- In 73 Städten ist Parken für nur einen Euro pro Stunde oder weniger möglich; Von 104 abgefragten Städten erheben nur Heidelberg und Osnabrück in allen bewirtschafteten Zonen angemessene Parkgebühren
- DUH fordert Ende von kostenlosem Kurzzeitparken, Brötchentaste und Co.: Eine Stunde Parken muss mindestens so viel kosten wie ein Einzelfahrschein im öffentlichen Nahverkehr
- Mehreinnahmen aus den Parkgebühren sollen in Bus und Bahn fließen
Ob kostenloses Kurzzeitparken, „Brötchentaste“ oder überhaupt keine Parkraumbewirtschaftung: Deutsche Städte lassen parkende Autos zu Billigpreisen oder gar umsonst den öffentlichen Raum blockieren und bremsen damit die Mobilitätswende aus. Das zeigt eine bundesweite Abfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 104 Städten, darunter alle Großstädte sowie die jeweils fünf größten Städte jedes Bundeslandes. In 73 der abgefragten Städte ist Parken demnach selbst in kostenpflichtigen Parkzonen für 1 Euro oder weniger pro Stunde möglich. Nur die Städte Heidelberg und Osnabrück verlangen in ihren Parkzonen konsequent Parkgebühren von mindestens 3 Euro pro Stunde. Stuttgart verlangt zwar mit 4,60 Euro pro Stunde die höchsten Gebühren aller abgefragten Städte, das aber nur direkt in der Innenstadt. In den angrenzenden Gebieten ist ein Parkticket bereits für 1,10 Euro pro Stunde zu haben. In 27 der 104 abgefragten Städte ist kostenloses Parken selbst in bewirtschafteten Zonen für kurze Zeit möglich.
Die DUH fordert eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in allen Städten und Gemeinden sowie ein Ende des kostenlosen Parkens im öffentlichen Raum. Für eine echte Lenkungswirkung sollte die Gebühr für einen Parkschein dabei pro Stunde mindestens so hoch sein, wie die Kosten für einen Einzelfahrschein in Bus und Bahn. Die Einnahmen aus den Parkgebühren sollen in den Ausbau von Bus und Bahn sowie Rad- und Gehwegen fließen.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Jedes Jahr steigt die Zahl der in Deutschland zugelassenen Autos um eine halbe Million an, gleichzeitig stehen sie im Schnitt mehr als 23 Stunden am Tag still. Trotzdem dürfen Autos in den meisten Städten kostenlos am Straßenrand stehen und nur in Teilen der Innenstädte werden geringe Beträge fällig. Wer durchschnittlich zwölf Quadratmeter öffentlichen Raum in Anspruch nimmt, sollte dafür auch eine angemessene Gebühr entrichten – und das nicht nur in der Innenstadt. Wir fordern ein flächendeckendes Parkraummanagement mit angemessenen Gebühren, um Raum für die Menschen zurückzugewinnen.“
In der Abfrage der DUH schneiden die Städte Koblenz und Frankfurt an der Oder besonders schlecht ab. Hier kann schon ab 25 Cent pro Stunde geparkt werden. Auch in Chemnitz, Cottbus, Duisburg, Magdeburg, Neubrandenburg und Stralsund wird der öffentliche Raum in vielen Gebieten für nur 50 Cent pro Stunde verscherbelt. St. Ingbert im Saarland ist die einzige abgefragte Stadt, in der überall kostenlos geparkt werden kann.
Robin Kulpa, Stellvertretender Leiter Verkehr und Luftreinhaltung der DUH: „Während Flächen zum Spielen, Flanieren und Verweilen sowie Parks und Grünflächen immer weniger werden, blockieren Autos oft zum Nulltarif den wertvollen öffentlichen Raum unserer Städte. Von einer flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung mit angemessenen Preisen profitieren vor allem die, die wirklich auf ihr Fahrzeug angewiesen sind. Handwerkerinnen, Paketbotinnen und Rettungswagen stehen tagein tagaus im Stau, weil die Zahl der Autos immer weiter steigt. Dieser Entwicklung muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden.“
Andere europäische Städte setzen bereits auf Gebühren mit echter Lenkungswirkung: In London etwa kostet eine Stunde Parken am Straßenrand bis zu 10 Euro. In Amsterdam und Oslo sind es bis zu 7,50 Euro pro Stunde.
Link:
Einen Überblick über die Gebühren in allen deutschen Großstädten sowie den fünf größten Städten je Bundesland finden Sie hier: https://l.duh.de/p230605
PM Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)