Die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und Natur ist untrennbar miteinander verbunden. Jede Herausforderung, denen sich eine bestimmte Lebensform gegenübersieht, muss daher stets ganzheitlich betrachtet werden“, erklärt Edie Mukiibi, Vizepräsidentin von Slow Food anlässlich des Weltgesundheitstages 2022.
„Gesundheit ist das Herzstück der Vision von Slow Food. Wenn wir gute, saubere und faire Lebensmittel für alle fordern, dann nicht nur, weil eine gesunde Ernährung nahrhaft und ausgewogen ist, sondern auch, weil wir auf diese Weise neben der menschlichen Gesundheit auch die Gesundheit des Planeten schützen und respektieren. Gesunde Ernährung bedient sich einer reichen Vielfalt an Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs, Vollwertprodukten und minimal verarbeiteten Nahrungsmitteln aus regionaler Erzeugung und nachhaltigem Anbau… und ist, nebenbei bemerkt, auch noch wirklich lecker.“
Im Rahmen des Weltgesundheitstages stellt Slow Food sein Positionspapier „Unsere Nahrung, unsere Gesundheit. Biologische Vielfalt schützen heißt Mensch und Planeten heilen.“ vor.
Slow Food wurde ins Leben gerufen, um die biologische Vielfalt, das Klima und die Gesundheit durch richtige Ernährung zu sichern. „Der Kampf um den Erhalt der biologischen Vielfalt, den sich unser Verein von Anfang an auf die Fahne geschrieben hat, ist ein möglicher Weg zur Überwindung der Klimakrise und jeder Form von Fehlernährung, einschließlich Überernährung, Unterernährung und Mangel an Spurenelementen“, so Marta Messa, Geschäftsführerin von Slow Food Europe. „Wir glauben, dass es angesichts der unseren Essgewohnheiten zugrundeliegenden globalen Entwicklungen und der Zunahme von ernährungsbedingten Erkrankungen und Mangelernährung einen One-Health-Ansatz braucht, wenn wir wirklich verstehen wollen, welche unmittelbaren Folgen die Nahrungsmittelerzeugung für die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und dem gesamten Planeten hat.”
Das Positionspapier von Slow Food zum Thema Ernährung und Gesundheit befasst sich mit dem gegenwärtigen Zustand unserer globalen Lebensmittelsysteme und der Wirkung von Slow Food als Treiber gesunder Ernährung. Die Ergebnisse eigener Forschung zum Nährstoffgehalt von Slow-Food-Erzeugnissen werden ebenso vorgestellt wie die wichtigsten Initiativen des Vereins: etwa Nutzgärten und Biomärkte, die lokale Gemeinschaften stärken und durch den Schutz der biologischen Vielfalt gesunde und nachhaltige Essgewohnheiten sichern helfen. Das Papier legt dar, wie unsere Lebensmittelsysteme tatsächlich funktionieren, plädiert für eine bessere Politikgestaltung im Bereich Gesundheit und Ernährung und schließt mit Empfehlungen von Slow Food für die politischen Entscheidungsträger der EU.
Das derzeitige System wird von Großkonzernen beherrscht, die Nahrungsmittel in einem Umfang erzeugen, verarbeiten, vertreiben und verkaufen, der es ihnen erlaubt, Preise und Verfügbarkeiten von oben herab zu regulieren und so unser Nahrungsangebot zu kontrollieren. Die Qualität der zur Verfügung gestellten Lebensmittel ist gering: Sie sind reich an Fett, Salz und Zucker, aber arm an wichtigen Nährstoffen wie Mineralien und Vitaminen. Das Überangebot an diesen Produkten gefährdet zudem die Ernährungssicherheit, weil immer mehr Menschen und Gemeinschaften keinen Zugang zu ausreichender und ihren Traditionen entsprechender Ernährung haben.
„Es wird leicht übersehen, welche wichtige Rolle einheimische essbare Pflanzen für eine ausreichende und ausgewogene Ernährung spielen können. Untersuchungen des Nährwerts zeigen, dass viele regionale Pflanzenarten im Vergleich zu herkömmlichen Nutzpflanzen deutlich mehr Vitamine, Mineralien und Makronährstoffe wie Fette und Proteine enthalten“, erläutert Serena Milano, Generalsekretärin der Slow Food Stiftung für Biodiversität. „Einheimische essbare Pflanzen benötigen zudem weniger Hilfsmittel (Chemikalien, Wasser, Düngemittel), sind von Natur aus besser an ihre Umgebung angepasst und weniger anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall. Wenn wir den Verzehr einheimischer essbarer Pflanzen fördern, können wir so die Ernährungsvielfalt der Stadt- und der Landbevölkerung das gesamte Jahr über erweitern, den Welthunger bekämpfen und die Gefahr von Unterernährung in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit und während Hungersnöten verringern. Noch dazu ist diese Strategie nachhaltig, kostengünstig und nachweislich wirksam.”
Ein weiterer Faktor, der unsere Gesundheit entscheidend beeinflusst, ist die Klimakrise. Sie wirkt sich auf alle Ökosysteme aus und schadet damit auch der menschlichen Gesundheit. Hinzu kommt, dass steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagswerte sowie Wetterextreme wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürreperioden massive Auswirkungen auf die Agrarproduktivität haben und so die weltweite Ernährungssicherheit gefährden.
Unsere Essgewohnheiten tragen entscheidend zum Klimawandel bei. Beinah ein Fünftel der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen allein aus der Fleischproduktion, während der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch gleichzeitig unserer Gesundheit schadet. Stellenweise führt der Klimawandel zu einer Verringerung des Nährstoffgehalts unserer Nahrungsmittel: Wo der Nährwert aufgrund gestiegener CO2-Konzentration sinkt, sind so gut wie alle Spurenelemente betroffen. Und die Minderung des Nährstoffgehalts ist nur eine Folge des Klimawandels; die zunehmende Bodenverarmung und deren weitreichende Konsequenzen eine weitere.
Deshalb weist Slow Food anlässlich des Weltgesundheitstages erneut nachdrücklich auf sein Anliegen und seinen Einsatz für eine bessere Gesundheit hin: Es gilt, gesunde und nachhaltige Essgewohnheiten zu fördern, die die wesentliche Funktion unserer Nahrungsmittel sowohl für den Umweltschutz als auch für unsere eigene Gesundheit sowie unsere Verantwortung als Nahrungsproduzenten und Konsumenten in den Mittelpunkt rücken.
PM Slow Food International