Greenpeace-Report “Irrweg CCS”: Verpressen von CO2 ist teuer, riskant und kaum umsetzbar

Kohlendioxid abzuscheiden und im Boden zu verpressen, kann der deutschen Wirtschaft nicht zur Klimaneutralität verhelfen. Zu diesem Schluss kommt der Report “Irrweg CCS”, den das Forschungsbüro EnergyComment im Auftrag von Greenpeace verfasst hat.

Das Abscheiden und die anschließende unterirdische Endlagerung von CO2 (CCS) hat bisher in keinem der wenigen weltweit umgesetzten Projekte reibungslos funktioniert. Demnach sind alle bisherigen CO2-Deponien von Verzögerungen, unerwarteten Projektabbrüchen und geologischen Unsicherheiten geprägt. Zudem liegen die Kosten enorm hoch. Vergangenen Mittwoch ging die Carbon-Management-Strategie des Bundeswirtschaftsministeriums in die Ressortabstimmung. Darin sind laut Medienberichten drei industrielle Großanlagen zur Abscheidung von CO2 vorgesehen. “Die CCS-Pläne der Bundesregierung sind ein Luftschloss: unerprobt, störanfällig, teuer – und damit unrealistisch“, sagt Anike Peters, Energieexpertin von Greenpeace.

Vermeintliche Vorzeigeprojekte kämpfen mit großen Problemen

Bislang ist das unterirdische Verpressen von CO2 in Deutschland aus Sicherheitsgründen verboten. Doch mit der Änderung des CO2-Speichergesetzes will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Weg für CO2-Endlager unter der Nordsee freimachen. Der neue Greenpeace-Report zeigt das klimapolitische Risiko dieses Weges: Die verpressten CO2-Mengen blieben bei allen bisherigen CCS-Projekten weit hinter den ursprünglichen Plänen zurück. Doch um nur zehn Prozent der derzeitigen fossilen Emissionen unterirdisch zu deponieren, bräuchte es 3300-mal die Kapazität des bislang größten europäischen CCS-Projekts Sleipner (Norwegen), so der Report.

“Wer sich heute auf CCS fokussiert, verschiebt den klimaneutralen Umbau der Industrie damit weiter in die Zukunft. Echter Klimaschutz setzt beim Problem an und verhindert, dass Treibhausgase überhaupt entstehen. Den Kohlenstoffdioxid-Müll hinterher für Milliarden an Steuergeldern zu entsorgen, lenkt von dieser Kernaufgabe ab”, sagt Peters. Die hohen Kosten für CCS werden sich dauerhaft nicht senken lassen, so der Bericht. Die technischen Prozesse sind nicht standardisierbar und müssen individuell an die jeweiligen geologischen Verhältnisse angepasst werden.

Bisher gibt es weltweit nur eine Handvoll größerer CCS-Anlagen, in Europa nur die norwegischen Projekte Sleipner und Snøhvit. Beide kämpfen mit erheblichen Problemen, wie der heute von Greenpeace veröffentlichte Bericht analysiert. So breitet sich das CO2 im Endlager Sleipner mittlerweile in Erdschichten aus, die vorab gar nicht bekannt waren und die viel näher an der Erdoberfläche liegen als vorgesehen. Bei Snøhvit mussten erste Versuche der Verpressung abgebrochen werden, da der Druck unter der Erde zu schnell anstieg. Ein CCS-Projekt im algerischen In Salah scheiterte vollständig, nachdem sich durch den steigenden Druck im Erdreich der Boden an der Oberfläche anhob.

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PM Greenpeace Deutschland e.V.

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