An vielen Schulen im Kreis fehlen Lehrer, was immer häufiger zu Unterrichtsausfall führt. In Gemeinschaftsschulen, Realschulen und Beruflichen Schulen liegt der Versorgungsgrad im aktuellen Schuljahr zum Teil deutlich unter früheren Werten. Das geht aus einer Anfrage der Abgeordneten Sascha Binder und Peter Hofelich (beide SPD) zur Situation der Schulen im Landkreis Göppingen hervor. „Vielerorts gibt es schlicht zu wenig Lehrer – auch wegen der grün-schwarzen Streichung von über eintausend Lehrerstellen. Die Kultusministerin sollte dringend gegensteuern“, mahnen Binder und Hofelich.
In ihrer Anfrage haben sich die Abgeordneten aus Göppingen und Geislingen über die aktuellen Schülerzahlen hinaus auch nach Klassengrößen und den zur Verfügung stehenden Lehrerdeputaten erkundigt. Die Antwort des Kultusministeriums hat jetzt Lücken offenbart: Obwohl die Schülerzahl im Kreis zuletzt leicht angestiegen war, standen manchen Schulen seit dem vergangenen Schuljahr weniger Lehrer zur Verfügung. Fünfmal wurde deswegen der Klassenteiler überschritten. An den Gemeinschaftsschulen, Realschulen und Beruflichen Schulen ist die Versorgung im Schnitt gar unter 100 Prozent gesunken. „Der Versorgungsgrad an allen Schulen sollte bei 106 Prozent liegen, damit die Schulen vor Ort auf Krankheitswellen und kurzfristige Ausfälle reagieren können“, betont der Göppinger Landtagsabgeordnete Peter Hofelich.
Die Situation an vielen Schulen sei brenzlig. „In diesem Schuljahr musste ein großer Teil der Lehrerreserve bereits zu Schuljahresbeginn eingesetzt werden“, kritisiert der Geislinger Landtagsabgeordnete und Fraktionsvize Sascha Binder mit Blick auf die nun offengelegten Versorgungslücken und den zunehmenden Unterrichtsausfall, der zuletzt auch Elternbeiräte im Landkreis auf den Plan gerufen hat. Auch sei die Situation unnötig erschwert worden, weil Ministerpräsident Kretschmann vergangene Legislaturperiode ohne Not und gegen den Willen des damaligen Kultusministers Stoch eine fünfstellige Lehrerabbauzahl verkündet hatte, erinnert Hofelich.
Die Bestandsaufnahme müsse jetzt dazu führen, dass Fehlentwicklungen korrigiert werden, fordern Binder und Hofelich. Ein entsprechender Haushaltsantrag der Landtags-SPD habe seinerzeit keine Unterstützung gefunden, kritisiert Peter Hofelich, der auch finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Die Kultusministerin stehe weiterhin in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen. „An den Gymnasien und Beruflichen Schulen im Land stieg der Unterrichtsausfall um anteilig 20 Prozent auf ein neues Rekordhoch. Der Abbau von über eintausend Lehrerstellen hat diese Situation verschärft“, mahnen die Sozialdemokraten und wünschen sich für eine bessere Versorgung flexible Lösungen: „Die Stellenstreichungen sollten zurückgenommen werden, damit eine wirkliche Krankheitsreserve aufgebaut werden kann.“ So sei auch im hiesigen Landkreis auf absehbare Zeit eine Besserung zu erreichen. Schließlich sei eine „umfängliche und lückenlose Unterrichtsversorgung an allen Schulen im Kreis die wichtigste Voraussetzung für gute Zukunftschancen.“
PM