NABU: Nach konservativer Blockade im EU-Parlament muss Baden-Württemberg bei Pestizidreduktion selbst stärker handeln

„Wir sind enttäuscht über diese kurzsichtige Blockadehaltung konservativer EU-Abgeordneter, auch aus Baden-Württemberg. Damit verschieben sie die Suche nach Lösungen gegen den dramatischen Biodiversitäts- und Artenverlust auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Dabei hätten wir dringend EU-weite Regelungen zu Pflanzenschutzmitteln sowie deren Reduktion benötigt. Davon hätte auch die Artenvielfalt in Baden-Württemberg profitiert. Ökologisch wirtschaftende Betriebe zeigen ja bereits, dass es auch ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel geht“, sagt Jochen Goedecke, Landwirtschaftsreferent des NABU Baden-Württemberg.

Das EU-Parlament hat sich heute gegen eine Verordnung zur Nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Sustainable Use Regulation, Abk. SUR) ausgesprochen. Der vorliegende Entwurf sah unter anderem eine verbindliche Reduktion des Einsatzes und des Risikos von Pflanzenschutzmitteln auf EU-Ebene um 50 Prozent vor. „Eine ambitionierte SUR wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine nachhaltigere Landnutzung gewesen. Damit wurde eine Riesenchance verspielt und es fehlen weiterhin europaweite einheitliche Ziele und Standards“, so Goedecke weiter. Am Ende hatte eine Mehrheit aus konservativen und rechts-nationalen Politikerinnen und Politikern den Entwurf bis ins unkenntliche verwässert.

Goedecke stellt fest: „Der Südwesten ist bei der Pestizidreduktion nun stärker gefordert und zugleich mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz gut aufgestellt. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 kann noch gelingen. Dazu müsste der Flächenanteil von aktuell 14,5 Prozent (2022) bis Ende des Jahrzehnts verdoppelt werden. Von dem Ziel, den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent bis 2030 zu senken, sind wir faktisch leider noch weit entfernt. Das Land müsste dafür noch konkretere Reduktionsmaßnahmen vorlegen. Da vor wenigen Tagen auch das europaweite Verbot für das Totalherbizid Glyphosat gescheitert ist, ist Baden-Württemberg für die Erreichung seiner Ziele nun komplett auf sich gestellt und muss beweisen, dass es mit seinem Ansatz Erfolg hat.“

NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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