausgegrenzt wird. Die rund 4.000 Mitarbeitenden begleiten Menschen mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf auf ihrem Weg zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe: Menschen mit Behinderung, Senioren, Menschen mit psychischer Erkrankung, junge Menschen mit besonderem Förderbedarf, Kinder, Jugendliche und Familien. Die vielfältigen personenzentrierten Angebote in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Assistenz, Förderung, Pflege, Bildung und Beratung sind vor Ort in den Städten und Gemeinden gut eingebunden und vernetzt – am Stammsitz in Kernen-Stetten, in Stuttgart und an weiteren 35 Orten in den Landkreisen Rems-Murr, Ostalb, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, Heilbronn und Schwäbisch Hall.
Foto: Simon Hanselmann nimmt oft an Aktivitäten der Wohngruppe teil. Ansonsten verbringt er neben der Arbeit in der Werkstatt gerne Zeit in seinem Zimmer und interessiert sich für Polizei und Feuerwehr.
PM Diakonie Stetten e.V.