„Aus Mißständen wurden Chancen“ beschrieb Jan Currle von der Kommunalentwicklung die städtebauliche Sanierung im Gebiet zwischen Bahn und Fils. Im Wohnquartier „mit eigener Identität“ habe es unter den Bewohnern ‚aus aller Herren Ländern‘ auch „starke Umbrüche“ gegeben. Der Blick an diesem Abend ging aber weiter. „Wir müssen auf einzelne Quartiere eingehen und Menschen erreichen, die sich vielleicht in ein Schneckenhaus zurück gezogen haben“.
Etwas über zwanzig Gäste hatten zwischen zwei Europameisterschaftsspielen am Montagabend des 27. Juni doch den Weg ins ‚Glashaus‘ gefunden. Ein Beleg, dass „sozialer Zusammenhalt in einer sich immer mehr auffächernden Gemeinde“, wie es Peter Hofelich für das KF-Team eingangs ausdrückte, ein gewichtiges Thema in der auf 8000 Einwohner angewachsenen Mitte Fils-Kommune ist. „Auch wenn Oberdorf, Unterdorf, Siedlung oder Neubaugebiet als bekannte Begriffe zeigen, dass es immer schon ‚Quartiere‘ gab, rücken zwei kommunale Aufgaben, städtebauliche Integration einerseits und Aufwertung der Ortsteile andererseits, doch in den Vordergrund !“
Wie dies bereits gelingen kann, zeigte Jan Currle am vom Land geförderten Sanierungsbaugebiet zwischen Bahn und Fils. Private Investitionen wurden stimuliert, Nachbarschaften baulich zusammen geführt, Bürger beteiligt, etwa bei der Grünzäsur am Ende der Friedrichstraße, die sich nun zum ansehnlichen Park mausert. Sein Wunsch am anderen Ende des Gebietes am Eingang zum Schachenmayr-Areal: Wie kann man beim dortigen denkmalgeschützten Döckergebäude „eine sich der Öffentlichkeit auch öffnende Nutzung finden ?“
Mahnende Begleittöne steuerte Professor Erwin Herzberger am Abend bei. Der Architekt wies auf die übermäßige Dominanz von Autos im Strassenraum, auf den Beitrag zeitgemäßen Sanierens für das Klima, auf die soziale Funktion der Grundrisse, etwa über Innenhöfe, sowie auf notwendigen öffentlichen Raum „ohne Hemmschwellen“ hin. Sein Credo: „Identitäten befördern, sonst entsteht Heimatlosigkeit“
Da traf es sich gut, mit Regierungsdirektor Wolfgang Stehmer einen verantwortlichen Fachmann aus dem für die Städtebauförderung zuständigen Wirtschaftsministerium an diesem Abend dabei zu haben. „Gemeinden sind nie fertig“ stellte er seinen Ausführungen voran. Aktuell habe man die Schaffung von Wohnraum, die Integration von neuer Bevölkerung und eben die Aufwertung von Quartieren als besondere Ziele. Ein integriertes Entwicklungskonzept für die gesamte Gemeinde und eine gute
Bürgerbeteiligung sind unabdingbare Voraussetzungen für weitere Fördermittel, von den Salach in den vergangenen Jahren immerhin 7, 5 Mio erhielt. Besonderes Interesse fand sein Hinweis, dass es zwischenzeitlich auch Mittel für ‚nicht-investive Städtebauförderung‘ gebe. Das sind Ausgaben für Veranstaltungen, Marketing oder Personal in Sanierungsgebieten.
Danach öffnete sich der Abend ins Publikum und zwei ‚Quartiere‘ rückten in den Mittelpunkt: Der Salacher Süden und das nordwestliche Gebiet zwischen Bismarck- und Laiblestrasse.
Für letzteres hatte sich Michael Till bei seinen Mitbewohnern im Baugebiet ‚Alter Sportplatz‘ mal umgehört. Gut funktioniere die Nachbarschaft, etwa mit einem Fest am Carport.
Gewerbelärm, sei kein Thema, freilich aber der Schall von der Bahn. Am Spielplatz gebe es keinen Schatten ( Fraktionschef Werner Staudenmayer: „Das wird demnächst gemacht“ )
Und für den benachbarten Kindergarten ‚Sonnenblume‘ wünsche man sich Hinweisschilder an der Straße. Was mit dem nicht mehr benötigten Gebauer-Gebäude geschehe, beschäftige die Bewohner ( ‚Salach könnte gut einen Drogeriemarkt gebrauchen‘, hörte man an dem Abend). Drei Gäste berichteten dann vom Salacher Süden. „Die gute Nachbarschaft ist ein Glücksfall“, so Gerhard Munz. „Mir fehlt allerdings ein Begegnungsplatz mit Bänkle“, meinte Gabi Beckert. Und GR’in Annette
Schweiss freute sih über den neu erstellten „schönen Generationenspielplatz“ an der Boßlerstrasse, wünschte sich aber auch Patenschaften von Anwohnern für die Pflanztröge im Strassenraum. Und dann natürlich die Fils. Obwohl tief eingeschnitten, wünschten sich alle an diesem Abend, den „Lebensraum Fils“ besser vom südlichen Ufer her zu gestalten. Alt-Gemeinderätin Christa Rentschler blieb es vorbehalten, ein kleines Loblied auf den ‚Süden‘ zu singen: „Ich lebe seit 80 Jahren hier und bin stolz darauf.
In meiner Nachbarschaft ist gelungene Integration. Der Süden Salachs ist auch ein Abbild der Veränderung unserer Gesellschaft!“ Fraktionsvorsitzender Werner Staudenmayer und die anwesenden Gemeinderätinnen und Gemeinderäte konnten sich über eine Menge von Anregungen freuen. Das Kommunale Forum wird am Thema ‚Quartiere‘ dranbleiben und die konkreten Wünsche der Bewohner in den Mittelpunkt rücken. „Vielfalt im Miteinander und nicht im Nebeneinander“ ist die Devise, so Peter Hofelich.
PM