Für ihren Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg hat Umweltministerin Thekla Walker fünf Preisträgerinnen und Preisträgern den Landesnaturschutzpreis der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg verliehen.
Umwelt- und Naturschutzministerin Thekla Walker, hat am Samstag, 6. Mai 2023, in Stuttgart fünf Preisträgerinnen und Preisträgern den Landesnaturschutzpreis der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg verliehen. Das Motto der mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Auszeichnung lautete 2022: „Wo zwei sich treffen – Vielfalt in Saumbiotopen fördern!“.
Saumbiotope sind Übergangsräume zwischen verschiedenen Ökosystemen – etwa Wald und Wiesen. Sie bieten daher Tieren und Pflanzen aus verschiedenen Biotopen Lebensraum. Am Rand von landwirtschaftlichen Flächen sind Hecken und Blühstreifen zudem wichtige Rückzugs- und Schutzräume für Tiere.
Besonderes Engagement für den Erhalt von Saumbiotopen
Der Landesnaturschutzpreis 2022 zeichnet Initiativen aus, die im vergangenen Jahr mit besonderem Engagement für den Erhalt von Saumbiotopen aktiv sind oder Bildungs- und Öffentlichkeitsmaßnahmen dazu anbieten.
„Saumbiotope sind Lebensräume mit besonders vielen ökologischen Nischen. Initiativen, die diese Lebensräume erhalten, leisten damit sehr viel für den Erhalt der Artenvielfalt in unserem Land insgesamt. Solche Vorbilder wollen wir mit dem Preis herausheben und zur Nachahmung anregen“, sagte Ministerin Thekla Walker. Sie ist zugleich Vorsitzende der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg.
„Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist gleichbedeutend mit dem Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlagen. Umso wichtiger sind engagierte Menschen, die den Schutz unserer Pflanzen- und Tierwelt lokal vorantreiben und zugleich als gesamtgesellschaftliche Herausforderung sichtbar machen“, so Ministerin Walker.
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Landesnaturschutzpreises 2022 sind:
Preisträger mit einem Preisgeld von 2.000 Euro
Monitoring der Waldsäume im Gewann Spatzenfeld sowie Einspruch im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens Bolzensteig VI
Herr Müller-Krejcir begann 2019, sich im Waldgebiet Spatzenfeld genauer mit der Fauna und Flora zu beschäftigen, insbesondere dem Vorkommen von Schmetterlingen. Er untersucht seither akribisch den Saumbereich entlang eines Waldweges – von März bis Oktober mindestens 4-mal im Monat. Jährlich erweitert er seinen Beobachtungsradius und kartiert auch weitere Tier- und Pflanzenarten. Seine Ergebnisse stellt er der Forstverwaltung zur Verfügung: eine wertvolle Grundlage für eine optimierte Pflege des Saumbereichs. Seit 2021 lädt er die Ergebnisse seiner Schmetterlingsuntersuchungen auch auf einem Online-Portal zum Schmetterlingsvorkommen in Baden-Württemberg hoch.
Zudem erreichte er durch einen Einspruch zu einem Bebauungsplanverfahren, dass ein größerer Abstand von einem Gewerbegebiet zur benachbarten Saumvegetation eingehalten wurde; hier gaben seine umfangreichen Kartierungen den entsprechenden Ausschlag.
Preisträgerinnen und Preisträger mit einem Preisgeld von 4.500 Euro
Unser naturnaher und kindgerechter Schulgarten – ein Paradies für kleine und große Bienen
2016 startete das Projekt des naturnahen Schulgartens: Bei der Anlage legte der Verein viel Wert auf den Erhalt und die Entwicklung von Hochstaudensäumen. Außerdem wurden vorhandene Strukturen, wie beispielsweise eine Schlehen-Weißdorn-Eichenhecke inklusive Säumen erhalten. Für das circa 6.100 Qudratmeter große Gelände erstellten die Aktiven eigens einen Artenvielfaltsplan, der stetig erweitert wird.
Bei der Gestaltung des Gartens arbeiten Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Kinder zusammen. Durch das direkte Erleben der verschiedenen Pflanzen- und Tierarten hat das Projekt einen nachhaltigen naturpädagogischen Mehrwert.
Hervorzuheben ist, dass der Verein sein Wissen weitergeben möchte und ein Praxishandbuch für andere Schulen entwickeln wird.
Grünes Wissen und Gewissen
Die Dorfinitiative Weikersheim-Neubronn machte sich 2011 mit dem Projekt „Grünes Wissen und Gewissen“ auf den Weg, an verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet öffentliche Flächen an Wegrändern, Feldwegen und Straßenrändern aufzuwerten. 15 bis 20 Aktive verschiedensten Alters beteiligen sich an den Einsätzen.
Neben der Pflanzung von Bäumen und Sträuchern ist es auch das Ziel der Gruppe, Wegrandstrukturen wie Hecken und Säume, die bei einer früheren Flurbereinigung entfernt wurden, wieder neu zu schaffen und diese anschließend zu pflegen.
Des Weiteren legt sie Trockenbiotope und Totholzbereiche an – mit Erfolg: Vögel, Eidechsen, Insekten aller Art haben sich wieder angesiedelt.
Die einzelnen Standorte werden mit entsprechenden Hinweistafeln ausgestattet, um die Menschen über die Lebensräume zu informieren.
Randräume werden Rettungsinseln – Blütenpracht und Artenvielfalt am Tuniberg
Seit zehn Jahren nimmt sich der AK Wildbienen des NABU Freiburg der Böschungen und Wegränder am Tuniberg an.
2017 schloss er sich mit vier Landwirten zusammen, die in Eigeninitiative Blühfelder in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen Saumbiotopen anlegten.
Eine Besonderheit des Projektes: 2020 entwickelten die Landwirte und der AK Wildbienen des NABU gemeinsam ein Patenschaftsmodell: Bürgerinnen und Bürger können sich finanziell an der Anlage von Blühfeldern beteiligen; circa zwölf Hektar konnten dadurch bisher angelegt werden.
Vorhandene Saumbiotope werden gemeinsam gepflegt, aufgewertet und miteinander vernetzt; neue Saumbiotope werden angelegt.
Über Exkursionen, Ausstellungen und Messen wird die Öffentlichkeit intensiv eingebunden.
Nachhaltige Entwicklung und Pflege von naturschutzfachlich bedeutenden Säumen in Tübingen und Ammerbuch
Seit 1993 setzt sich der Verein intensiv für den Natur- und Artenschutz in der Region um Tübingen ein. Er betreut mehrere Hektar an eigenen, gepachteten oder Patenschaftsflächen. Bei allen Flächen legen die Aktiven ein besonderes Augenmerk auf ein differenziertes und angepasstes Pflegemanagement. Dadurch werden insbesondere Saumbiotope wie beispielsweise Böschungen, Hecken, Wald-, Weg- und Gebüschränder gefördert. Zugute kommt dies all den Arten, die auf solche Lebensräume angewiesen sind.
Hervorzuheben ist auch die breite Fachkenntnis der zahlreichen Mitglieder sowie die gute Vernetzung und Zusammenarbeit des Vereins mit Fachbehörden, Kommunen, Hochschulen, Vereinen und Landwirten.
Der Verein bindet die Öffentlichkeit intensiv ein, schärft darüber das Bewusstsein und gewinnt neue Mitstreiter.