Im Zuge von andauernden Gender-Diskussionen stellt sich die Frage, ob es denn heute noch so etwas wie ein klassisches Männerbild gibt oder ob ein solches der Weiterentwicklung der Gesellschaft entgegenstehen würde? Zu Beginn der 2000er-Jahre war das metrosexuelle Männerbild in aller Munde. Erstmals dürften Männer offensichtlich ihre Schönheit und auch ihre Schwächen zur Schau stellen. Dieses Männerbild wurde von einem sportlicheren abgelöst. Der ideale Mann war durchtrainiert und auf seinen Körper fokussiert. Heute ist dieses Bild überholt, zu einfach ist es nämlich, einen Menschen auf seinen Körper zu reduzieren.
Der moderne Mann, der sich auch als solcher definiert, tut sich selbst gerne etwas Gutes, ohne sich dabei zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken. Vielmehr geht es wieder um den Witz, den Charme, die Lebenseinstellung und die Ziele eines Mannes. Ein moderner Mann steht für Gleichberechtigung, ohne dabei seinen starken maskulinen Charakter zu verlieren. Offen für Diskussionen stellt er sich diesen gerne auch bereitwillig, immer bereit, bei den richtigen Argumenten seine eigene Meinung zu ändern.
In seinem Aussehen definiert sich der gepflegte Mann gerne wieder durch seine Barttracht oder eine besonders akkurate Rasur. Dazu bedient man sich wieder traditioneller Geräte, wie dem Rasierhobel. Der Barbier greift zum Rasiermesser und immer mehr Männer erlernen auch im Privaten, mit dem scharfen Gerät umzugehen.
Generell lässt sich eine Rückbesinnung auf alte Tage feststellen. Die moderne Zeit, mit ihren permanenten Neuerungen, bietet einfach nicht den Rückhalt und die Stabilität, die sich so mancher Mann wünschen würde.
Kulturinteressiert und weltoffen
Je mehr die Gesellschaft von technischen Neuerungen dominiert wird, desto eher gehen Paare, Familien und auch junge Männer wieder in kulturelle Veranstaltungen. Um der Kälte der Technisierung entgegenzuwirken, geht man heute gerne ins junge Theater oder stattet der Oper einen Besuch ab. Das passt hervorragend ins Männerbild, denn der moderne Mann hat erkannt, dass sich der Zukunft, die heute ungewisser denn je ist, hauptsächlich durch einen reichen kulturellen Schatz und das nötige Wissen darum entgegentreten lässt.
Gute, tiefsinnige Gespräche, bei einem Glas Rotwein, über das sich vortrefflich sinnieren lässt, sind angesagt. Die Themen werden privater und es sind Dinge wie die Familienplanung, Lebensentwürfe und die Versuche philosophischer Abwandlungen, die den Gesprächsstoff des modernen Mannes durchziehen. Dabei gilt allerdings immer, dass Unterstatement angesagt ist. Protzen und Prahlen, das ist heute nicht mehr angesagt, oder zumindest steht diese Behauptung im Raum.
Heute stehen Themen wie die 4-Tage-Woche zur Diskussion. Das System wird hinterfragt, der Wohnungsmarkt kritisiert und oberflächlich über nationale und internationale Politik diskutiert. Obwohl sich der ein oder andere Mann nach etwas mehr Substanz und nach etwas Greifbarem sehnen würde, scheint es dennoch so, dass vor allem die Angst, etwas zu verpassen, das Tun und Lassen, sowie das Denken des Mannes dominiert.
Im stetigen Wandel
Ein Männerbild ist niemals abgeschlossen und wahrscheinlich ist es immer erst aus der Retrospektive möglich, dieses einigermaßen korrekt einzuschätzen. Fakt ist, dass schon in wenigen Jahren vollkommen andere Dinge einen Wert haben und alles bisher gesagte erneut auf die Waagschale gelegt werden muss. Doch auch das, der stetige Wandel und die Suche nach Identifikation, machen eine Gesellschaft aus und tragen dazu bei, dass es immer weitergeht und die Aufgaben der Zeit gemeistert werden können.
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PM