Die Eisenbahnfachmesse InnoTrans, die vom 18. bis 21. September in Berlin stattfindet, wirft ihre Schatten voraus. Drei Fahrzeughersteller warten mit einer neuen Generation von Akkutriebzügen auf. Damit kann der Elektrifizierung abseits der Hauptstrecken fahrzeugseitig jetzt richtiger Schub verliehen werden. Dazu erklärt Matthias Gastel, Sprecher für Bahnpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion:
„Den Abschied von der Dampflok läutete die Bundesbahn in den 1960er-Jahren mit dem Spruch ‚Unsere Loks gewöhnen sich das Rauchen ab‘ ein. Nunmehr zeichnet sich der nächste Traktionswechsel ab: Mit neuen Akkutriebwagen hat es sich auf deutschen Gleisen hoffentlich bald auch ‚ausgedieselt‘. Die von drei namhaften Herstellern angekündigten batterieelektrischen Triebzüge sind die wichtigste Fahrzeuginnovation der jüngeren Zeit. Damit können Dieselfahrzeuge künftig Schritt für Schritt abgelöst werden und auch der Personenverkehr in den Regionalnetzen abseits der Magistralen elektrisch betrieben werden. Der Schienenverkehr kann seinen Umweltvorteil mit Akkufahrzeugen weiter ausbauen.
Mit gleichzeitigem Bezug des Bahnstroms aus erneuerbaren Quellen wird die Vision annähernd CO2-freier Mobilität im Personenverkehr auf der Schiene zuerst Realität werden. Zudem können Akkutriebwagen mit Nachladung über die Oberleitung eine bereits bestehende Infrastruktur mitnutzen und müssen nur zur Fortbewegung auf Strecken ohne Fahrdraht den Akku als Energiespeicher bemühen. Gerade hierfür bestehen zahlreiche Anwendungsfälle in Deutschland, wie Studien immer wieder aufgezeigt haben.
Für die Förderpolitik des Bundes bedeutet dies zweierlei:
Zum einen muss die Markteinführung alternativer Antriebs- und Ladetechnik ergebnisoffen unterstützt werden. Mit den jetzt vorgestellten Akkutriebzügen tut sich eine weitere alternative Antriebsform auf, wohingegen die Bundesregierung in diesem Feld bislang vornehmlich in Richtung Wasserstoff-Brennstoffzelle schaute. Die besondere Hervorhebung des Brennstoffzellen-Hybrid-Triebwagens im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist ebenso wenig zielführend wie der von der Bundesregierung befeuerte Hype um eine Sonderfahrt eines entsprechenden Brennstoffzellentriebzugs an diesem Sonntag. Die Möglichkeiten zur Abkehr von fossilen Kraftstoffen im Bahnverkehr sind weitaus größer als bislang von der Bundesregierung erkannt.
Zum anderen ersetzt die Einführung batterieelektrischer und anderer innovativer Fahrzeuge auch nicht die klassische Streckenelektrifizierung mit Oberleitung. Allein die Anforderungen des Güterverkehrs oder eine höhere Streckenauslastung können unverändert Investitionen in eine Infrastruktur aus Stahlmasten und Oberleitungen rechtfertigen. Ob die Elektrifizierung fahrzeugseitig oder ‚klassisch‘ mit Oberleitungen Sinn macht, hängt vom Einzelfall ab. Dass die Bundesregierung für das mit viel Wortgeklingel angekündigte Elektrifizierungsprogramm nur fünf Millionen Euro im Entwurf des Bundeshaushalts 2019 eingestellt hat, ist angesichts des Bedarfs schlichtweg ein Witz. Wir müssen den Zügen das Dieseln abgewöhnen. Dafür muss die Politik jetzt Dampf machen.“
PM Büro Matthias Gastel, MdB