„Schmerzen“ sind nicht normal – Wenn Menstruationsprobleme zur Qual werden – es könnte eine Endometriose sein

Endometriose , in Fachkreisen auch das „Chamäleon des Gynäkologie“ genannt, ist immer noch eine weithin unbekannte Krankheit, die Frauen oft unerträgliche Schmerzen während der Menstruation beschert. Gehen doch viele Frauen sowieso davon aus, das die Regel mit Schmerzen verbunden ist. Aber hilft eine normale Schmerztablette nicht mehr, dann sollte Frau von einem Frauenarzt/Frauenärztin die Ursache ergründen lassen.

Alleine 150 bis 170 Patientinnen kommen jedes Jahr in die Endometriose-Sprechstunde des Endometriose-Fachzentrums an der Klinik am Eichert. Priv.-Doz. Dr. med. Falk C. Thiel (Foto), Chefarzt der Frauenklinik der Alb Fils Kliniken gegenüber Filstalexpress: „oft kommen die Frauen mit unterschiedlichen Beschwerdensyntomen. Deshalb braucht es einer langen Amnesie, um den Beschwerden auf den Grund zu gehen. Der Ultraschall bestätigt dann den Verdacht, der mit einer Bauchspiegelung als Diagnose bestätigt wird“.

Was ist eine Endometriose?

Bei Endometriose treten Zysten und Entzündungen (Endometrioseherde) auf, die sich z. B. an Eierstöcken, Darm oder Bauchfell ansiedeln. In selteneren Fällen kann es auch außerhalb des Bauchraums z. B. in der Lunge zu Endometriose-Herden kommen. Ihr Gewebe ähnelt dem der Gebärmutterschleimhaut und die Herde können mit dem hormonellen Zyklus wachsen und bluten. Endometriose-Herde können – obwohl sie als gutartig kategorisiert werden – metastasieren und bleibende Schäden an Organen verursachen.

Endometriose ist eine weit verbreitete Krankheit, die mit starken Schmerzen einhergeht. Starker Menstruationsschmerz ist ein sehr häufiges Symptom. Jedoch können die Schmerzen zyklusabhängig und zyklusunabhängig auftreten. Endometriose kann im ganzen Körper Schmerzen verursachen. Die Folge von Endometriose-Herden sind chronische Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen, Blutungen in der Bauchhöhle und oftmals Infertilität. Bei etwa 40 bis 60 % der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, steckt eine Endometriose dahinter.

Endometriose äußert sich sehr unterschiedlich, deshalb wird sie auch als “Chamäleon der Gynäkologie” bezeichnet.
(Quelle: Endometriose Vereinigung Deutschland e.V. www.endometriose-vereinigung.de )

Oft lange unerkannt

Viele Frauen gehen ganz einfach davon aus, dass die Regelblutung mit Schmerzen einhergeht. „Oft wird den jungen Mädchen bei der ersten Regelblutung schon von der Mutter mitgegeben: Da musst Du durch“, erzählt die Gründerin und Leiterin der Selbsthilfegruppe, Ivonne Van der Lee (Foto), dem Filstalexpress, „wie stark die Schmerzen dann sind, ist ein subjektives Gefühl, was ist normal, was nicht?“ Genau deswegen bleiben die meisten Endometriosen, zumindest lange, unentdeckt. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens jede zehnte Frau in Deutschland an der Krankheit leidet. Mit den Beschwerden gehen die Frauen dann zu ihren Hausärzten/Hausärztinnen, dann zu ihren Frauenärzten/Frauenärztinnen. Da die Beschwerden aber so unspezifisch sind, fällt diesen Ärzten die Diagnose meist zu schwer, fehlt ihnen doch auch die Zeit, näher auf die Beschwerden einzugehen.

Die Behandlung erfolgt dann in einem der zertifizierten Endometriosezentren, in Göppingen in der Klinik am Eichert.

Die Behandlung

Frauen, die durch die Schmerzen so gepeinigt sind, sind oft mehrfach beeinträchtigt: durch die Schmerzattacken selbst, sowie durch deren Folgen für Partnerschaft und die allgemeine Lebensqualität. Ein Teufelskreis, der nicht selten in Depressionen endet. Zudem ist die Krankheit oft für einen erfolglosen Kinderwunsch verantwortlich.

Mit Medikamenten kann man die Krankheit nicht behandeln. Mit Hormonen allerdings die Menstruation unterbinden und so die Erkrankung lindern.

Oft lassen sich die Endometrioseherde aber auch operativ gut entfernen. Auch einem Kinderwunsch steht dann meist nichts mehr im Wege.

In der Therapie hat sich ein Mix aus verschiedenen Mitteln bewährt: Zusätzlich zur Hormonbehandlung und/oder der Operation helfen auch natürliche Mittel wie Yoga, Entspannungsübungen und Massagen, die die schmerzbedingte Verspannung lösen. Ernährungsumstellungen können die Entzündungen eindämmen.

Selbsthilfegruppen und Gesprächskreise helfen den Frauen zudem mit ihrer Krankheit umzugehen bzw. mit psychischen Problemen fertig zu werden.

Das Endometriose Zentrum Göppingen

Nach sorgfältiger Untersuchung und umfassender Beratung erstellen die Ärzt*Innen für jede Patientin ein individuelles Therapiekonzept, das ihre Bedürfnisse und Wünsche, beispielsweise den Kinderwunsch, berücksichtigt.

Gemeinsam mit Kooperationspartnern ist das Zentrum im Landkreis Göppingen und darüber hinaus Anlaufstelle für die Fragen und die Behandlungen bei Endometriose.

Das Zentrum ist ein klinisches Endometriosezentrum, von der Europäischen Endometriose Liga, der Stiftung Endometriose Forschung und der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. zertifiziert.

Überwiesen werden die Patientinnen von den Frauenärzt*Innen. Das ausführliche Anamnesegespräch mit dem Arzt und die gynäkologische Untersuchung sind wichtige Bestandteile der Diagnostik und liefern erste Hinweise auf mögliche Endometriose. Mittels gynäkologischer Ultraschalluntersuchung können die Fachärzt*Innen Endometriosezysten und Endometriose in der Gebärmuttermuskulatur erkennen. Je nach Bedarf können weitere Untersuchungen wie ein Ultraschall der Nieren, eine Computer- oder Magnetresonanztomographie (CT, MRT) sowie eine Bauchspiegelung (Laparaskopie) mit Gewebeentnahme und anschließender histologischer Untersuchung durch die Pathologie die Diagnose sichern.

Alle diagnostischen Untersuchungen werden ambulant in der Klinik am Eichert durchgeführt.

  • Endometriose-Sprechstunde

Dienstag: 8 – 12 Uhr nach Terminvereinbarung und Freitag: 13 – 15 Uhr nach Terminvereinbarung

  • Präoperative Ambulanz

    Montag – Freitag: 8 – 12 Uhr

  • Terminvereinbarung

    Frauenklinik mit Gynäkologie und Geburtshilfe, Chefarztsekretariat Susanne Welzel, Eichertstraße 3, 73035 Göppingen, Telefon: 07161 64-2238, gyn-koordination@af-k.de Montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr telefonisch erreichbar.

Endo Ladies, Selbsthilfegruppe für Patientinnen

Über 800 Patientinnen erreicht die Selbsthilfegruppe der Endo Ladies mit ihrem vielfältigen Programm, welche jede Frau ganz nach Bedarf in Anspruch nehmen kann. Hier gibt es Möglichkeiten zum Austausch unter Betroffenen, die Vermittlung eines vielfältigen Bewegungsangebotes sowie die Organisation von regelmäßig stattfindenden Fach-Vorträgen.

Wenn Sie Interesse haben, an einem dieser Angebote teilzunehmen, dann schreiben Sie eine E-Mail an info@endoladies.de. In der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie ist das ein oder andere Angebot leider etwas eingeschränkt, manches findet aktuell online statt. Frage Sie daher bei Interesse einfach per E-Mail nach.

Zudem bieten die Endo Ladies auch eine WhatsApp Chatgruppe, Zoom-Plauderstündchen, Restauranttreffen in der Nähe der Patientinnen, Bewegungsgruppen sowie Seminare und Vorträge an.

Auf der Internet-Seite der Endo Ladies gibt es Informationen über die Krankheit sowie über das Angebot der Selbsthilfegruppe: Home – Endo Ladies

Die nächsten Veranstaltungen:

10.09.21 Treffen der Selbsthilfegruppe – online via Zoom

Zoom-Plauder-Stündchen

Dieses Online-Treffen ist als ein unmoderiertes Plauder-Stündchen gedacht.

Es wird kein Fach-Arzt dabei sein, der Fragen beantwortet.

Es geht nur um den Austausch der Endo Ladies untereinander.

29.09.21 Online Symposium zum “Tag der Endometriose in Deutschland”

Die Referenten und Ihre Vorträge

PD Dr. med. Stefanie Burghaus, Uniklinikum Erlangen

Diagnostik der Endometriose – Möglichkeiten und Grenzen der Sonographie

Prof. Dr. med. Stefan P. Renner, MBA, Frauenklinik Böblingen

Die böse Schwester der Endometriose „Adenomyose“ – Diagnostik und Therapiemöglichkeiten/Osada Operation

Prof. Dr. med. Ralf Rothmund, Lindenhofgruppe Bern/Schweiz

„Darmendometriose” – Diagnostik & Operative Therapie sowie mögliche Komplikationen

Anmeldung zur Veranstaltung

Wenn du an dieser Veranstaltung teilnehmen möchtest, dann registriere dich bitte hierfür bis spätestens 1 Tag vor Veranstaltungsbeginn. Du erhältst dann am Veranstaltungstag selbst per E-Mail den Einladungslink zum Zoom-Meeting.

 

Joachim Abel

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