„Wir stecken mitten in der Klimakrise und müssen handeln“ – BUND fordert von der Landesregierung eine wirkungsvollere Gewässerschutzpolitik

Am 20. Juni ist kalendarischer Sommeranfang. Doch schon jetzt sind vielerorts Trockenheit und niedrige Wasserstände in den Flüssen ein Problem. Die Gewässer in Deutschland sind nicht gegen die Auswirkungen des Klimawandels gerüstet. Das gilt auch für die Flüsse in Baden-Württemberg. Der BUND Baden-Württemberg fordert ein radikales Umdenken in der Gewässerpolitik.

„Die Klimakrise schreitet voran. Unsere Gewässer, Flüsse und Bäche leiden unter der Trockenheit. Deshalb muss die Landesregierung den Gewässerschutz ganz oben auf die politische Agenda setzen“, sagt Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg. Nur knapp acht Prozent der Flüsse und Bäche in Deutschland erreichen den von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand. Knapp 40 Prozent der oberirdischen Gewässer leiden europaweit an vielfältigen Stressoren, wie Klimawandel, Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft oder Begradigungen.

Mit jedem weiteren Trockensommer verschärft sich die Situation

„Der Temperaturanstieg ist für die Natur dramatisch. Die Jahre 2014, 2018 und 2019 waren die drei wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland. Die Folge: sinkende Grundwasserstände und steigende Wassertemperaturen. Das ist fatal für den Menschen und seine Umwelt“, so Dahlbender. „Im extremen Trockensommer 2018 hat die Kombination von Niedrigwasser und Hitze schon zu Fischsterben im Hochrhein und im Neckar geführt. Mit jedem weiteren Trockenjahr müssen wir mit solchen und schlimmeren Folgen rechnen.“

Klimakrise und Artensterben verlangen nach gesunden Gewässern

In Zeiten von Klimakrise und Artensterben braucht es gesunde Flüsse und Bäche, Teiche und Seen, die Hitze und Trockenheit gut verkraften und Landschaften, die in der Lage sind, Wasser zwischen zu speichern. Dies gelingt nur, wenn der Gewässerschutz in allen Politikbereichen und bei allen Planungen von Anfang an mitgedacht wird. „Wir müssen endlich den Verpflichtungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und den Pariser Klimazielen nachkommen“, fordert Gottfried May-Stürmer, Gewässer-Experte beim BUND Baden-Württemberg.

„Dazu gehört das 1,5 Grad-Ziel wie auch ein verbessertes Wassermanagement. Das integrierte Rheinprogramm muss endlich konsequent umgesetzt werden und naturnahe Lösungen müssen Vorrang vor technischen Planungen erhalten. Wasser muss in der Fläche bleiben, um in trockenen und heißen Zeiten dort zur Verfügung zu stehen, wo es gebraucht wird. Noch gibt es Wasserreserven, doch wir stecken mitten in der Klimakrise – und müssen jetzt handeln“, so BUND-Landeschefin Dahlbender.

Mehr Informationen:

Das BUND-Gewässerpapier „Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt“ finden Sie in einer Kurzfassung unter: www.bund.net/gewaesserpapier_kurz bzw. in der Langfassung unter: www.bund.net/gewaesserpapier

Um die europäische Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen und die Gewässerkrise nachhaltig zu lösen, fordert der BUND:

  • Die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und den CO2-Ausstoß verbindlich zu reduzieren.
  • Den Flüssen mehr Raum geben statt sie einzudeichen, denn nur so können Aue und Fluss wieder verknüpft und die Biodiversität gestärkt werden. Auen müssen renaturiert werden.
  • Wasser in der Landschaft halten statt es direkt abzuleiten, sodass sich die Grundwasserspeicher wieder auffüllen können.
  • Flächenversiegelung stoppen, denn besonders in Städten wird das Wasser schnellstmöglich abgeführt und kann nicht versickern.
  • Abbau von Querbauwerken, denn das Aufstauen der Flüsse erhitzt das Wasser, verschlechtert die Wasserqualität und versperrt Fischen den Weg, sodass diese ihre Laichgebiete nicht mehr erreichen können.
  • Zum Schutz des Grund-und Trinkwassers müssen Vorsorge- und Verursacherprinzip umgesetzt werden, denn nur wenn vorausschauend gehandelt wird, kann die Gewässerqualität verbessert werden. Die Gewässer müssen vor Einträgen von Nähr- und Schadstoffen geschützt werden.
  • Wassernutzungskonflikte müssen gerecht und nachhaltig gelöst werden.
  • Statt Flüsse für immer größer werdende Schiffe weiter auszubauen und zu vertiefen, müssen die Schiffe an die Flüsse angepasst werden. Es muss überprüft werden, auf welchen Flüssen die Schifffahrt unter sich ändernden klimatischen Verhältnissen überhaupt noch sinnvoll ist.
  • Auch in der Landwirtschaft ist ein nachhaltiges Wassermanagement notwendig, das beispielsweise eine bodenschonende Bearbeitung, den Rückbau von Drainagen und den Anbau standortangepasster Kulturen beinhaltet. Die EU-Agrarpolitik muss an die durch den Klimawandel bedingten Herausforderungen angepasst werden.

 

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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