Lebenslänglich ohne Tageslicht und frische Luft

Lebenslänglich ohne Tageslicht und frische Luft: Nach PETAs jahrelangem Bemühen um affengerechte Unterkunft lehnt Albaquarium Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisation ab.

Im Albaquarium, einer vereinsgeführten zoologischen Einrichtung, die sich im Keller eines städtischen Hallenbads in Albstadt befindet, wird seit 2010 eine Gruppe Weißbüschelaffen gehalten. Ohne Zugang zu einem Außengehege und ohne Tageslicht fristen ein Vater und seine vier Söhne ihr Dasein in einem Terrarium. Dies widerspricht den 2014 vom Bundeslandwirtschaftsministerium angepassten Haltungsvorgaben [1]. In Absprache mit PETA hatten die Zooverantwortlichen 2020 signalisiert, die Weißbüschelaffen in ein tiergerechtes Zuhause abgeben zu wollen. Auch die zuständige Veterinärbehörde des Landratsamts Zollernalbkreis hatte sich dafür ausgesprochen, die Haltung aufzulösen. PETA hat seither diverse Möglichkeiten ausgelotet, dem Verein dabei zu helfen, der Affenfamilie einen Neustart in einem geeigneten Umfeld zu ermöglichen. Die Korrespondenz mit dem Vorstand des Albaquariums legt nun nach Ansicht der Tierschutzorganisation nahe, dass der Halter nicht ernsthaft an einer Vermittlung interessiert ist. Die Untätigkeit der Zoobetreiber kritisiert die Tierrechtsorganisation scharf.

„Noch nie konnten der Weißbüschelaffen-Vater und seine vier Söhne frische Luft atmen, warme Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und natürlichen Boden unter ihren Füßen spüren“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Wenn es nach den Zooverantwortlichen ginge, müssten die Tiere bis an ihr Lebensende im Albaquarium ausharren. Wir appellieren an den Vorstand, sich ein Herz zu fassen und im Sinne der Affenfamilie doch noch einzulenken.“

Hintergrundinformationen

Nachdem Whistleblower PETA 2020 auf das Albaquarium im schwäbischen Albstadt aufmerksam machten, wandte sich die Tierrechtsorganisation an die Veterinärbehörde im Landratsamt Zollernalbkreis. Eindringlich bat sie die Amtsveterinäre, diese Haltungsform der fünf Weißbüschelaffen zu untersagen. Gemäß den Vorgaben des Säugetiergutachtens von 2014 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft muss für Krallenaffen auch eine Außenanlage zur Verfügung stehen, sodass die Tiere frei zwischen Innen- und Außengehegen wechseln können [1]. Im Albaquarium ist dies nicht gegeben. Anstelle von Tageslicht erhalten die Primaten UV-Bestrahlung und Vitamin D3-Tabletten. Die zuständige Dienststelle teilte PETA mit, dass die Affenfamilie schon vor der Novellierung des Säugetiergutachtens in dem Terrarium gehalten wurde. Damals entsprach dies den rechtlichen Bestimmungen. Eine Erweiterung des Geheges ist baulich nicht möglich. Darum duldet das Veterinäramt die bestehende Haltung unter Auflagen bis 2031. Der vermeintliche Kompromiss ist für PETA nicht akzeptabel. Das Alter der Tiere beträgt derzeit acht bis vierzehn Jahre. Bis zum Ablauf der Frist wäre ihr natürliches Lebensende vermutlich erreicht und ein schöner Lebensabend bliebe ihnen verwehrt.

Seit drei Jahren bemüht sich PETA darum, den Tieren zu helfen und hatte bereits bei Auffangstationen nach Unterbringungsmöglichkeiten gefragt. Teils wurden die Vorschläge von den Betreibern des Albaquariums aus unterschiedlichen Gründen abgelehnt. Dass der Halter die Affen nur direkt und ohne Zwischenstation abgeben möchte, erschwert die Suche. Hinzu kommt, dass die zoologische Einrichtung selbst über keine sogenannte Balai-Zertifizierung verfügt. Ohne dieses Zertifikat ist bei einem Transfer der Tiere zuvor ein vierwöchiger Quarantäneaufenthalt notwendig.

Weißbüschelaffen sind Primaten mit anspruchsvollen arteigenen Bedürfnissen. Die hochsozialen Tiere leben in der Natur in Gruppen von bis zu 15 Tieren. Sie bewohnen die Wälder Brasiliens und sind mit ihrer Größe von 16 bis 20 Zentimetern die kleinsten Vertreter der Gruppe der höheren Primaten. In Gefangenschaft beträgt ihre Lebenserwartung bis zu 16 Jahre.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2014): Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren. Online abrufbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/HaltungSaeugetiere.pdf?__blob=publicationFile&v=8. (21.​09.​2023).​

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Zoo

PM PETA Deutschland e.V.

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