Wissenschaftliche Fachtagung zu Long-Covid

Gesundheitsminister Manne Lucha hat sich auf einem wissenschaftlichen Fachtag mit Betroffenen sowie Expertinnen und Experten über Long-Covid ausgetauscht. 70.000 Menschen in Baden-Württemberg könnten ersten Schätzungen zufolge an Long-Covid erkrankt sein.

Etwa zehn Prozent der an Corona erkrankten Erwachsenen und zwei bis vier Prozent der erkrankten Kinder könnte das betreffen. Wie ist der aktuelle Forschungsstand zu Long-Covid? Und wie muss sich das Gesundheitssystem vorbereiten, um diese Patientinnen und Patienten gut zu versorgen? Das hat Gesundheitsminister Manne Lucha auf einem wissenschaftlichen Fachtag zusammen mit der Landesärztekammer Baden-Württemberg, mit Betroffenen, Expertinnen und Experten und dem Landesgesundheitsamt (Abteilung 7 des Ministeriums) diskutiert.

„Wir müssen diese Krankheit noch besser verstehen, um sie richtig behandeln zu können. Dazu haben wir uns heute mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft, der ambulanten Versorgung, dem Rehabereich und den Betroffenen ausgetauscht. Denn Betroffene leiden unter Erschöpfungssymptomen, Einschränkungen des Erinnerungsvermögens und haben oft vielfältige Herz- und Lungenprobleme. Diese vielfältigen und oft nicht eindeutigen Symptome machen die Behandlung enorm herausfordernd. Vertreterinnen und Vertreter vieler verschiedener medizinischer Disziplinen und Sektoren müssen deshalb dabei zusammenarbeiten. Das haben wir auf dem Fachtag vorbereitet“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha.

Landesärztekammer-Präsident Dr. Wolfgang Miller ergänzte: „Wir Ärztinnen und Ärzte sind aufgefordert, uns aktiv zu informieren, uns fortzubilden und so viel wie möglich über Long-Covid zu lernen. Unsere heutige Veranstaltung war hierfür außerordentlich wichtig. Viele Akteure aus vielen verschiedenen Bereichen kamen zu Wort und teilten ihr Wissen. Wir brauchen diese enge fachliche Verzahnung; dies schafft Mehrwert, von dem wir alle – vor allem aber unsere Patientinnen und Patienten – profitieren. Die Ärztekammer wird auch weiter in diesem Bereich aktiv bleiben: Sie informiert über Long-Covid, warnt, klärt auf, sensibilisiert für die Lage Betroffener und beteiligt sich an der Weiterverbreitung von ärztlichen Handlungsempfehlungen für geeignete Therapien.“

Land bereitet sich vor

Die Teilnehmenden bekräftigten bei der wissenschaftlichen Fachtagung, wie wichtig es ist, gut auf Long-Covid vorbereitet zu sein. Es brauche eine Versorgung, die möglichst durchlässig vom niedergelassenen Bereich über Ambulanzen, Tageskliniken bis hin zum stationären Bereich einen interdisziplinären Behandlungspfad bietet mit dem Ziel Patientinnen und Patienten möglichst rasch ihr aktives, normales Leben zu ermöglichen.

Die ersten Schritte zur Versorgung der langfristigen Folgen einer Corona-Erkrankung hat Baden-Württemberg bereits gemacht. Das Land fördert bereits Studien, die die medizinischen Grundlagen weiter beleuchten, zum Beispiel die „EPILOC-Studie“. Und beim Förderprojekt „CoFit II“ unterstützt das Land ein Telemedizin-Netz, das die COVID-und Post-COVID-Behandlung in den Kliniken weiter in die Fläche bringt.

EPILOC-Studie

Die EPILOC-Studie ist ein vom Land gefördertes, gemeinsames Projekt der baden-württembergischen Universitätskliniken. Sie untersucht die mögliche verzögerte Heilung und bleibende Beschwerden nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion (Long-COVID). Im Rahmen dieser Studie werden in den Landkreisen Tübingen, Reutlingen, Zollernalbkreis sowie in den Regionen Heidelberg, Ulm und Freiburg Fragebögen an ehemalige Covid-19-Erkrankte verschickt.

In der ersten Studienphase wurden von Gesundheitsämtern im Einzugsbereich der Universitätskliniken die Fragebögen an ehemals Covid-19-Erkrankte verschickt. Bei den angeschriebenen Personen handelt es sich um Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, die in der Zeit Oktober 2020 bis Ende März 2021 eine akute SARS-CoV-2-Infektion hatten. Diese wurden ausgewertet und ausgewählte Betroffene zu einer ambulanten Untersuchung in das jeweilige Universitätsklinikum eingeladen. Die diagnostischen Tests werden auch ehemaligen SARS-CoV-2-Patienten und -Patientinnen ohne solche Beschwerden angeboten. Welche Faktoren bei den Long-COVID-Patientinnen und -Patienten für die Beschwerden verantwortlich sind, wird dann über den Vergleich der Ergebnisse der beiden Gruppen erforscht.

CoFit II

In Baden-Württemberg wird über ein Telemedizin-Netz die Expertise für die COVID-und Post-COVID-Behandlung in Kliniken in die Fläche gebracht. Das Land unterstützt die Einrichtung des telemedizinischen Intensiv- und Post-COVID-Netzwerks mit insgesamt 1,5 Millionen Euro. Die Projektförderung der Anträge des Uniklinikums Freiburg und der RKH-Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim hat die Landesregierung im November 2021 genehmigt. Ziel des Förderprojekts CoFit II ist es, hochspezialisierte Ärzte und Patienten auch in der Fläche zusammenzubringen.

Die Erforschung von Corona-Folgeerkrankungen fördert das Land an den vier Unikliniken in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm. Gerade kleinere Kliniken profitieren von dem Aufbau dieses Netzwerks. Das Projekt kann auch als Vorstufe für ein umfassendes telemedizinisches Versorgungsnetz dienen.

Long-COVID

Long-COVID ist ein Krankheitsbild, das mit Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion einhergeht. Es handelt sich um gesundheitliche Beschwerden und Beeinträchtigungen, die noch Wochen und Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion oder COVID-19-Erkrankung vorliegen oder neu auftreten. Long-COVID kann auch nach leichten oder fehlenden Symptomen einer SARS-CoV-2-Infektion und bei zuvor gesunden Personen auftreten. Studien haben ergeben, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann. Diese Erkenntnis ist gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante bedeutsam, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint.

Unter einer Vielfalt von Symptomen kristallisieren sich in der internationalen Literatur insbesondere drei Symptomenkomplexe heraus: schnelle und schwerwiegende Erschöpfbarkeit (Fatigue), Kurzatmigkeit und Husten, Beeinträchtigung der Konzentrations- und Merkfähigkeit („Brain Fog“). Betroffene berichten von einer erheblichen Minderung ihrer Lebensqualität und oft auch ihrer Erwerbsfähigkeit. Analysen von Krankenkassendaten zeigen zudem, dass nach einer vorangegangenen COVID 19-Erkrankung oder SARS-CoV-2-Infektion auch die Häufigkeit von körperlichen und psychischen Neuerkrankungen, die Inanspruchnahme ambulanter diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, der Medikationsbedarf sowie die Mortalität bis zu sechs Monate signifikant erhöht sind. Bei Erwachsenen, die aufgrund einer COVID 19-Erkrankung hospitalisiert wurden, wurde eine hohe Re-Hospitalisierungsrate von 27 Prozent beobachtet.

Impfkampagne in Baden-Württemberg „dranbleibenBW“

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PM Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration

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