Gesundheitsschädlicher Motorradlärm in Holzminden: Deutsche Umwelthilfe und Vereinigter Arbeitskreis gegen Motorradlärm legen Aktionsplan vor

  • Hohe Belastung durch Motorradlärm im Kreis Holzminden: DUH und VAGM erarbeiten Maßnahmen für Schutz von Anwohnerinnen und Anwohnern
  • Aktionsplan im Auftrag des Umweltministeriums und auf Beschluss des Kreistags enthält Mix mehrerer Instrumente: Tempo 30 innerorts, Lärmpausen und Durchfahrtsbeschränkungen für besonders laute Motorräder
  • DUH und VAGM fordern Kreistag und Behörden auf, den Plan schnellstmöglich und umfassend umzusetzen
  • Für langfristig wirksamen Lärmschutz: DUH fordert Reform des Straßenverkehrsrechts und Verbrenner-Aus auch für Motorräder

 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gemeinsam mit dem Vereinigten Arbeitskreis gegen Motorradlärm (VAGM) einen Aktionsplan vorgelegt, um Anwohnerinnen und Anwohner im stark belasteten niedersächsischen Landkreis Holzminden vor gesundheitsschädlichem Motorradlärm zu schützen. Das Projekt wurde vom niedersächsischen Umweltministerium gefördert, der Kreistag hatte die Aufstellung des Plans einstimmig beschlossen und die Liste der ausgewählten Orte noch ergänzt. Er enthält einen Mix wirksamer Maßnahmen, die auf wissenschaftlichen Daten und erfolgreichen Pilotprojekten im deutschsprachigen Raum basieren. Dazu zählen Tempo 30 innerorts, rotierende Lärmpausen an bestimmten Wochenenden und Durchfahrtsbeschränkungen für Motorräder mit einem Standgeräusch von mehr als 90 Dezibel an ausgewählten Streckenabschnitten. Diese Vorgabe ist über die Fahrzeugpapiere sowohl für die Fahrzeughalter als auch Behörden leicht zu überprüfen.

Zahlreiche Berichte von Anwohnerinnen und Anwohnern belegen seit Jahren eine massive Lärmbelastung in der Region Holzminden – insbesondere an stark frequentierten Motorrad-Streckenabschnitten. Der Aktionsplan soll helfen, zumindest Verbesserungen und ein Mindestmaß an Schutz für die Betroffenen vor den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen des Lärms zu erreichen. Deshalb fordern DUH und VAGM nun die schnellstmögliche Umsetzung.

Dorothee Saar, Leiterin des Bereichs Verkehr und Luftreinhaltung der DUH: „Seit Jahren fordern die Betroffenen in Holzminden Schutz. Denn übermäßiger Lärm ist nicht nur lästig, er führt erwiesenermaßen zu schwerwiegenden Erkrankungen. Unser Aktionsplan ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einem Kompromiss und einer dauerhaften Lösung – für Betroffene ebenso wie für Motorradfahrerinnen und -fahrer. Die vorgeschlagenen Maßnahmen verschaffen ein Mindestmaß an Lärmschutz und bieten zugleich ausreichend Ausweichrouten für Bikerinnen und Biker an Wochenenden mit Lärmpause. Jetzt sind der Kreistag und die örtlichen Behörden am Zug, die Maßnahmen schnell und rechtssicher umzusetzen. Aber langfristig reichen Pilotprojekte und mühsam erkämpfte Kompromisse nicht aus. Wir fordern von Bundesverkehrsminister Wissing eine Reform des Straßenverkehrsrechts, um rechtliche und bürokratische Hürden für Lärmschutz abzuschaffen und die Gesundheit der Menschen endlich zu berücksichtigen.“

Bei der Fahrzeugzulassung müsse laut DUH zudem ein Lärmgrenzwert festgesetzt werden, der in keinem Fahrzustand überschritten werden darf. Die aktuellen Regelungen diesbezüglich seien von der Industrie geprägt und vollkommen unzureichend. Letztendlich sei auch für Motorräder der flächendeckende Umstieg auf Elektroantrieb unvermeidlich, analog zum bereits beschlossenen Verbrenner-Aus für Pkw ab 2035.

Holger Siegel vom VAGM: „Auch wenn die Motorrad-Lobby hier zunächst pauschal blockt: Nur mit solchen Pilotversuchen können wir herausfinden, was gegen gesundheitsschädlichen Motorradlärm wirkt. Und dafür haben wir jetzt eine Auswahl von Maßnahmen vorgelegt, die sich bewähren können.“

Für die Umsetzung des Aktionsplans sind nun die Behörden vor Ort zuständig. Die DUH kündigt an, die Entwicklungen im Landkreis Holzminden auch weiterhin zu begleiten.

Hintergrund:

Nach Luftverschmutzung ist Lärm die zweitgrößte umweltbedingte Ursache für Gesundheitsprobleme. Unter den Lärmquellen ist nach Angaben des Umweltbundesamts der Straßenverkehr die mit Abstand dominanteste: Drei Viertel der Menschen in Deutschland werden durch Straßenverkehrslärm gestört oder gar belästigt.

Besonders gesundheitsschädlich sind die sogenannten Lärmspitzen. Dies sind einzelne extreme Lärmsituationen (etwa bei zu starker Beschleunigung, oder wegen manipulierter Auspuffanlagen), die vor allem von Motorrädern und teilweise Sport-Pkw sowohl im städtischen Verkehr als auch auf beliebten Ausflugstrecken im ländlichen Raum verursacht werden.

Links:

 

PM Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

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