Straßeninfrastruktur mit Hilfe moderner Technik besser nutzen: „Mit technisch-innovativen Lösungen können wir Stau vermeiden“

Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur hat das Landeskabinett über Maßnahmen zur effizienten Nutzung der vorhandenen Straßeninfrastruktur informiert. „Bisher wurden zur Lösung von Kapazitätsengpässen im Straßenverkehr die Straßen hauptsächlich aus- oder umgebaut. Künftig wird es aus ökologischen und ökonomischen Gründen verstärkt auch darum gehen, die vorhandenen Straßen möglichst effizient zu nutzen. Neben dem klassischen ‚Bau und Erhalt‘ liegt der Fokus zukünftig auch auf dem Straßenverkehrsmanagement“, erläuterte Verkehrsminister Winfried Hermann.

Ziel der verschiedenen Maßnahmen ist die bessere Ausnutzung der vorhandenen Infrastruktur und damit insbesondere die Vermeidung bzw. Reduzierung von Staus. Dadurch sollen Reisezeiten verkürzt und Unfälle vermieden werden. „Wir bringen moderne Informations- und Kommunikationsmittel zum Einsatz, damit der Verkehr möglichst sicher fließt“, sagte Hermann weiter.

Die Verkehrsrechnerzentrale in Stuttgart spielt hierbei eine zentrale Rolle. Von dort werden alle Netz- und Streckenbeeinflussungsanlagen insbesondere im Autobahnnetz, aber auch auf der B 14 und der B 27 betrieben. Informationen über die aktuelle Verkehrslage liegen dort vor, werden dort aufbereitet und den VerkehrsteilnehmerInnen an der Straße und über das Internet zur Verfügung gestellt.  Damit können sie sich über die aktuelle Verkehrssituation informieren und ihren Reiseverlauf planen.

Eine wichtige kapazitätssteigernde Maßnahme ist die temporäre Seitenstreifenfreigabe auf ausgewählten Autobahnabschnitten. Auch das Baustellen- und Störfallmanagement wird ständig weiterentwickelt und optimiert. Derzeit werden diverse Maßnahmen und innovative Lösungsansätze erprobt, um Stau zu vermeiden. Diese beinhalten sowohl technische Ansätze als auch bauliche Maßnahmen. In einem mündlichen Bericht stellte Staatssekretärin Gisela Splett, MdL dem Ministerrat das Maßnahmenpaket vor.

Info: Maßnahmenpaket zur effizienten Nutzung der vorhandenen Straßeninfrastruktur

 Durchführung eines strategischen Straßenverkehrsmanagements

 Kontinuierliche Modernisierung der Verkehrsrechnerzentrale sowie Einbindung weiterer Systeme, Anlagen und Anwendungen, z.B. durch die Datenerfassung aus mobilen Stauwarnanlagen

 Verdichtung der Verkehrsdatenerfassung und Einbindung der Verkehrsdaten aus Tunneln

 Konzipierung und Aufbau einer Staustatistik Baden-Württemberg

 Konzeptionelles und operatives Strategiemanagement an Nationalstaats- und Bundesländergrenzen, sowie in Ballungsgebieten an Regierungsbezirks- und Kommunalgrenzen

 Erweiterung der bestehenden Netzbeeinflussungsanlagen Leonberg – Walldorf

 Neubau der Streckenbeeinflussungsanlagen

o A 8 Leonberg – Wendlingen (im Betrieb)

o A 81 Mundelsheim – Leonberg (im Betrieb)

o A 5 Heidelberg/Schwetzingen – Dossenheim

o A 5 Karlsruhe-Durlach – Baden-Baden

o A 8 Wendlingen – Kirchheim/Teck

 Erneuerung der Streckenbeeinflussungsanlagen

o A 8 Hohenstadt – Ulm

o B 14 Waiblingen – Stuttgart

o B 27 Stuttgart – Aichtal

 Neubau der temporären Seitenstreifenfreigabe

o A 8 zw. AK Stuttgart und AS Möhringen (beide Fahrtrichtungen), sowie zw. S-Degerloch und AS Esslingen

o A 81 zw. AS Ludwigsburg-Nord und AS Zuffenhausen (beide Fahrtrichtungen)

 Studie zur Festlegung des Bedarfs von zusätzlichen oder Erweiterung bestehender

o Streckenbeeinflussungsanlagen

o temporären Seitenstreifenfreigaben

 Studie zur Festlegung des Bedarfs von Zuflussregelungsanlagen

 Zuflussregelungsanlagen im Zuge der B 27 an den Anschlussstellen Stetten, Plattenhardt und Bonlanden (im Betrieb)

 Prüfung der Einrichtung einer Knotenpunktbeeinflussungsanlage an der AS Stuttgart-Zuffenhausen (A81/B10)

 Einsatz von LED-Textanzeigen an den Streckenbeeinflussungsanlagen A 8 und A 81

 Anpassung des Internetangebots an mobile Endgeräte

 Erweiterung der Verkehrslage durch eine Prognose-Funktion

 Erweiterung der Webcams an Autobahnen und Bundesstraßen

 Integration der Straßenverkehrslage in ein multimodales Auskunftsportal auf Basis der Beobachtung der Marktentwicklung bei den privaten Verkehrsinformations-Dienstleistungen

 Nutzung von Kooperationsmöglichkeiten mit Radiosendern und anderen Medien sowie mit privaten Verkehrsinformations-Dienstleistern

 Weiterentwicklung des Baustelleninformations- und koordinierungssystem (BIS)

 Erweiterung der Ausstattung von fahrbaren Absperrtafeln mit GPS-Ortungmodulen

 Einbindung von Verkehrsdaten aus mobilen Stauwarnanlagen in die VRZ

 Neufassung der bestehenden Einzelregelungen zur Stauvermeidung bei Arbeitsstellen kürzerer Dauer

 Kontinuierliche Umsetzung des Leitfadens zum Arbeitsstellenmanagement auf Bundesautobahnen

 Umsetzung Kooperativer Systeme unter Beteiligung am Pilotprojekt „Baustellenwarner“ des Bundes zur Erprobung von kooperativen Systemen im Straßenverkehr

Netzbeeinflussungsanlagen:

Durch Netzbeeinflussungsanlagen kann der Verkehr von Netzabschnitten mit aktuellen Störungen auf leistungsfähige Alternativstrecken umgeleitet werden. Dies geschieht durch Wechselwegweiser, mit denen situationsangepasste Umleitungsempfehlungen angezeigt werden. Hierzu werden vor allem die bundesweit einheitlichen dynamische Wegweiser mit integrierten Stauinformationen (dWiSta) eingesetzt. Die dWiSta-Technik ermöglicht es, die Verkehrsteilnehmer über Ausweichstrecken sowie über die Störung, die Staulänge und Gefahrensituationen verkehrsabhängig zu informieren.

Streckenbeeinflussungsanlagen:

Streckenbeeinflussungsanlagen harmonisieren den Verkehrsablauf durch flexible Geschwindigkeitsbeschränkungen und warnen vor Gefahren. Über Wechselverkehrs-zeichen können fahrstreifenbezogene Geschwindigkeitsbeschränkungen, sowie verkehrsabhängige und witterungsbedingte Anzeigen geschaltet werden. Dadurch ist es möglich, die Verkehrsteilnehmer vor auftretenden Störungen, wie beispielsweise Stau oder Nebel, zu warnen.

Temporäre Seitenstreifenfreigaben:

Bei der temporären Seitenstreifennutzung wird durch Wechselverkehrszeichen das zeitweise Befahren des Seitenstreifens gestattet, sobald die regulären Fahrstreifen zu hoch belastet sind. Gleichzeitig wird die Geschwindigkeit auf allen Fahrstreifen auf höchstens 100 km/h begrenzt. Dadurch wird die Gesamtkapazität der Richtungsfahrbahn gesteigert. Trotz Wegfall des Seitenstreifens bleibt durch Nothaltebuchten, Videoüberwachung und Geschwindigkeitskontrolle die Verkehrssicherheit weiterhin auf einem hohen Niveau.

Zuflussregelung:

An hochbelasteten Anschlussstellen zweibahniger Straßen drängen oft große Fahrzeugpulks gleichzeitig auf die Hauptfahrbahn. Bei der Zuflussregelung werden die Fahrzeugpulks durch eine Ampel auf der Zufahrtsrampe der Anschlussstelle in kleinere Gruppen von 1-3 Fahrzeugen aufgelöst. Dadurch können kritische Fahrsituationen, Stau- und Unfallgefahren entschärft werden.

Knotenpunktbeeinflussungsanlage:

Knotenpunktbeeinflussungsanlagen stellen mit Hilfe verkehrstelematischer Einrichtungen an hochbelasteten Knotenpunkten den Verkehrsfluss gesonderter Verkehrsbeziehungen sicher. Rückstaus ins das nachfolgende Netz sollen dadurch verringert werden.

PM

 

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