2022 wurden deutschlandweit 4.207.231 Tiere für „wissenschaftliche“ Zwecke missbraucht und in den meisten Fällen danach getötet. 2.437.794 von ihnen wurden direkt in Versuchen oder für die Organentnahme um ihr Leben gebracht. Dies sind nahezu so viele wie in den beiden Vorjahren. 2020 waren es 2.533.664 Tiere; im Folgejahr 2.503.682.
Hinzu kommen weitere 1,76 Millionen sogenannte Überschusstiere, die gezüchtet und getötet, jedoch nicht in Versuchen „verwendet“ wurden. Im Vergleich zum Vorjahr reduzierte sich ihre Zahl signifikant: 2021 waren es noch über 2,55 Millionen Tiere, also ein Drittel mehr. Damit wurden 2022 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 851.011 Tiere weniger im Namen der „Wissenschaft“ missbraucht und getötet. Bereits in ihrem Koalitionsvertrag hatte sich die Regierung vor zwei Jahren dazu verpflichtet, eine Strategie zur Reduktion von Tierversuchen zu entwickeln und gleichzeitig tierversuchsfreie Methoden finanziell zu fördern. PETA appelliert weiterhin an die Bundesregierung, ihr Vorhaben schnell umzusetzen, bevor Millionen weitere Tiere sterben.
„Auch wenn die aktuellen Zahlen niedriger sind als im Vorjahr, wurden noch immer über 4 Millionen fühlende Lebewesen für die ‚Wissenschaft’ missbraucht – teils unter unvorstellbarem Leid. Seit Beginn der Amtsperiode wurden insgesamt also über 9 Millionen Tiere getötet. Die meisten davon in nicht vorgeschriebenen Tierversuchen in der Grundlagen- und angewandten Forschung“, so Biochemikerin Dr. Tina Stibbe, Beraterin für Wissenschaftspolitik bei PETA. „Die Regierung darf jetzt keine Zeit verlieren und muss ihre Versprechungen endlich umsetzen. Bisher wurde weder eine Reduktionsstrategie, noch Pläne zur verstärkten Förderung tierfreier Methoden noch die Etablierung des ressortübergreifenden Kompetenznetzwerks vorgelegt. Das muss schnellstens nachgeholt werden.“
Mehr Kaninchen, Primaten und Hunde, weniger Mäuse und Ratten
Im Jahr 2021 lag die Gesamtzahl bei 2.503.682 „Versuchstieren“. 2022 waren es noch 2.437.794 Tiere. Das entspricht einem Rückgang von 2,63 Prozent. Im aktuellen Erhebungszeitraum fristeten unter anderem 2.267 Affen und Halbaffen, 2,877 Hunde und 538 Katzen ihr Dasein in Tierversuchslaboren. Während die Zahl der missbrauchten Nagetiere sank, erhöhte sich dich Zahl der Kaninchen und Hunde – die der Primaten sogar um über 18 Prozent. Trotz der Reduktion machen Mäuse und Ratten zusammen mit Fischen mit weit über zwei Millionen Individuen den Großteil aller sogenannten Versuchstiere aus. Denn sie sind vergleichsweise günstig und können in großer Anzahl auf kleinstem Raum gehalten werden. Außerdem gelten sie als leicht austauschbar und haben für viele Menschen weniger „emotionalen Wert“ als andere Tiere. Zu den 2,4 Millionen Tieren kommen weitere knapp 1,8 Millionen, die gezüchtet und getötet, aber nicht „verwendet“ wurden. Die Zahl dieser sogenannten Überschusstiere wird in der Statistik erst seit vergangenem Jahr erfasst – damals waren es 2,5 Millionen zusätzliche Tiere, also fast 800.000 mehr. [1]
Erfreulich ist, dass die Zahl der Tierversuche mit dem Schweregrad „schwer“ – die also die höchstmögliche Belastung für die Tiere mit sich bringen – im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückging. Während 2021 noch 79.451 Tiere enormes Leid ertragen mussten, waren es 2022 nur noch 62.377 Tiere.
Wissenschaft statt Tierversuche
Ein Großteil der Bevölkerung lehnt Tierversuche ab. Mit der Europäischen Bürgerinitiative gegen Tierversuche konnte PETA gemeinsam mit weiteren Tierschutzorganisationen im vergangenen Jahr über 1,2 Millionen Stimmen von in der EU lebenden Menschen sammeln, die sich für das Ende von Tierversuchen aussprechen. Die Kommission zeigte sich einem Ausstiegsplan gegenüber offen, bisher sind die Maßnahmen jedoch nicht umfassend und tiefgreifend genug. Da ohne konkrete Maßnahmen keine Besserung eintreten wird, hat PETA Deutschland bereits 2020 den „Research Modernisation Deal“ vorgestellt – ein Leitfaden für die Umsetzung einer längst überfälligen Ausstiegsstrategie aus Tierversuchen zugunsten von tierfreien Methoden. Dazu übergab PETA am 28. November auch die Petition mit 206.422 Unterschriften an das BMEL.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Deutsches Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (2023): Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2022. Online abrufbar unter: https://www.bf3r.de/de/verwendung_von_versuchstieren_im_jahr_2022-313306.html, (11.12.2023).
Weitere Informationen:
Wissenschaft-statt-Tierversuche.de
PETA.de/Themen/Tierversuche-in-Deutschland
PM PETA Deutschland e.V.