Greenpeace demonstriert mit riesigem Dominospiel vor UN-Gebäude in Bonn für besseren Naturschutz

Bundesregierung droht Vorreiterrolle beim UN-Weltnaturgipfel durch fehlende Biodiversitätsstrategie zu verspielen

Wenige Tage vor Beginn der Weltnaturkonferenz (CBD COP16) in Cali, Kolumbien, demonstrieren sieben Greenpeace-Aktive heute auf dem Platz der Vereinten Nationen (UN) in Bonn. Vor dem UN-Gebäude haben sie fünf bis zu vier Meter hohe Dominosteine aufgestellt, auf denen jeweils eine Tierart abgebildet ist. Die beiden ersten Steine mit Biene und Singvogel sind dabei, umzukippen. Sie drohen die anderen Steine mit Hammerhai, Orang-Utan und einem Menschenkind mitzureißen. “Stoppt den Dominoeffekt des Artensterbens!”, fordern die Aktivist:innen auf Bannern. “Genau wie die Klimakrise ist auch die Artenkrise ein globales Problem”, sagt Greenpeace-Naturschutzexpertin Dorothea Epperlein. “Schätzungen zufolge sterben täglich 150 Arten aus. Wir müssen das Artensterben in den Griff bekommen, um uns selbst zu retten.”

Die 196 Vertragsstaaten verhandeln auf der am Montag startenden UN-Weltnaturkonferenz auch über die Umsetzung des 2022 verabschiedeten Weltnaturabkommens. Bei der COP16 soll es auch um die Finanzierung des Naturschutzes gehen. Industrienationen, darunter auch Deutschland, haben jahrzehntelang von der Zerstörung wertvoller Natur im globalen Süden profitiert. So wird zum Beispiel der Amazonas-Regenwald gerodet, um Rinderweiden und Anbauflächen für Futtersoja zu schaffen. Die Produkte enden auch in der Europäischen Union. Deshalb haben sich die Industrienationen darauf geeinigt, den globalen Süden finanziell beim Naturschutz zu unterstützen – bis 2025 mit jährlich 20 Milliarden US-Dollar. Deutschland hat damals eine Vorreiterrolle eingenommen, als es zugesichert hat, jährlich 1,5 Mrd. Dollar bereitzustellen.

Schutzziele vor industriellen Eingriffen in 30 Prozent der Meeres- und Landflächen gefährdet

Zudem haben sich die Vertragsstaaten mit Unterzeichnung des Abkommens dazu verpflichtet, 30 Prozent der Meeres- und Landflächen bis 2030 unter Wahrung der Rechte indigener und lokaler Gemeinden wirksam zu schützen. Das bedeutet: Hier sollte nur naturfreundlich und ökologisch gewirtschaftet werden, Großindustrien sind tabu. Um das zu erreichen, sollte jedes Land bis zum Beginn der bevorstehenden COP16 eine sogenannte nationale Biodiversitätsstrategie entwickeln, die den Naturschutz im eigenen Land stärkt. Bisher haben erst 25 der 196 Länder eine solche Strategie entwickelt, Deutschland ist nicht darunter.

“Es ist schwach, dass Deutschland in den vergangenen beiden Jahren zu wenig gemacht hat und jetzt voraussichtlich ohne Biodiversitätsstrategie nach Kolumbien reist. Anstatt den Naturschutz zu stärken, hat Deutschland ihn sogar heruntergefahren. Der katastrophale Entwurf des neuen Bundeswaldgesetzes, der vor allem die Interessen der Forstwirtschaft, aber nicht die des Arten- und Klimaschutzes vertritt, ist dafür ein trauriges Beispiel. Die Bundesregierung muss jetzt so schnell wie möglich einen starken Artenschutz-Plan fertigstellen”, sagt Epperlein. Der neue Bundeswaldgesetz-Entwurf erlaubt zum Beispiel weiterhin, dass komplette Waldteile abgeholzt werden können, obwohl diese Kahlschläge den Wäldern intensiven Schaden zufügen.

PM Greenpeace Deutschland e. V.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/politik/177636/

Schreibe einen Kommentar