Bei einem Schlaganfall geht es fast immer um einen Wettlauf mit der Zeit. Aus einem beobachteten und realistischen Geschehen, lässt sich objektiv ableiten was der Faktor Zeit bei einem frischen Apoplex (Schlaganfall) bewirken kann.
von Alfred Brandner
Ich war Augenzeuge, und hatte plötzlich aus heiterem Himmel, eine weibliche Person mit nahem Verwandschaftsverhältnis, mit einer ausgeprägten Aphasie (Sprachstörung) nebst Facialisparese (Gesichtslähmung) vor mir. Dieses Bild war sehr überzeugend, und innerhalb weniger Sekunden tätigte ich den Rettungsdienst – Notruf 1 1 2, denn Zeit bedeutet in der Notfallmedizin Leben. Leben, Tod oder lebenslange Behinderung, wenige Minuten machen den Unterschied.
Als Rettungsfachkraft, war es mir schon möglich, dem Sachbearbeiter in der Rettungsleitstelle zeitnah das „Schlagwort frischer Apoplex“ nebst weiteren Informationen zu übermitteln.
Nach dem Notruf, und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgte die Überprüfung wichtiger Körperfunktionen. Zu erkennen war ein deutlich reduzierter Allgemeinzustand nebst plötzlich aufgetretener Aphasie und hängenden Mundwinkeln links.Blutdruck 220 / 130, Pupillen bds. isokor und lichtreagibel, keine Hemiparese (Lähmung einer Körperhälfte.
Bei Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgte die Übergabe an den Notfallsanitäter mit der Verdachtsdiagnose „frischer Apoplex“ . Da alle erforderlichen Maßnahmen bereits getätigt waren, konnte umgehend und ohne unnötigen Verzögerungen der Transport mit Sonderrechten zur Notaufnahme der nahen Klinik erfolgen. Bei klarem Zeitfenster erfolgte nach Ausschluss einer cerebralen Blutung die unmittelbare Lysetherapie sowie die intensivmedizinische Überwachung. Am Folgetag konnte die Patientin auf Normalstation verlegt werden. Es bestand aber weiterhin eine anhaltenden globale Aphasie. Tägliche Ergo- Physiotherapie und logopädische Maßnahmen führten zu erkennbaren Erfolgen. Erste Worte, und kleine zusammenhängende Sätze waren möglich. Zwischenzeitlich ist wohl ein Staus erreicht, der es zulässt, dass man mit der Patientin nahezu uneingeschränkt kommunizieren kann.
Dieses Beispiel belegt eindrucksvoll den Sachverhalt, dass es bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt auf die Minuten ankommt. Zusammen mit manchen traumatischen Notfällen, handelt es sich bei solchen Ereignissen um One – Hour – Diseases.
Es wird offensichtlich, dass alle Maßnahmen zum Vorteil der Patientin in einem günstigen Zeitfenster getätigt wurden; so dass es zu einem guten Genesungsverlauf kommen konnte.
Symptome eines Schlaganfalls können oftmals Sehstörungen, Sprachstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen. sein.
Patienten oder Pat.- Angehörige oder sonstige Augenzeugen sollten bei solchen Anzeichen nicht zögern, und sofort den Rettungsdienst .- Notruf 1 1 2 tätigen, denn Zeit schützt Hirn !