Hattenhofen: Schutz des Sauerbrunnens geht vor Erdwärmebohrungen – Untersuchungsergebnis vorgestellt

Der Hattenhofer Sauerbrunnen erhält sein Wasser konzentrisch aus fast allen Himmelsrichtungen. Die Gemeinde Hattenhofen spricht sich deswegen dafür aus, dass Erdwärmebohrungen auf ihrer Markung künftig zum Schutz des Sauerbrunnens verboten werden. Dies sind die Ergebnisse der vier Bohrungen über den Winter und der Beratung in der letzten Gemeinderatssitzung.

Seit fast zehn Jahren diskutiert die Gemeinde mit den Behörden, wo der Sauerbrunnen sein Wasser herbekommt. Da dies bislang nicht klar war und unterschiedliche Ansichten darüber herrschten, waren Erdwärmebohrungen in den letzten Jahren nicht zugelassen worden. Auch ist bis heute unklar, woher die Einträge des Pflanzenschutzmittels Bentazon kommen, die ein Aktivkohlefilter aus dem so genannten „Rohwasser“ holt. An der Ausgabestelle im Sauerbrunnenhäuschen entspricht das Mineralwasser der Trinkwasserverordnung.

Erdwärmebohrungen liegen im Einzugsbereich der Quelle

Vier tiefe Bohrungen am Kompostplatz, im Graubachtal, Richtung Pliensbach und hinter dem Gewerbegebiet Reustadt in Kombination mit den drei früher am Brunnen durchgeführten Bohrungen zeigen nun, dass sowohl Dr. Klaus Brenner, der frühere Berater der Gemeinde als auch das Landesbergbauamt Recht hatten: Von Osten, aus Richtung Schopflenberg, kommt hochmineralisiertes Sauerwasser, aus Süden, Westen und teilweise Norden allerdings fließt ebenfalls Wasser mit niedrigem Kalziumgehalt auf die Quelle zu. Die chemischen Proben, die das Landesbergamt auf eigene Kosten angestellt hatte, zeigen hohe Kalziumwerte in Reustadt und Richtung Pliensbach, sehr niedrige Werte dagegen im Graubachtal und am Kompostplatz. Die unterschiedlich stark mineralisierten Wässer münden in der Quelle und mischen sich dort zu dem Sauerwasser, das am Brunnenhäuschen beim Butzbach gezapft werden kann. Für den Geologen Bernd Bühler, Nachfolger von Dr. Klaus Brenner, ist klar, dass alle künftigen Sonden für Erdwärmebohrung im Einzugsgebiet des Sauerwassers liegen würden, wie es das Landesbergamt schon vermutet hatte. Einzige Ausnahme: Im Westen, beim Kompostplatz, könne man eventuell über eine Tiefenbeschränkung einzelne Bohrmaßnahmen zulassen. Die Frage sei aber, so Bühler, ob sich drei Bohrungen mit beispielsweise 35 Meter Tiefe statt einmal 100 Meter für Bauherren überhaupt lohnen würden.

Schiefer: Probleme mit Untergrund befürchtet

Auf Nachfrage eines Gemeinderats bestätigte der Fachmann, dass im beprobten Bereich auch Schiefer liegt. Das sei sogar das Hauptgestein im gesamten Gebiet. Der Sprecher im Gremium verwies auf Schieferbrüche, die bis vor 70 oder 80 Jahren in Hattenhofen betrieben wurden. Bei Wasserzutritt, beispielsweise durch Bohrungen, quille dieser Schiefer auf, so der Sprecher, das sei unverantwortlich und ein unkalkulierbares Risiko. Der Gemeinderat erinnerte an Kommunen wie Rothenberg und Lauffen, wo sich der Boden hob.

Geologische Landesdatenbank als Kontrollnetz

Auch über Bohrverbote oder Tiefenvorgaben in den angrenzenden Gemeinden, vor allem in Zell u. A. zu sprechen, hält ein anderer Gemeinderat für eine Konsequenz aus den Untersuchungsergebnissen. Denn das dortige Wasser mache ja nicht an der Gemeindegrenze halt, sondern fließe auch zum Hattenhofer Sauerbrunnen. Bürgermeister Jochen Reutter möchte den Schlussbericht des Landesbergamts abwarten und dann dieses gemeindeübergreifende Thema mit dem Landratsamt und Nachbarkommunen aufgreifen. Bernd Bühler verwies auf ein Informationssystem in einer landesweiten Datenbank des Regierungspräsidiums Freiburg, dort werde das Ergebnis von Hattenhofen berücksichtigt. Da jede Wärmebohrung genehmigt werden müsse, sei Baden-Württemberg gut erkundet und gebe es ein recht gutes Kontrollnetz und Übersicht über die Untergrundverhältnisse. Mit den jetzigen Bohrergebnissen habe man Wissen aus den 1960er Jahren verfeinert.

Standort bleibt

Eine Diskussion über eventuell andere Standorte des Sauerwasserbrunnens, wo ein höherer Kalziumgehalt anzutreffen ist, wollte Bürgermeister Jochen Reutter nicht vertiefen. Dem stimmte ein weiterer Gemeinderat zu: Man solle alles belassen wie es ist. Die Bohrkosten hätte man sich sparen können. Dies sieht die Verwaltung nicht so, da man nun das gewünschte eindeutige Ergebnis hat. Für Bürgermeister Jochen Reutter geht der Schutz des Sauerwassers vor einem Anspruch auf Erdwärmebohrungen. Der Gemeinderat (zwei Räte fehlten) sprach sich einstimmig dafür aus, dass Erdwärmebohrungen künftig auf dem gesamten Gemeindegebiet zum Schutz des Sauerbrunnens verboten werden sollen. Inwieweit einzelne Genehmigungen bei geringer Bohrtiefe dennoch zugelassen werden, kann Bürgermeister Reutter nicht einschätzen.

PM

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