Regierungspräsident Wolfang Reimer und der Leiter des Landesgesundheitsamts, Dr. Gottfried Roller, stellen LGA-Jahresbericht 2019/20 vor und informieren über aktuelle Themen

Die Corona- Pandemie macht deutlich wie wichtig ein gut funktionierender Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD) ist. Als fachliche Leitstelle des ÖGD in Baden-Württemberg rückte das Landesgesundheitsamtes (LGA) bereits zu Beginn des Infektionsgeschehens in den Fokus des allgemeinen Interesses. Das Landeslabor hat bundesweit als eines der ersten Labore die Diagnostik des SARS-CoV-2 Virus etabliert. Das Kompetenzzentrum Gesundheitsschutz, bei dem alle Zahlen und Informationen zum Infektionsgeschehen – nicht nur während einer Pandemie – zusammenlaufen, bewertet die Lage und stellt täglich COVID-19-Berichte mit allen Informationen für die Öffentlichkeit bereit“, erklärte der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichts 2019/20 des LGA.

„Nicht nur im Rahmen einer Pandemie hat der ÖGD mit seinem umfassenden und ganzheitlichen Public-Health-Verständnis die Gesundheit der Bevölkerung im Blick. Dabei muss sich der ÖGD immer wieder vielfältigen und neuen Themen annehmen – beispielsweise der gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und der Ansiedlung der asiatischen Tigermücke in Deutschland und der Bewertung gesundheitlichen Risiken. Das LGA unterstützt als fachliche Leitstelle die 38 Gesundheitsämter im Land, die unter anderem Kinder vor ihrer Einschulung untersuchen und mit der Überwachung der Schwimmbäder und Badegewässer für ein unbeschwertes Freizeitvergnügen sorgen“, so Reimer weiter.

„Das LGA ist Bindeglied zwischen Gesundheitsbehörden, Politik und Wissenschaft. Es berät die Gesundheitsämter in den Stadt- und Landkreisen sowie andere Behörden und Institutionen – nicht nur in Pandemiezeiten“, ergänzt der Leiter des Landesgesundheitsamtes, Dr. Gottfried Roller und führte weiter aus: „Die aktuellen Herausforderungen für unser Gesundheitssystem zeigen, dass eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung und Stärkung des ÖGD notwendig ist. Dabei wird das LGA als Dreh- und Angelpunkt eine noch wichtigere Koordinierungs- und Steuerungsfunktion einnehmen.“

Corona-Pandemie

Der erste positive Nachweis in Baden-Württemberg erfolgte am 25.02.2020 durch das Landeslabor im LGA. Bereits kurze Zeit später untersuchte das LGA in seiner Antikörperstudie, wann eine antikörperbasierte Immunität auftritt, wie lange Antikörper nach einer Infektion nachweisbar bleiben und ob ein Zusammenhang zwischen Antikörperantwort und der Erkrankungsschwere. Mittlerweile wurden Nachweisverfahren für diverse SARS-CoV-2-Varianten und die Vollgenomsequenzierung etabliert. Im LGA ist die IfSG-Meldestelle für Baden-Württemberg angesiedelt, hier werden die Daten zum Infektionsgeschehen gesammelt und ans Robert Koch-Institut weitergeleitet. Aus diesen Daten wird der tägliche Lagebericht zu SARS-CoV-2 erstellt, dessen Lagebewertungen des Infektionsgeschehens eine wichtige Informationsgrundlage für Politik, Verwaltung und die Öffentlichkeit darstellen. Viele Corona-Erkrankte erholen sich nur langsam von den Folgen einer Infektion und sind an ihrem Arbeitsplatz nur eingeschränkt einsetzbar. Eine Infektion am Arbeitsplatz oder auf dem Weg zur Arbeit kann somit ein Fall für die zuständige Berufsgenossenschaft oder Unfallversicherung sein. Corona ist inzwischen als Berufskrankheit anerkannt. Der Bereich Arbeitsmedizin, Staatlicher Gewerbearzt im LGA wirkt bei der Anerkennung der Berufskrankheiten-Verfahren mit und beobachtet bereits jetzt einen deutlichen Anstieg der Anzeigen.

Kindergesundheitsbericht

Die zentrale Datenquelle zur Bewertung der Gesundheit von Kindern in Baden-Württemberg stellen die Einschulungsuntersuchungen (ESU) dar. Es ist die einzige Untersuchung in Baden-Württemberg, mit einer ein kompletter Jahrgang untersucht wird. Die ESU liefert jährlich Daten über den Entwicklungs-und Gesundheitsstatus eines kompletten Jahrgangs und lässt Schlussfolgerungen für gesundheitspolitische Entscheidungen zu. Eine Zusammenfassung wird im Kindergesundheitsbericht abgebildet, den das LGA im Dezember 2020 veröffentlicht hat. Dieser beleuchtet ebenso verhältnis- und verhaltensbezogene Einflussfaktoren und stellt damit eine gute Basis für die Identifizierung von Handlungsbedarfen für Präventions- und Förderprogramme dar.

Hautkrebs als Berufskrankheit

Hautkrebs als Berufskrankheit ist in Baden-Württemberg auf dem Vormarsch und liegt bei der Anzahl der Anzeigen nahezu gleichauf mit der Lärmschwerhörigkeit, die seit Jahren die am häufigsten verzeichnete Berufskrankheit im Land darstellt. Diese beiden Krankheitsbilder zeichnen zusammen mit schweren oder wiederholt rückfälligen Hautkrankheiten sowie Krebs der Lunge, des Kehlkopfs, des Eierstocks bei Asbestose für mehr als 50 Prozent der Berufskrankheiten-Anzeigen verantwortlich.

Beschäftigte, die viel im Freien tätig sind, beispielsweise im Baugewerbe und der Landwirtschaft, sind vermehrt natürlicher UV-Strahlung ausgesetzt und erkranken dadurch öfter an dem hierfür typischen Hautkrebs. Schwere Verlaufsformen sind eher selten beobachtet worden, dennoch ist es notwendig, natürlicher UV-Strahlung als Risikofaktor bei Arbeiten im Freien weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken.

Ansiedlung der asiatischen Tigermücke

Die ursprünglich in Südostasien beheimatete Tigermücke (Aedes albopictus) breitet sich seit einigen Jahren ausgehend von Südeuropa Richtung Norden aus. Auch in Baden-Württemberg steigt die Anzahl der Funde stetig. Tigermücken sind nicht nur als Lästlinge bedeutsam, sie können auch virale Krankheiten wie das Denguefieber, Chikungunya- oder Zika-Virus übertragen. Mit zunehmend günstigen klimatischen Bedingungen steigt das Risiko, dass Fälle ausgehend von reiseimportierten viralen Infektionen auftreten; dies wurde bereits in mehreren südeuropäischen Ländern beobachtet. Die Überwachung und das Management von Tigermückenpopulationen gewinnt somit zunehmend an Bedeutung.

Blaualgen trüben Badespaß

Die Badegewässerüberwachung in Baden-Württemberg hat eine langjährige Tradition. Mit steigendem Nährstoffangebot in Gewässern, insbesondere der Erhöhung von Stickstoff- und Phosphorgehalt, kann es zu einem massenhaften Auftreten von Cyanobakterien, umgangssprachlich Blaualgen kommen. Cyanobakterien sind Einzeller, die ubiquitär in Süßwasser, aber auch in Meerwasser, vorkommen. Viele Cyanobakterien können ein breites Spektrum verschiedener toxischer Metaboliten produzieren. Diese Toxine stellen eine Gesundheitsgefährdung – insbesondere beim Kontakt mit Schleimhäuten, beim Verschlucken belasteten Wassers oder durch allergische Hautreaktionen – bei der Nutzung von Badegewässern, dar. Das LGA wird in der Badesaison 2021 in Zusammenarbeit mit dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Sigmaringen die Überwachung durch Intensivierung der Identifizierung von Cyanobakterien und der Bestimmung von Cyanotoxinen ausweiten.

Der LGA-Jahresbericht 2019/20 kann im Internet auf der LGA-Seite abgerufen werden.

 

PM Regierungspräsidium Stuttgart

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