Landwirtschaftsminister Peter Hauk hat die weltweit einzigartige Produktionsanlage für die Gewinnung von Zellstoff aus Weizenstroh in Mannheim besichtigt. Die Anlage ist ein wichtiger Baustein und ein großartiger Leuchtturm für die Bioökonomie und damit den Klimaschutz in Baden-Württemberg.
„Ich freue mich, heute die Gelegenheit zu haben, dieses beispielgebende Unternehmen für den Bereich der Bioökonomie zu besichtigen. Neben Holz und Altpapier kommt nun mit Weizenstroh ein weiterer regional verfügbarer und nachwachsender Rohstoff hinzu, der die Zellstoffproduktion nachhaltiger und unabhängiger vom Weltmarkt macht“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk bei seinem Besuch des Essity-Werks am Freitag, 13. August. Im Mannheimer Zellstoffwerk Waldhof wird seit über 130 Jahren erfolgreich Zellstoff für die Papierherstellung produziert. Das Besondere an diesem Verfahren sei, dass hier Reststoffströme aus der Landwirtschaft durch neue Partnerschaften einer noch effizienteren Nutzung zugeführt werden.
Gewinnung von Zellstoff aus Weizenstroh
Der Minister besuchte im Rahmen seiner Sommertour das Zellstoffwerk von Essity in Mannheim. Dort informierte er sich über einen weltweit einzigartigen Prozess, bei dem Zellstoff aus Weizenstroh gewonnen wird. Für den Aufbau der neuen Produktionsanlage hat Essity insgesamt 40 Millionen Euro investiert und 2.100 Arbeitsplätze gesichert. Am Standort in Mannheim können ab Herbst 2021 bis zu 35.000 Tonnen Strohzellstoff pro Jahr hergestellt werden.
Die Landesregierung hat das Ziel, Baden-Württemberg bis zum Jahr 2040 klimaneutral aufzustellen. Hierfür muss neben der erfolgreichen Ausgestaltung der Energiewende auch eine Rohstoffwende hin zu erneuerbaren und kreislauffähigen Rohstoffen und Materialen vollzogen werden. Zellstoffwerke sind hierfür beispielgebend und nehmen beim Aufbau bio-basierter Wertschöpfungsketten eine zentrale Rolle ein.
Minister Hauk betonte, dass „die Nutzung von Zellstoff und die dabei anfallenden Nebenströme viele weitere Anwendungsmöglichkeiten bieten, die fossil-basierte Produkte ersetzen können“. So könne das anfallende Lignin beispielsweise für die Herstellung von Bioplastik, als Bindemittel für Tierfutter und Dünger, als Gerbstoff in der Lederindustrie oder als Zuschlagstoff bei der Herstellung von Zement verwendet werden.
Veredlung von Reststoffen zu bio-basierten Produkten
Ein besonders bioökonomischer Prozess wird dann erreicht, wenn bislang nur wenig oder unzureichend genutzte Reststoffströme sektorenübergreifend in den Fokus genommen werden. „Hier in Mannheim wird dieser abstrakte Ansatz greifbar: Durch eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit wird ein Reststoff aus der Landwirtschaft auf eine völlig neuartige und effiziente Weise zu einem marktfertigen Produkt verarbeitet,“ zeigte sich Minister Hauk beeindruckt. Hierdurch entsteht eine zusätzliche Wertschöpfung am Standort in Mannheim, der Importbedarf für Zellstoff aus dem Ausland wird reduziert und es entstehen neue Absatzmöglichkeiten für Weizenstroh in der Region.
„Wir sehen hier in Mannheim bei einem Traditionsunternehmen im Bereich der Bioökonomie, welch großes Innovationspotenzial bioökonomische Prozesse und Wertschöpfungsketten noch bieten. Hier werden regionale Reststoffströme aus der Landwirtschaft auf äußerst klimaschonende Weise zu bio-basierten Produkten des täglichen Bedarfs veredelt. Mit Blick in eine klimaneutrale Zukunft eröffnet die Nutzung der anfallenden Nebenströme eine Vielzahl weiterer Anwendungen, auf die wir nicht verzichten können“, so Minister Hauk nach seinem Besuch.
Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie“
Das Land unterstützt mit der Umsetzung der „Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie“ die Transformation der Wirtschaft in Baden-Württemberg. Im Rahmen der Bioökonomie soll die Nutzung fossiler Rohstoffe durch die nachhaltige Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen ersetzt werden. Die vielfältigen Anwendungsgebiete der Bioökonomie bieten Chancen, den aktuellen ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen zu begegnen.
Zellstoffwerke sind eine wichtige Säule für die erfolgreiche Transformation zur Bioökonomie. In dieser Industrie besteht große Erfahrung über den effizienten Aufschluss von Biomasse und langjährige Erfahrung bei der Bereitstellung, Logistik und dem Handling biogener Ressourcen. Diese bestehende Infrastruktur soll weiterentwickelt werden und bestehende Werke sollen zu Bio-Raffinerien erweitert werden, in denen die Rohstoffe möglichst vollständig verwertet werden.
Das Essity-Werk in Mannheim wird im Herbst 2021 die neue Produktionsanlage für die Herstellung von Zellstoff aus Stroh in Betrieb nehmen. Insgesamt wurden hierfür 40 Millionen Euro investiert. Die neue Produktionsanlage hat eine Gesamtkapazität von 35.000 Tonnen Strohzellstoff pro Jahr. Am Standort in Mannheim arbeiten rund 2.100 Beschäftigte.
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Bioökonomie und Innovation