- Luftqualitätsmessungen belegen deutlich höhere Stickstoffdioxid-Belastung an 64 Standorten in Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Kosovo, Slowakei und Rumänien, als offizielle Daten glauben lassen
- Staatliche Messmethoden vor Ort verstoßen offenbar systematisch gegen EU-Vorgaben und verschleiern Ausmaß der tatsächlichen Belastung
- DUH fordert sofortige Nachrüstung schmutziger Dieselfahrzeuge auf Kosten der Hersteller statt Export als Gebrauchtwagen nach Osteuropa
Das Ausmaß der Luftverschmutzung mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) in Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Kosovo und Rumänien wird durch staatliche Behörden systematisch verschleiert. Das belegen heute veröffentlichte Ergebnisse aus über 300 Luftqualitätsmessungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) aus dem Zeitraum 2022 bis 2024. Nach europäischem Recht müssen Messungen in allen EU-Staaten dort durchgeführt werden, wo die Luftverschmutzung erwartbar am höchsten ist. An 64 Standorten ergaben die DUH-Messungen abseits der offiziellen Messstationen jedoch eine deutlich höhere NO2-Belastung als behördlich angegeben. An 55 Stellen wurden zudem NO2-Konzentrationen gemessen, die über dem verbindlichen, seit über 14 Jahren geltenden EU-Jahresmittelgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen. Die DUH kritisiert, dass offizielle Messstationen offenbar rechtswidrig abseits von Belastungs-Hotspots aufgestellt sowie teilweise ungeeignete Messgeräte verwendet werden.
Dazu sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Bundesverkehrsminister Wissing setzt auf Neuwagen für Deutschland und den Export von vom Dieselskandal betroffener Gebrauchtwagen nach Osteuropa. Statt das Problem schmutziger Diesel zu lösen, verschiebt der Minister es einfach in unsere Nachbarländer. Gleichzeitig verschleiern die Behörden vor Ort das Problem – Leidtragende sind die Menschen in Osteuropa, die der Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Als Folge der Belastung mit dem Dieselabgasgiftes NO2 sterben Jahr für Jahr mehr als 142.000 Menschen in der EU vorzeitig. Wir fordern eine unabhängige Überprüfung aller offiziellen Messstationen in Europa, damit das wahre Ausmaß der Luftverschmutzung nicht länger verschleiert wird. Schmutzige, manipulierte Diesel-Pkw müssen auf Kosten der Hersteller nachgerüstet werden und dürfen nicht ins Ausland abgeschoben werden.“
Hintergrund:
Der heute vorgestellte Bericht mit dem Titel „European Monitoring Station Check – Results of NO2 Measurements Across Europe“ mit Ergebnissen von NO2-Messungen aus den Jahren 2022 bis 2024 ist Teil einer seit 2018 andauernden Messaktion, in der die DUH lokale NGOs und Initiativen in ganz Europa bei NO2-Messungen unterstützt. Bisher wurden über 5.000 NO2-Messungen in 19 Ländern durchgeführt. Ziel ist, Belege für die gravierenden Mängel im offiziellen Messnetz staatlicher Behörden zu sammeln und Aufmerksamkeit auf diese europaweiten Missstände zu lenken.
Die verwendete Messmethode mit sogenannten „Passivsammlern“ wurde wissenschaftlich vielfach bestätigt und wird identisch auch von staatlichen Behörden selbst verwendet, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen. Eine Übersicht aller Messergebnisse ist auf einer „Abgas-Alarm-Karte“ unter diesem Link online einzusehen: www.duh.de/no2airpollution.
Links:
- Zum vollständigen englischen Bericht 2022-2024 und der Pressemitteilung auf Englisch: https://l.duh.de/p240918
- Zum vollständigen englischen Bericht 2019-2022: https://www.duh.de/abgasalarm/
PM Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)