Die Business-Park Göppingen GmbH (BPG), ein gemeinsames Unternehmen der Stadt und der L-Bank, hat Anfang März das Boehringer-Areal in Göppingen gekauft. Die teilweise denkmalgeschützte Industriebrache soll weiter gewerblich genutzt werden. Über den Kaufpreis für das Gelände mit 48.000 Quadratmetern wurde Stillschweigen vereinbart.
Das Boehringer-Gelände an der Stuttgarter Straße hat die BPG erworben. Bisheriger Eigentümer der sechs Büro- und Fertigungsgebäude, die zwischen 1908 und 2001 errichtet wurden und deshalb teils denkmalgeschützt sind, war der Maschinenbauer MAG, der mittlerweile Teil der taiwanesischen Firmengruppe Fair Friends Group ist. Die Stadt verzichtet bewusst auf eine Umnutzung in Wohneinheiten, was den Bodenrichtwert von aktuell 125 Euro pro Quadratmeter in die Höhe treiben könnte. Es soll „nachhaltig gewerblich entwickelt“ werden, ließ BPG-Aufsichtsratsvorsitzender und Oberbürgermeister Guido Till nach der Vertragsunterzeichnung verlauten. Zusätzlich zum Kaufpreis, über den die Parteien Stillschweigen vereinbarten, sind Investitionen von zwei Millionen Euro innerhalb der nächsten zwei Jahre vorgesehen.
Die Lokalzeitung NWZ geht in ihrer Berichterstattung über den Deal von einem Kaufpreis von etwa sieben Millionen Euro aus. Zwei Millionen der Investitionssumme stammen aus der Kasse der Stadt – als niedrigverzinstes Darlehen. Für die städtebauliche Neuordnung des Areals plant die Stadt Göppingen die Ausübung eines Sanierungsgebiets, um auch Landesfinanzhilfen in Anspruch nehmen zu können.
Ein Baustein der Innenentwicklung der Stadt Göppingen auf dem Boehringer-Areal ist es, die Arbeitsplatzdichte zu erhöhen. Dafür sollen zahlreiche kleinere und mittelgroße Betriebe angesiedelt werden. Technologieorientierte Produktions- und Handwerksbetriebe, sowie industrienahe Dienstleistungen kommen dafür in Frage. Für Logistiker sei das Gelände nicht geeignet, so BPG-Geschäftsführer Martin Maier. Für denkbar hält er die Ansiedlung kreativer Design- und IT-Unternehmen, die den loftartigen, „rohen“ Stil der historischen Bausubstanz zu schätzen wissen. Das sei vor allem im Werk II, das gut aufteilbar ist, denkbar.
Nun steht die BPG, die in den vergangenen 15 Jahren den Stauferpark Göppingen erfolgreich vermarktet hat, vor viel Arbeit: Das neue Gelände ist sehr unterschiedlich bebaut. Teilweise liegt bei der Bausubstanz ein erheblicher Investitionsstau vor. Einige Gebäude sind hingegen gut erhalten und sofort beziehbar. Sorgen macht Geschäftsführer Maier die Dachfläche: „Die Bedachung ist sehr unterschiedlich, die Flächen sind stark miteinander verflochten.“ Das mache die zukünftige Nutzung und Aufteilung schwierig. Teilweise sind die für Fertigung oder Handwerksbetriebe vorgesehenen Hallen nicht mehr als fünf Meter hoch. Bei der Aufteilung in verschiedene Nutzungseinheiten müssen insbesondere der Brandschutz sowie die Situation der Flucht- und Rettungswege beachtet werden. An einigen Stellen ist das Dach undicht und die stadtbildprägende Fassade entlang der Stuttgarter Straße muss an vielen Stellen aufgefrischt werden.
Ein Rückbau ist für Maier keine Lösung. Denn die historische Backsteinfassade ist genauso wie das Märklin-Gebäude gegenüber denkmalgeschützt. Während Werk I (2700 m²) und Werk II (9900 m²) für eine dauerhafte Nachnutzung geeignet seien, könnten von Werk III größere Teile bis auf die Fassade rückgebaut und neu errichtet werden. Die BPG prüft aktuell verschiedene Szenarien, was mit den einzelnen Immobilien geschehen soll.
Einige Maßnahmen sind schon festgelegt. Dazu gehört es, die Einfahrten zu verbreitern und den Verkehrsfluss innerhalb des Areals zu verbessern. Auch soll die Anbindung an den öffentlichen Verkehr verbessert und der Fahrradverkehr gefördert werden. Zur Stuttgarter Straße hin soll durch verbreiterte Einfahrten eine Öffnung geschaffen werden, die einladender wirkt, als das bisherige graue Stahltor. Weitere Umbauten möchte die BPG gemeinsam mit den zukünftigen Nutzern erarbeiten.
Außerdem sollen mindestens weitere 100 Parkplätze geschaffen und die vorhandenen Grünflächen erhalten und ausgebaut werden.
Die Altlastensituation wurde vor dem Kauf fachgutachterlich über den Jahreswechsel 2015/2016 überprüft. Auf dem Areal sind vereinzelt belasteter Gießereisand sowie Verunreinigungen im Bereich der ehemaligen Betriebstankstelle vorhanden. Öffentlich-rechtlicher Handlungsbedarf zur Beseitigung besteht jedoch nicht.
Insgesamt wird sich die Investition in das Areal aber gelohnt haben, ist sich Maier sicher. Er kann bei den Büros Mieten von bis zu sechs Euro je Quadratmeter erzielen und für die Produktionsflächen etwa 3,50 Euro.
Foto: Die Stadt nutzt die freigewordenen Flächen des Boehringer-Areals für die Nachverdichtung. Das Gelände soll Gewerbefläche bleiben. ( BPG)
PM