Land reagiert bei Brückensicherheit

Baden-Württemberg hat seine Kontrollen und Maßnahmen zur Sicherung von Brückenkonstruktionen mit gleichartiger Bautechnik und damit ähnlichen Risiken wie der eingestürzten Dresdner Carolabrücke intensiviert.

Bis 2030 sollen alle kritischen Brücken erneuert sein

Verkehrsminister Winfried Hermann betonte die Bedeutung von sicheren und leistungsfähigen Brücken im Verkehrsnetz in Baden-Württemberg: „Unser Ziel ist es, bis 2030 alle 73 Brücken mit dem anfälligen Spannstahl zu ersetzen. Damit schaffen wir noch mehr Sicherheit. Das wird aber auch Einschränkungen mit sich bringen.“

Zusätzlich zu den bereits ergriffenen Maßnahmen haben die vier Regierungspräsidien in Baden-Württemberg koordiniert umfassende weitere Schritte eingeleitet, um die Sicherheit der Brücken zu gewährleisten:

  • Verkürzte Prüfintervalle: Alle 73 Brücken mit potenziellen Gefährdungen werden häufiger überprüft. Dabei kommen bei Bedarf modernste Diagnoseverfahren wie beispielsweise magnetinduktive Messverfahren zum Einsatz.
  • Nutzungseinschränkungen: Wo erforderlich, gelten Abstandsgebote, Lastbeschränkungen und Tempolimits, um die Belastung der Bauwerke zu reduzieren.
  • Neubau und Verstärkung: Die Planung und Umsetzung von Ersatzneubauten wird weiter beschleunigt.

Verkehrsminister Hermann weist auf die Dringlichkeit dieser Schritte hin: „Wir erkaufen uns mit Einschränkungen der Belastung der Brücken Zeit für mehr Sicherheit, bis ein Ersatzbau steht. Dabei sind wir uns der Auswirkungen für vor allem Unternehmen mit Schwerlasttransporten sehr bewusst. Die Carolabrücke hat uns allen aber deutlich vor Augen geführt, dass wir diese zusätzliche Sicherheit benötigen.“

Mittel für den Brückenersatzbau

Mit dem Paradigmenwechsel ab 2011 für Erhaltung vor Neu-, Um- und Ausbau ist die langfristig erfolgreiche Strategie bereits erfolgt. Das Verkehrsministerium hat zudem in den vergangenen Wochen die Maßnahmen in enger Abstimmung mit den Regierungspräsidien koordiniert. So wird im Verkehrsministerium ein strategisches Brückenerhaltungsprogramm erstellt, das klare Prioritäten setzt. Für 2025 und 2026 sind pro Jahr insgesamt 184 Millionen Euro jährlich für Erhaltungsmaßnahmen an Landesstraßen und Brücken eingeplant. Darunter sind für den Doppelhaushalt nach Verabschiedung im Landtag zusätzliche 19 Millionen Euro pro Jahr speziell für Brücken enthalten.

An der Beschleunigung des Brückenaustausches arbeitet das Verkehrsressort schon länger: Eine jüngst durchgeführte Sammelausschreibung für 31 Brückenbauprojekte soll die rasche Umsetzung beschleunigen. Acht besonders problematische mit der eingangs erwähnten spannungsrisskorrosionsanfälligen Bautechnik gebaute Brücken sind bereits in dieser Ausschreibung enthalten. Damit das Erhaltungsdefizit langfristig abgebaut werden kann, sind darüber hinaus in den kommenden Jahren zusätzliche finanzielle Mittel und mehr Personal erforderlich.

Das Land informiert die Kommunen über den technischen Umgang mit Brücken, die von Spannungsrisskorrosion betroffen sein könnten. Ziel ist es eine Anleitung für das eigene Vorgehen bereitzustellen. Außerdem sollen die Kommunen über Fördermöglichkeiten für Brückenmodernisierungen über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG), Programmbereich Kommunaler Straßenbau (KStB), informiert sein.

Einschränkungen für Schwertransporte 

Fahrzeuge, die besonders groß oder schwer sind und nicht den Vorgaben der StVZO entsprechen, brauchen eine Genehmigung für Großraum- und Schwertransporte von der zuständigen Verkehrsbehörde. Diese prüft gemeinsam mit der Brückennachrechnungsstelle, ob die Brücken sicher befahrbar sind. Dabei können Fahrauflagen oder sogar Fahrverbote ab bestimmten Gewichtsklassen für einzelne Brücken nötig werden.

In Baden-Württemberg gibt es spezielle Großraum- und Schwerlaststrecken, um solche Transporte zu ermöglichen. Die Hauptstrecken führen:

  • von Ravensburg zum Hafen Heilbronn,
  • von Friedrichshafen nach Freistett am Rhein,
  • von Waghäusel zur A6-Anschlussstelle „Schwetzingen/Hockenheim“,
  • von der A5-Anschlussstelle „Lahr“ zum Hafen Kehl.

Auf diesen Strecken gibt es derzeit keine Brücken mit spannungsrisskorrosionsgefährdeten Spannstählen. Hier musste deshalb keine Einschränkung vorgenommen werden.

Technischer Hintergrund Spannungsrisskorrosion

Das Hauptproblem betrifft Spannbetonbrücken mit anfälligem Spannstahl, der bis Ende der 1970er-Jahre verbaut wurde. Spannungsrisskorrosion kann zu plötzlichem Versagen der Spannstähle führen, ohne vorher sichtbare Schäden zu zeigen. Von den insgesamt rund 7.300 Brücken in Baden-Württemberg sind derzeit 73 Bauwerke an Bundes- oder Landesstraßen mit diesem Risiko bekannt. Brücken auf kommunaler Ebene oder an den Autobahnen sind in diesen Zahlen nicht enthalten.

„Wir setzen auf eine umfassende Strategie: Fokus auf Erhalt, beschleunigte Verfahren und moderne Technik sind die Schlüssel, um unsere Brücken weiterhin sicher und zukunftsfähig zu machen“, so Hermann.

Daten und Fakten

  • Anzahl der Bundesstraßenbrücken: ca. 4.000
  • Anzahl Brücken im Landesnetz: ca. 3.300
  • Brücken mit Sanierungsbedarf: etwa jede zehnte Brücke
  • Brücken im Bundes- und Landesstraßennetz mit Spannungsrisskorrosionsgefahr: 73
  • Ziel: Ersatz aller betroffenen Brücken bis 2030
  • Investitionen: 184 Millionen Euro Landesmittel pro Jahr für Erhaltung und Sanierung von Straßen und Brücken

Aktuelle Maßnahmen bei Brücken mit Spannungsrisskorrosionsgefahr

Erläuterungen zu den jeweiligen Maßnahmen bei spannungsrisskorrosionsgefährdeten Brücken, wie Überholverbote, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Abstandsgebote, verkürzte Prüfintervalle, etc. erhalten Sie bei den zuständigen Regierungspräsidien.

 

PM Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

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