Intensive Tierhaltung, Gasfelder und Abholzungen bedrohen die Artenvielfalt in ganz Europa. Dies geht aus einem Greenpeace-Report hervor, der am heutigen Thementag zur biologischen Vielfalt der Klimakonferenz COP27 veröffentlicht wurde.
Der Report nennt Fallbeispiele aus dreizehn verschiedenen EU-Ländern. Die Fehlentwicklung in Deutschland zeigt sich beispielhaft im Umgang mit geschützten Buchenwäldern und dem bedrohten Schweinswal in Nord- und Ostsee. “Wir brauchen unbedingt intakte Ökosysteme und Artenvielfalt. Sie sind unsere Lebensgrundlage und mildern die Auswirkungen der Klimakrise“, sagt Greenpeace Meeres-Campaignerin Franziska Saalmann. „Deutschland muss mindestens 15 Prozent seiner Wälder und Meere strikt vor industrieller Nutzung schützen.”
Gasprojekte bedrohen Schweinswal
In der Nord- und Ostsee ist die einzige in diesen Gewässern heimische Walart, der Schweinswal, in einigen Gebieten fast ausgerottet. Tausende von Tieren sterben jährlich als Folge von intensiver Fischerei, Unfällen mit Schiffen, Unterwasserlärm und Verschmutzungen, denn: nur rund 0,01 Prozent der Gesamtfläche der Nord- und 0,25 Prozent der Ostsee sind strikt geschützt. Anstatt den Schutz zu erhöhen, soll in der Nordsee, dicht bei Borkum, an einem Hotspot für Schweinswale, ein Gasfeld erschlossen werden. Die niederländische Firma ONE-Dyas könnte das Gas frühestens Ende 2024 anbieten. “Dieses Gas kann uns nicht aus der aktuellen Gaskrise helfen und könnte ohnehin nur einen Bruchteil unseres Verbrauchs decken. Dafür dieses einmalige Ökosystem zu zerstören, wäre ein Skandal,“ sagt Saalmann.
Die alten Buchenwälder im thüringischen Hainich sind offiziell geschützt. Trotzdem werden in diesem sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Bäume gefällt. Die intensive Bewirtschaftung schwächt die Wälder in Deutschland und gefährdet die Artenvielfalt. Einschlag ist in nur knapp 3 Prozent der Wälder Deutschlands komplett verboten.
Der heutige Thementag der Klimakonferenz COP27 ist der Auftakt für eine internationale Greenpeace-Kampagne zum Artenschutz. Im Dezember berät die Weltnaturschutzkonferenz COP15 in Montreal, Kanada, über ein verbindliches globales Abkommen zur Rettung der Natur. Genauso wie bei der Klima-COP braucht es bei der Natur-COP Staatsoberhäupter, wie Bundeskanzler Olaf Scholz, die Naturschutz zur Chefsache machen.
PM Greenpeace Deutschland