Loewe_a Baustoffrecycling soll im Straßenbau ausgeweitet werden

Das Baustoffrecycling soll im Straßenbau ausgeweitet werden. In einer gemeinsamen Online-Pressekonferenz mit Vertretern der Bauwirtschaft sagte Verkehrsminister Winfried Hermann am Dienstag: „Die Wiederverwendung von Baustoffen spart Energie und ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Das Land Baden-Württemberg setzt sich seit Jahren für eine ressourcenschonende Bauweise als Stand der Technik ein. Dabei übernehmen wir eine bundesweite Vorreiterrolle. Der Vize-Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V., Mathias Waggershauser erklärte: „Der Straßenbau eröffnet riesige Potentiale für den Einsatz von Recyclingbaustoffen. Hier nimmt die öffentliche Hand eine Vorbildfunktion ein. Ausschreibungen müssen so gefasst werden, dass Recyclingbaustoffe gleichberechtigt mit Neumaterialen angeboten werden können. Die Bauwirtschaft steht mit qualitativ hochwertigen und gütegeprüften Recyclingbaustoffen bereit, die Potentiale zu heben.“

Minister Hermann stellte die wesentlichen Errungenschaften durch die Wiederverwendung von Ausbauasphalt dar. Durch die Forschung im Bereich des Baus und der Sanierung von Landesstraßen wurden bereits seit dem Jahr 2011 fundierte Erfahrungen z.B. hinsichtlich der Asphaltgranulatmenge im Asphaltmischgut gesammelt. Die Auswertung der über mehr als neun Jahre alten Strecken war so überzeugend, dass auch die Verwendung von ausgebautem Asphalt auf Landesebene verbindlich für die Landesstraßen eingeführt wurde. Dadurch ist es möglich, bis zu 80 Prozent einzelner Asphaltschichten wiederzuverwenden. Das spart Herstellungsenergie und ermöglicht es, Deponieflächen zu schonen und den Einsatz von Primärrohstoffen zu minimieren. Damit werden der Grundsatz des Kreislaufwirtschaftsgesetzes und der Nachhaltigkeitsgedanke unterstützt.

Der Verkehrsminister kündigte an, dieses Thema auch auf Bundesebene zu platzieren, um im Bereich der Bundesstraßen diese ressourcenschonende Bauweise stärker zu fördern. Dafür sind weitere Forschungsvorhaben mit neuen und innovativen Konzepten auf Landesstraßen geplant. In diesem Jahr soll Maximalrecycling auch in besonderen Asphaltdeckschichten, den sogenannten Splittmastixasphalten, erprobt werden.

Die Verwendung von Ausbauasphalt bei der Herstellung von Asphaltmischgut ist im Hinblick auf die Ressourcenschonung ein angestrebtes Ziel der Straßenbauverwaltung und wird daher auch den kommunalen Baulastträgern empfohlen.

Neben dem Recycling von Asphalt soll auch die Wiederverwendung von Betonabbruchmaterial in frischem Beton z.B. in Ingenieurbauwerken erprobt werden. Die Beton-/Zementherstellung verursacht einen großen Ausstoß an Treibhausgasen, die es dringend zu reduzieren gilt.

Aber auch Verbesserungsmöglichkeiten des Asphalts hinsichtlich der klimatischen Veränderungen werden durch das Ministerium für Verkehr in die Untersuchungen einbezogen. So sollen Asphaltdeckschichten mit heller Gesteinskörnung in Innenstädten realisiert werden. Dabei wird untersucht, ob das zusätzliche Aufheizen der Asphaltoberfläche und somit der Umgebungstemperatur während der Sommermonate vermindert werden kann.

Ein weiteres Pilotprojekt stellen die temperaturabgesenkten Walzasphalte dar, welche weniger stark erhitzt werden müssen. Damit kann der CO2-Ausstoß gesenkt werden. Gleichzeitig können Dämpfe und Aerosole reduziert und damit auch die Arbeitsplatzgrenzwerte bei der Heißverarbeitung von Bitumen besser eingehalten werden.

Das Thema treibt auch die Bauwirtschaft um, da diese Sorge für ihre Mitarbeiter tragen muss und daher stark an den durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur initiierten Pilotprojekten interessiert ist. Dazu Markus Reichl, Vorsitzender der Fachgruppe Verkehrswege- und Tiefbau beim Verband: „Damit temperaturabgesenkter Walzasphalt sowohl zur Erhöhung der Arbeitssicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch zur Reduzierung von Emissionen bundesweit als standardisierte Bauweise eingesetzt werden kann, muss das technische Regelwerk angepasst werden. Gemeinsam mit dem Verkehrsministerium möchten wir hierfür Pilotprojekte und Erprobungsstrecken realisieren.“

Verbands-Vize Mathias Waggershauser verwies auf die derzeit schwierige Situation, in der sich der Straßenbau befindet, da seit Monaten Aufträge fehlen. Bedingt durch die Corona-Krise haben viele Kommunen die Investitionen in ihre Verkehrsinfrastruktur erheblich gedrosselt oder sogar ganz gestoppt. „Unsere Straßenbauunternehmen sitzen quasi auf dem Trockenen, obwohl der Bau- und Sanierungsbedarf riesig ist. Deshalb müssen die zur Verfügung stehenden Gelder für Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen und natürlich auch kommunalen Straßen schnellstmöglich in konkrete Baumaßnahmen umgesetzt werden. Keinesfalls darf es im ersten Halbjahr 2021 zu einer Phase des Stillstands kommen!“ Außerdem sei es wichtig, dass kontinuierlich über das gesamte Jahr hinweg Aufträge vergeben werden.

Minister Hermann kündigte an, die Straßenbauverwaltung des Landes werde auch in diesem Jahr für die Bundes- und Landesstraßen Erhaltungsmaßnahmen und Aufträge in der Größenordnung der vergangenen Jahre vergeben. Der Bund und das Land investieren 2021 rund 676 Millionen Euro in das Straßennetz in Baden-Württemberg. Somit kann die Bauwirtschaft hier mit einer konstanten Auftragslage von Seiten des Landes rechnen.

Für kommunale Straßenbauvorhaben und die Sanierung maroder Brückenbauwerke stellt das Ministerium Haushaltsmittel in Höhe von 127 Millionen Euro zur Verfügung. Die Kommunen können über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) Förderungen von bis zu 90 Prozent erhalten. Der Verkehrsminister appellierte an die Städte, Kreise und Gemeinden, die günstigen Förderkonditionen des LGVFG und die derzeit günstige Marktlage nutzen.

 

PM Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

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