Auf der März–Sitzung des Fahrgastbeirates Baden–Württemberg wurde deutlich, dass es noch viele Fragen zum Deutschland–Ticket, das am 1. Mai startet, gab. Der neue Geschäftsführer der BW–Tarif–GmbH erläuterte die geplante Umsetzung.
Bis Ende des Jahres wird es eine Übergangsfrist geben, so dass auch Papiertickets möglich sind und ab 2024 wird es das Ticket ausschließlich in Form einer Chipkarte oder als Online–Ticket geben. Im BW–Tarif gibt es ein 1.Klasse–Zusatzticket, ebenfalls zum Preis von 49 € im Monat. Es wird empfohlen, dass das Ticket möglichst regional erworben wird, damit die Verbünde und Unternehmen vor Ort gesicherte Einnahmen haben. Der Fahrgastbeirat sprach sich dafür aus, dass sowohl der Ausbau des Angebots als auch die Anschlusssicherung weiterhin wesentliche Elemente für die Akzeptanz und die erhofften Umstiege von Menschen in die Bahn sind.
Beschlossen wurde ausgehend von der Diskussion um das Bahnhofsmodernisierungsprogramm außerdem, sich weiterhin für mehr Sicherheit an Bahnhöfen auszusprechen und dazu den Innen– und Verkehrsminister anzuschreiben.
Außerdem beschäftigte sich das Gremium auf der Sitzung mit folgenden Themen:
1. Check–in–Check–Out–System (CiCo BW)
Für das geplante Check–in–Check–Out–Systems (CiCo–BW), bei dem die Fahrgäste nicht mehr vorab eine Fahrkarte kaufen müssen, hat das Land ein Lizenzierungsverfahren gestartet. Dadurch gibt es keinen genauen Starttermin, vielmehr haben die Lizenznehmer nach Lizenzerteilung 18 Monate Zeit bis zur Inbetriebnahme. Ein Start zeitgleich zur Einführung des Deutschland–Tickets wäre aus Sicht des FGB–BW sinnvoll, um auch für Gelegenheitsfahrgäste den Tarifdschungel zu vereinfachen. Beklagt wurde weiter, dass
noch nicht auf allen Relationen der BW–Tarif tatsächlich erhältlich ist, was teilweise an Überlappungsregelungen der Verbünde liegt.
2. Bahnhofsmodernisierungsprogramm
Das Bahnhofsmodernisierungsprogramm II besteht aus drei Modulen: Herstellung der Barrierefreiheit, Verbesserung des Stationsumfeldes mit der Einrichtung von Mobilitätsknoten und einem Förderprogramm für Stationsgebäude, die von Dritten, z.B. Kommunen, übernommen worden waren. Insgesamt sollen in den nächsten Jahren 430 Mio. € dafür ausgegeben werden, davon 200 Mio. € von der DB, 150 Mio. vom Land und 80 Mio. € von den Kommunen. Planungen werden gerade für 19 Stationen erarbeitet, insgesamt umfasst das Programm aber weit mehr Stationen. Darüber hinaus müssen für die Einführung der neuen Doppelstockzüge rund um Stuttgart an über 50 Stationen Bahnsteigverlängerungen und Bahnsteigerhöhungen durchgeführt werden, dazu erarbeiten DB und Verkehrsministerium gerade ein weiteres Programm.
3. Rückblick Fahrplanwechsel
Auf mehreren Strecken in Baden–Württemberg gingen im Dezember 2022 neue Fahrplankonzepte in Betrieb und wechselte der Betreiber. Während zwischen Singen und Schaffhausen mit dem neuen Betreiber SBB die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gegenüber dem bisherigen Betrieb deutlich erhöht werden konnte, gab es rund um Karlsruhe (Karlsruhe – Heilbronn und Karlsruhe – Achern/Freudenstadt)
Anlaufschwierigkeiten. Auch im Ammertal und Ermstal läuft der Betrieb mit den gebrauchten Triebwagen trotz modernisierter Infrastruktur unbefriedigend. Die frühere Direktverbindung Stuttgart – Heidelberg, die inzwischen nur noch mir mehrfachem Umsteigen angeboten wird, soll mittelfristig wieder als Direktverbindung über Mühlacker angeboten werden, hierzu werden Konzepte erarbeitet.
4. Anschlusssicherung in Baden–Württemberg
Die Anschlusssicherung zwischen verspäteten Zügen ist seit einiger Zeit nicht mehr Aufgabe von DB Netz, sondern der Verkehrsunternehmen. Allerdings ist dafür innerhalb von wenigen Minuten eine Vielzahl von Abstimmungen zwischen mehreren Verkehrsunternehmen und dem Netzbetreiber erforderlich, was mit den heutigen Entscheidungswegen kaum umsetzbar ist. Das Verkehrsministerium sieht sich hier in der Verantwortung, Verbesserungen in die Wege zu leiten. Ziel ist eine weitgehende Automatisierung. Anhand des DB–Anschlussautomaten wurde aufgezeigt, welche Probleme derzeit beim Umstieg zwischen S–Bahn Stuttgart und der Ammertalbahn in Herrenberg auftreten. Der Vertreter des Verband Region Stuttgart als Aufgabenträger für die S–Bahn Stuttgart zeigte auf, dass aufgrund der engen Fahrpläne die S–Bahn in Herrenberg nicht auf die Ammertalbahn warten kann. Der FGB–BW sieht eine Verbesserung der Anschlusssicherung als ganz entscheidend für die Fahrgäste an und begrüßt die Initiative des Landes.
5. Bahnhofsmission
Die Bahnhofsmission stellte sich mit ihren Aufgaben und Standorten in Baden–Württemberg dem FGB–BW vor. Die Bahnhofsmission ist Anlaufstelle für alle Hilfebedürftigen am Bahnhof und organisiert auch betreute Reisen für Personen, die nicht selbstständig unterwegs sein können.
6. Tram–Train–Fahrzeuge
Aus der Arbeitsgruppe Fahrzeuge berichtete ein Mitglied des FGB–BW über die geplanten neuen Tram–Train–Fahrzeuge, die zukünftig u.a. rund um Karlsruhe und bei der Regionalstadtbahn Neckar–Alb zum Einsatz kommen werden. An einem 1:1 Modell bestand die Möglichkeit, einen Eindruck von dem neuen Fahrzeug zu gewinnen. Der FGB– BW schlägt Optimierungen hinsichtlich der Sitzabstände und der Anbringung der Steckdosen vor.
Information über den Fahrgastbeirat Baden–Württemberg:
Der Fahrgastbeirat für den vom Land Baden–Württemberg bestellten Schienenpersonennahverkehr (SPNV) vertritt die Interessen der SPNV–Nutzer. Der Beirat ist ein beratendes Gremium und stellt das Bindeglied zwischen den Fahrgästen und dem Land Baden–Württemberg als Aufgabenträger für den SPNV dar. Er ist unabhängig und kein Organ des Landes oder der Nahverkehrsgesellschaft Baden–Württemberg mbH
(NVBW).
PM Fahrgastbeirat Baden–Württemberg