Freiwillig Tempo 80 für weniger Unfälle auf Landstraßen

Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann reagiert auf die jüngsten Statistiken zu Verkehrstoten auf Landstraßen. Mit Tempo 80 auf engen Landstraßen könnte die Zahl der Unfälle reduziert und Leben gerettet werden. Die landesweite Initiative „Team Vision Zero“, für null Verkehrstote und Schwerverletzte, wirbt aus diesem Grund dieses Jahr auf Landstraßen für vorsichtiges und langsameres Fahren.

Die neueste Verkehrsunfallstatistik lässt aufhorchen. Zwar geht die Zahl der Schwerverletzten im Straßenverkehr zurück, die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmenden stieg dagegen im Jahr 2023 auf 369. „Um das Ziel der Vision Zero zu erreichen, muss mehr geschehen“, so Verkehrsminister Hermann. „Deswegen liegt dieses Jahr unser Fokus auf den Landstraßen als unsere gefährlichsten Straßen im Land.“

Entgegen der Annahmen Vieler ereignen sich die besonders schlimmen Unfälle nicht auf Autobahnen sondern auf Landstraßen. Rund 55 Prozent der tödlichen Unfälle passierten im letzten Jahr außerorts auf Bundes- und Landesstraßen und auf Kreis- und Kommunalstraßen. Damit sind die sogenannten Landstraßen die gefährlichsten Straßen in Baden-Württemberg.

Freiwillig Tempo 80 auf engen Landstraßen

Eine zu hohe Geschwindigkeit zählt zu den Hauptunfallursachen auf Landstraßen. Deswegen sieht Verkehrsminister Winfried Hermann angepasstes und langsameres Fahren als wichtigstes Mittel für weniger Verkehrsunfälle: „Wer freiwillig Tempo 80 fährt, kann den Schwierigkeiten auf Landstraßen besser begegnen und ist gelassener unterwegs. Niemand muss das formell erlaubte Tempo ausreizen. Im Gegenteil: Auf engen Straßen, kurvigen Abschnitten und bei schlechten Witterungsverhältnissen ist langsamer fahren unerlässlich, um sicher ans Ziel zu kommen.“ Hermann appelliert deswegen an alle Verkehrsteilnehmenden, ihr Verhalten auf Landstraßen zu reflektieren und nicht nur sich, sondern auch alle anderen zu schützen.

Mehrheit für Tempo 80 auf schlecht ausgebauten Landstraßen

Rund 61 Prozent aller Autofahrenden sind mehrmals monatlich auf schlecht ausgebauten Landstraßen unterwegs. Einer repräsentativen Umfrage des Verkehrsministeriums zufolge, befürwortet auf diesen Straßen eine Mehrheit ein Tempolimit von 80 km/h. Ganze 59 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus. Auf gut ausgebauten, mehrspurigen Landstraßen halten 72 Prozent der Befragten das aktuell geltende Tempolimit von 100 km/h für ausreichend.

Kampagnenfokus „Gelassen über unsere Landstraßen“

Die Verkehrssicherheitskampagne „Team Vision Zero“ hat 2024 zum Ziel, die Bevölkerung über das Risiko auf Landstraßen aufzuklären und zum langsameren Fahren auf engen Landstraßen aufzurufen.

Im Straßenverkehr wird geflucht, gedrängelt, zu schnell gefahren, riskant überholt. Ein Maskottchen, das „innere Monster“, personifiziert dieses Verhalten und wirbt gleichzeitig für mehr Rücksicht und Gelassenheit hinter dem Steuer. Neben Informationen in Flyern und auf der Kampagnen-Webseite werden Plakate und Banner Autofahrende in den nächsten Monaten sensibilisieren. Diese werden entlang von Landstraßen in Baden-Württemberg aufgestellt und rufen zu mehr Gelassenheit am Steuer und langsamerem Fahren auf.

Viele neue Unterstützer für das „Team Vision Zero“

Über das ganze Land hinweg unterstützen Gemeinden und Landkreise das Team Vision Zero. Zusätzlich setzen sich dieses Jahr Rettungskräfte für das Thema ein. Ronja Ester, Rettungssanitäterin und Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, Marco Brand, Berufsfeuerwehr, und Kilian Wieczorek, ebenfalls Berufsfeuerwehr, haben jeden Tag mit den fatalen Folgen nicht angepasster Fahrweise zu tun. „Wir sind alle froh, dass wir auf diesem Weg dazu beitragen können, die Verkehrsteilnehmenden wachzurütteln. Wir werden unsere ganz eigenen und hautnahen Erfahrungen mit allen teilen. Es ist so wichtig, sich der Gefahren besonders auf Landstraßen bewusst zu sein und entsprechend angepasst zu fahren!“, betont Marco Brand.

Geringe Zeitersparnis durch höhere Geschwindigkeit

Über 90 Prozent aller Autofahrenden fahren gelegentlich oder häufiger auf Landstraßen. Als Hauptgefahrenaspekte nennen sie überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol und Drogen, Überholmanöver und ein ungenügender Sicherheitsabstand. Vor allem die jüngeren Verkehrsteilnehmenden geben an, häufig in Eile zu sein und aufgrund von Zeit- und Termindruck zu schnell zu fahren. Da hilft vor allem eines: gelassen bleiben, Tempo reduzieren und rücksichtsvoll fahren. Deswegen spricht das Verkehrsministerium in diesem Jahr auch vermehrt Vereine und Verbände in Baden-Württemberg an, die häufig auf Landstraßen unterwegs zu Terminen sind. Denn die Statistik hat gezeigt, dass auf zehn Kilometern lediglich eine Minute Fahrtzeit eingespart wird, wenn 100 statt 80 km/h gefahren wird.

Verkehrsminister Hermann betont: „Je mehr Vereine und Verbände mitmachen und auf die Gefahren hinweisen, desto größer ist der Erfolg. Gerade bei Vereinen, deren Mitglieder regelmäßig über Landstraßen zu Treffen, Trainings und Turnieren fahren, möchten wir ansetzen. Wir bieten 2024 Aktionen und Tipps an, mit denen wir möglichst viele motivieren möchten.“

Hintergrundinformation

2019 hat das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg seine mehrjährige Verkehrssicherheitskampagne gestartet. Seit 2023 wirbt die Kampagne unter dem Aktionsmotto „Team Vision Zero“ verstärkt bei jungen und alten Menschen. Diese sollen gemeinsam am Ziel von null Verkehrstoten und Schwerverletzten im Straßenverkehr – der Vision Zero – mitarbeiten.

Die Kampagne macht auf wichtige Sicherheitsthemen aufmerksam, klärt über Fakten auf und gibt konkrete Tipps für Verhaltensänderungen.

Weitere Informationen zur Kampagne: www.team-vision-zero.de

PM Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

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