Hitzesommer mit Ernteausfällen in Milliardenhöhe, Dürre, Minimalwasserstände und Fischsterben in unseren Flüssen im einen Jahr; heftige Gewitter und Regenfälle mit immensen Überflutungen und Hochwasser im Folgejahr: Die Auswirkungen der Klimakrise sind in unserem Alltag deutlich spürbar. „Es ist mittlerweile unbestreitbar: Wir müssen unser Leben und unsere Lebensweise verändern, um die Klimakrise auszubremsen und zu lernen, mit den Auswirkungen umzugehen. Wenn wir jetzt nicht handeln, sieht es schlecht für uns Menschen aus“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des BUND.
Der BUND Baden-Württemberg steuert in den kommenden Monaten verschiedene Stationen im Südwesten an, um exemplarisch vor Ort einen Aspekt der Klimakrise in den Blick zu nehmen. Dabei präsentiert der BUND mögliche Gegenmaßnahmen und politische Forderungen. Beim zweiten Termin der Reihe betrachtet der Verband die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Waldsterben und intensiver Forstwirtschaft. „Wälder gehören zu unseren wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise“, so die BUND-Landeschefin. Gesunde Wälder saugen CO2 aus der Atmosphäre und speichern es. Alten und natürlichen Wäldern gelingt das am besten.
Außerdem ist in Bäumen und im Waldboden sehr viel Kohlenstoff gespeichert. Dieser würde zusätzlich in die Atmosphäre gelangen, wenn unsere Wälder sterben. In Extremjahren speichern Bäume weniger CO2 als üblich. Unterm Strich könnten die Wälder so langfristig selbst zu Kohlenstoffquellen werden. „Damit Wälder nicht zu Brandbeschleunigern der Klimakrise werden, brauchen wir einen Richtungswechsel in der Forstwirtschaft. Öffentliche Fördergelder dürfen nicht für waldschädliche Maßnahmen wie Wegeneubau, sondern nur für schonende oder gar keine Bewirtschaftung eingesetzt werden“, so Pilarsky-Grosch.
Gesunde Wälder können beides: Klimaschutz und Klimaanpassung
Gesunde und stabile Wälder helfen, die Auswirkungen der Klimakrise abzuschwächen: Bäume, Sträucher und Waldboden bilden zusammen einen enormen Wasserpuffer – bei Starkregen nimmt der Wald Wasser auf und hilft so, Hochwasser abzumildern. Gesunde Wälder zehren vom gespeicherten Wasser länger als offene Landschaften. Sie sind außerdem gigantische Klimaanlagen, die ihre Umgebung um mehrere Grad Celsius abkühlen.
Teufelskreis: Klimakrise und intensive Forstwirtschaft
Nicht nur die Klimakrise, sondern auch die Art der Bewirtschaftung beeinflussen die Widerstandsfähigkeit unserer Wälder. Der Klimawandel mit Hitze, Dürre und Stürmen hat intensiv bewirtschaftete und monotone Nadelforste in den letzten Jahren hart getroffen. Mit Blick auf Rendite statt auf Standort-Eignung wurden vielerorts Fichten gepflanzt. Dagegen passen sich artenreiche und naturnahe Wälder besser an, weil das Risiko von Schäden breiter gestreut ist. Denn stirbt eine Baumart aus, überleben immer noch andere Arten, die den Wald erhalten. An gesunden Bäumen können sich Baum-Schädlinge – wie die Borkenkäferarten Buchdrucker oder Kupferstecher – viel langsamer ausbreiten. „Die Forstwirtschaft muss sich mehr an den natürlichen Prozessen im Wald orientieren“, sagt Christoph Schramm, Wald-Referent beim BUND Baden-Württemberg. „Konkret heißt das: keine großflächigen Kahlschläge, weniger Durchforstungen und vor allem mehr standortangepasste Mischwälder aus Naturverjüngung. Nur so können unsere Wälder auch ihre zahlreichen Funktionen erhalten und Lebensraum für Tausende Tier-, Pflanzen- und Pilzarten bieten.“
Vorort-Termin: Waldschäden bei Weilheim/Südschwarzwald
Besonders sichtbar sind die Folgen der Klimakrise für unsere Wälder im Südschwarzwald, wo Fichtenforste dominieren. „Stellenweise sind bis zu 80 Prozent der Fichten abgestorben“, schildert Josef Burghardt-Bergér, Mitglied im Vorstand des BUND Hochrhein. „Die Fichten, die nicht durch Dürre oder Stürme abgestorben sind, sind jetzt geschwächt und deswegen leichte Beute für den Borkenkäfer. Zudem wiederholen viele Waldbewirtschafter*innen ihre Fehler aus der Vergangenheit“, weiß Burghardt-Bergér. „Häufig räumen sie gestörte Waldflächen vollständig und forsten sie mit viel Aufwand wieder mit einer einzelnen Baumart auf.“ Der BUND fordert daher, dass abgestorbene Bäume und geschädigte Flächen im Wald liegen bleiben. Denn sie erfüllen zahlreiche wichtige Funktionen für das Ökosystem: Stehendes und liegendes Totholz ist nicht nur ein wertvoller Lebensraum für Käfer und Spechte, sondern auch ein natürlicher Schutz für die nächste Waldgeneration.
Waldsterben 3.0 verhindern
„Die Wald-Schäden sind so stark, dass wir von einem Waldsterben 3.0 sprechen können. Um das zu verhindern, müssen wir unseren Umgang mit dem Wald grundlegend ändern. Der BUND setzt sich dafür ein, dass wieder mehr Waldwildnisgebiete entstehen und dass die Forstwirtschaft in bewirtschafteten Wäldern naturfreundlich wird“, so die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch.
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.