Jedes Jahr am zweiten Freitag im Juli finden in den vier Regierungspräsidien die Ortsgespräche des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart statt. Ziel ist ein interdisziplinärer Austausch der an einer Denkmalsanierung Beteiligten und am Thema Interessierten – direkt vor Ort im Denkmal. 2024 fanden landesweit fünf Aktionen statt.
Erfolgreiche Denkmalpflege setzt das Zusammenwirken vieler Beteiligter voraus. Wichtige Aufgaben haben Bauherrinnen und -herren, Architektinnen und Architekten, Planerinnen und Planer sowie Handwerkerinnen und Handwerker. Abhängig von der Art der baulichen Veränderung sind auch Bauforschende, Restauratorinnen und Restauratoren und viele mehr beteiligt. Als Genehmigende nehmen die Unteren Denkmalschutzbehörden eine zentrale Rolle ein. Das LAD stellt als Fachbehörde die Denkmaleigenschaft fest, berät und unterstützt das Partnerfeld, wickelt das Denkmalförderprogramm ab und gibt die Stellungnahme zu den geplanten Baumaßnahmen ab. Zur Förderung des Austausches zwischen den Beteiligten und zur Wissensvermittlung an Interessierte in Sachen Denkmalsanierung hat das LAD 2022 die Ortsgespräche ins Leben gerufen.
Beim Pfarrhaus in Weinsberg (Kreis Heilbronn) ging es in diesem Jahr um ein Sorgenkind: Nach 30-jährigem Leerstand und fehlendem Bauunterhalt war der 450 Jahre alte denkmalgeschützte Alte Pfarrhof, bestehend aus Pfarrhaus und rückwärtig angebauter Scheune, bei Beginn der Instandsetzung in einem schlechten Zustand. Komplett eingewachsen, wurde das sogenannte Dornröschenhaus seit dem Frühjahr 2023 regelrecht „wachgeküsst“. Welche Voruntersuchungen und Grundlagen erforderlich sind, um solch ein Vorhaben planerisch und finanziell zu bewältigen, war Thema dieses Ortsgesprächs unter dem Motto „Vom Abbruch-Kandidaten zum Leuchtturmprojekt“.
Im Fokus des Ortsgesprächs im benachbarten Lauffen am Neckar (Kreis Heilbronn) stand das Projekt „denkmal_minimal“. Anhand von vier Fallbeispielen wurden methodische Wege aufgezeigt, wie bei ähnlich gearteten Objekten Anreize für Kommunen, Planerinnen und Planer sowie Eigentümerinnen und Eigentümer entstehen, Kulturdenkmale mit gezieltem, möglichst geringem Mitteleinsatz und mit Unterstützung von Sanierungsmitteln instand zu setzen. Das Kulturdenkmal Heilbronner Straße 4 diente hier als Anschauungsobjekt.
Beim Termin am Gründlehof in Hornberg-Reichenbach (Ortenaukreis) und am Farnrainhof in Elzach-Yach (Kreis Emmendingen) wurden exemplarisch zwei Varianten der denkmalgerechten Sanierung von Schwarzwaldhöfen präsentiert. Der Gründlehof wurde traditionell zimmermannmäßig repariert, die Statik ertüchtigt, moderne Zutaten wurden bewusst modern abgesetzt. Beim Farnrainhof lag der Schwerpunkt neben dem Erhalt von Binnenstruktur und Ausstattung auf der Erlebbarkeit der historischen Oberflächen.
In Nagold-Pfrondorf (Kreis Calw) stellte sich die Frage: Wie kann eine geschindelte Fassade energetisch ertüchtigt werden, ohne Verlust des für ein Denkmal so wichtigen Erscheinungsbildes? In diesem Fall konnte eine Dämmung hinter der Schindelfassade untergebracht werden, erhalten blieben auch Zierelemente und Fensterläden. Wie dies planerisch und technisch möglich war, darum ging es in diesem Ortsgespräch ebenso wie um die Sanierung und den Ausbau im Inneren.
Im katholischen Pfarrhaus in Deggenhausertal-Urnau (Bodenseekreis) stand der Abstimmungs- und Entwurfsprozess der umfassenden energetischen Sanierung des Gebäudes im Mittelpunkt. Es wurden verschiedene haustechnische und bautechnische Komponenten vorgestellt, zum Beispiel die Ertüchtigung der Bestandsfenster, eine Innendämmung, die Erneuerung der Heiztechnik, die Umsetzung eines Lüftungskonzepts und die Anbringung von Photovoltaik-Modulen auf Nebengebäuden des Denkmals aus dem 18. Jahrhundert.
Etwa 120 Teilnehmende konnten sich insgesamt über aktuelle Fragestellungen und konkrete Lösungsmöglichkeiten im Denkmalbereich informieren und untereinander sowie mit den Mitarbeitenden des LAD austauschen. Die Reihe wird 2025 fortgesetzt.
PM Regierungspräsidium Stuttgart