Meinung: Snobismus in der Politik: Wenn Elitismus die Demokratie bedroht

Jeder weiß, was ein Snob ist. Wikipedia beschreibt ihn so: „Der aus dem Englischen eingedeutschte Begriff Snob bezeichnet eine Person, die durch ihr Verhalten oder ihre Aussagen offensiv Reichtum und gesellschaftliche Überlegenheit gegenüber Personen vermeintlich oder tatsächlich niedrigeren Ranges zur Schau stellt. Der Vorwurf, ein Snob zu sein, gilt Personen mit einer besonderen Form der Arroganz.“

Snobismus wird also assoziiert mit einer überheblichen und herablassenden Haltung gegenüber Menschen oder Dingen, die als minderwertig angesehen werden. Dies ist heute längst nicht mehr nur ein Phänomen der High Society. Auch in der Politik hat sich eine Form des Snobismus eingeschlichen, die das Vertrauen in demokratische Prozesse und Institutionen gefährden kann. Dieser politische Snobismus manifestiert sich in einer Vielzahl von Formen, von der Abgehobenheit politischer Eliten bis hin zu einem subtilen, aber spürbaren Klassendünkel, der in öffentlichen Debatten mitschwingt.

Was ist politischer Snobismus?

Politischer Snobismus bezieht sich auf eine Haltung, die politische Akteure einnehmen, wenn sie sich für intellektuell, moralisch oder kulturell überlegen halten. Diese Überheblichkeit kann sich in verschiedenen Facetten zeigen: Politiker, die sich bewusst von der „einfachen Bevölkerung“ distanzieren, indem sie komplexe und undurchsichtige Fachsprache verwenden, oder jene, die politische Entscheidungen treffen, ohne die Lebensrealitäten der breiten Masse zu berücksichtigen. Ein weiteres Beispiel ist das Herabsehen auf politische Gegner, die als „ungebildet“ oder „rückständig“ abgetan werden.

Die Wurzeln des politischen Snobismus

Der politische Snobismus hat oft seine Wurzeln in einer tief verwurzelten Überzeugung, dass bestimmte Bildungshintergründe, soziale Schichten oder kulturelle Vorlieben eine höhere Wertigkeit besitzen als andere. Politiker, die beispielsweise an Eliteuniversitäten ausgebildet wurden, neigen manchmal dazu, ihre eigenen Ansichten und die ihrer Peers als überlegen zu betrachten, während sie die Perspektiven anderer, die nicht den gleichen akademischen oder sozialen Hintergrund teilen, gering schätzen.

Diese Einstellung wird durch eine politische Kultur verstärkt, die in vielen westlichen Demokratien vorherrscht, in der technokratische Expertise und intellektuelle Raffinesse oft als Hauptkriterien für politische Kompetenz gelten. Während Expertise zweifellos wichtig ist, kann diese Haltung leicht in Arroganz umschlagen, die das Verständnis und die Empathie für die alltäglichen Sorgen der Bürger mindert.

Die Auswirkungen auf die Demokratie

Der Snobismus in der Politik hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Demokratie. Zum einen führt er zu einer Entfremdung der Bevölkerung von den politischen Eliten. Wenn Bürger das Gefühl haben, dass ihre Sorgen und Nöte nicht ernst genommen werden, verlieren sie das Vertrauen in politische Institutionen. Dieses Misstrauen ist ein fruchtbarer Boden für populistische Bewegungen, die genau diesen Elite-Snobismus angreifen und sich als wahre Vertreter des „Volkes“ positionieren.

Zum anderen kann politischer Snobismus die Debattenkultur vergiften. Anstatt eines offenen, respektvollen Dialogs, in dem unterschiedliche Meinungen gehört und abgewogen werden, dominiert eine Kultur der Abwertung und des Ausschlusses. Dies führt dazu, dass konstruktive Diskussionen erstickt werden und Kompromisse, die das Herzstück jeder Demokratie sind, schwerer zu erreichen sind.

Die heute Politik in Deutschland zeigt Snobismus in einer vielfältigen Form.

Angefangen bei der „Akademikerpartei“ Bündnis 90/Die Grünen, oft auch als Verbotspartei diffamiert. Ob in der Umweltpolitik oder der Asylpolitik, die Partei nahm für sich heraus, den einzig wahren Weg zu kennen. Andere Meinungen, z. B. vom Tübinger Oberbürgermeister Olaf Palmer führten bis zum politischem Aus der Person in der Partei. Es galt für die Partei, dass stets das „Maximale“ erreicht werden musste. Konzens oder eine Politik der kleinen Schritte war keine Option.

So wurden auch viele Forderungen der Grünen nach der letzten Bundestagswahl in das Koalitionsprogramm von SPD, Grüne und FDP aufgenommen. Besonders der FDP war schon bei Unterzeichnung bewusst, dass sie diese maximalen Forderungen nie umsetzen wird.

Aber auch die FDP erlag dem Snobismus. Statt nach Verständigung und Ausgleich zu suchen, versuchte sie jetzt ihre Forderungen und politischen Ansichten zu 100 Prozent umzusetzen. Konnten sich die Grünen noch auf die Unterstützung von großen Teilen der Wissenschaft berufen, wie beim Klimawandel, so fand die FDP diese Unterstützung z. B. bei der Schuldenbremse nicht mehr. Von den Gewerkschaften bis zu den Wirtschaftsverbänden und Wissenschaftlern fordern fast alle eine Reform der Schuldenbremse. Die FDP beharrt aber auf deren Einhaltung ohne Kompromisse, was angesichts der maroden Schulen, Straßen und Schienen, nur um einige Beispiele zu nennen, auf Unverständnis bei den Bürgern stößt.

Beiden Parteien laufen deshalb die Wähler weg, den Grünen, weil sie ihre Versprechen nicht umsetzen konnte, der FDP, weil sie Deutschland ruiniert. Problem beider Parteien ist ihre mangelnde Kompromissbereitschaft.

Die FDP leidet vor allem am Snobismus ihres Vorsitzenden und Bundesfinanzministers Christian Lindner, der bei jeder Gelegenheit den Bürgern zeigt, dass er auch außerhalb der Politik ein „besserer“, erfolgreicherer Mensch ist.

Diese Überheblichkeit teilt er sich mit Sarah Wagenknecht, die von sich so überzeugt ist, dass sie sogar ihre eigene Partei unter ihrem Namen gründete. Sie ist so überzeugt von sich und ihrer Unfehlbarkeit, dass sie als Bundesvorsitzende sogar davon ausgeht, bei jeder eventuellen Koalitionsverhandlung in den Ländern persönlich anwesend zu sein. Ohne sie wird nichts unterschrieben, denn nur sie kennt den richtigen Weg. Dies gleicht schon mehr einer Sekte als einer Partei, denn sie ist die „Erleuchtete“,

Eine ganz andere Art von Snobismus verfolgt die AfD. Für sie gilt, dass der weiße christliche deutsche Mann das Maß aller Dinge ist. Eine lesbische Frau wie Alice Weigel dient den Männern der AfD nur als Feigenblatt. Sie wird in der ersten Reihe nur geduldet, bis die Partei ihr Ziel, das Deutschland nur noch von Deutschen bewohnt wird, erreicht hat. Männer aus der zweiten Reihe der AfD beschreiben dies in den sozialen Medien oft unverblümt. Deutschland ist das Größte, der Deutsche sowieso. Und wenn es in der Geschichte mal nicht so war, dann war es nur ein „Fliegenschiss“. Ganz nach dem Vorbild von Donald Trump gilt auch hier „Macht Deutschland wieder groß“. Dabei ist hier nicht nur die wirtschaftliche Größe gemeint. Auch militärisch will man wieder die Welt beherrschen. Zur Not zu Beginn auch als Anhängsel von Russland oder China. Das hatten wir schon mal. Auch die Eroberung Europas im Zweiten Weltkrieg begann zunächst mit der Unterstützung Russlands bis man sich stark genug fühlte auch Russland anzugreifen. Wie damals erliegt auch die AfD heute der totalen Selbstüberschätzung. Aber anders als Grüne und FDP bezieht die AfD die Bevölkerung in diese Selbstüberschätzung mit ein. Wir sind Deutsche, wir sind besser, wir werden die Welt beherrschen.

Marie LePen hat dies schon lange erkannt. Zwischen ihrer RN und der AfD liegen Welten und sie fürchtet nichts mehr als eine AfD-geführte Bundesregierung in Deutschland, denn die AfD will das Elsass wieder in Deutschland integrieren.

Wie können wir diese politische Misere überwinden?

Um den Snobismus in der Politik zu überwinden, ist es entscheidend, dass politische Akteure eine Haltung der Demut und des Respekts gegenüber allen Bürgern einnehmen. Dies bedeutet, dass Politiker sich nicht nur auf die Expertise von Technokraten verlassen sollten, sondern auch auf die Weisheit und Erfahrung der Menschen, die sie vertreten. Die Integration von Bürgerbeteiligungsprozessen, die auch die Stimmen derjenigen einbezieht, die traditionell nicht gehört werden, kann ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein.

Politiker, zu den „Überheblichen“ gehören auch Friedrich Merz und Markus Söder, aber auch Parteien als Einheit müssen lernen dass politische Debatten in einer Sprache geführt werden, die für alle verständlich ist. Dies bedeutet nicht, dass komplexe Themen vereinfacht werden sollten, sondern dass sie so erklärt werden, dass sie für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sind.

Politiker und Parteien müssen auch wieder konsensfähig werden. Sie müssen nach Lösungen suchen, auch Teilschritte gehen, wenn der „große Schritt“ nicht möglich ist. Sie müssen auch Menschen einbeziehen, die nicht zu ihrer Klientel, zu ihren Wählern gehören.

Snobismus kann die Grundlagen der Demokratie untergraben. Um eine gesunde und inklusive politische Kultur zu fördern, müssen politische Akteure lernen, auf Augenhöhe mit den Bürgern zu kommunizieren und deren Lebenswirklichkeiten ernst zu nehmen. Nur so kann das Vertrauen in demokratische Institutionen gestärkt und die Spaltung zwischen Eliten („die da oben“) und Bevölkerung überwunden werden.

Auch Journalisten neigen dazu, snobistisch zu schreiben und zu wirken. Andere zu belehren. Ich fordere Sie, liebe Leser, auf, auf meine Einlassungen zu reagieren. Meine Meinung muss nicht die richtige sein.

Joachim Abel

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