Göppingen: Klinikneubau wird teurer – 3 Mill. Euro über gedeckelte Höchstsumme – Sparen soll Leistung nicht mindern

Der Gesamtkostenrahmen für den Neubau der Klinik am Eichert wurde Ende vergangenen Jahres auf circa 330 Millionen Euro gedeckelt. Nach einer intensiven Vorplanungs- und Optimierungsphase liegt nun die aktualisierte Kostenschätzung vor: durch Reduzierung der Nutz- und Bruttogeschossflächen sowie diverser Optimierungen wie beispielsweise der Gebäudetechnik konnten die hohen Kosten von 376 Millionen Euro auf 333 Millionen Euro deutlich reduziert werden, aber immer noch liegt die Summe über der gedeckelten Höchstsumme, so dass weiter gespart werden muss.

Die Vorplanung für den Neubau der Klinik am Eichert ist geprägt durch die „Planung von innen nach außen“. In einem aufwändigen Verfahren werden die Nutzeranforderungen aller Bereiche durch den Prozessplaner Dr. Hartwig Jaeger von archimeda sowie dem Architekturbüro Arcass ermittelt, bewertet, mit den Nutzern abgestimmt und in die Planung übernommen. „Weil die Nutzer, also die Mitarbeiter vor Ort, am besten wissen, wo noch Verbesserungspotential besteht, wurden sie von Anfang an eingebunden. Eine gute Entscheidung war es, einen Teil der neuen Pflegestation in einer ungenutzten Halle in Süßen provisorisch aufzubauen, damit sich Mitarbeiter aus der Pflege und dem Ärztlichen Dienst dort vor Ort ein Bild machen und auch Betten hin und herschieben konnten“, betont Wolfgang Schmid, Kaufmännischer Geschäftsführer. „Auch wenn man dadurch einige Diskussionsrunden mehr dreht: Uns war es wichtig, die Mitarbeiter sehr eng in die Planung mit einzubeziehen. Aus meiner Erfahrung in anderen Klinikneubauten, weiß ich, dass das andernorts nicht immer in dieser Intensität erfolgt. Von daher können wir stolz darauf sein, was von den beteiligten Teams hier in vorbildlicher Weise geleistet wurde“, erklärt Dr. Jörg Noetzel, Medizinischer Geschäftsführer. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wichtige Stationen wie zum Beispiel die Zentrale Notaufnahme, die Radiologie und die Kardiologie werden – im Gegensatz zu heute – direkt beieinander liegen, um auch hier dem Anspruch der kurzen Wege gerecht zu werden. Denn zwischen diesen Stationen erfolgen die meisten Patiententransporte. Auf der Grundlage dieser ersten intensiven Abstimmungen mit den einzelnen Nutzern ergab sich ein Raumprogramm mit einer Nutzfläche von rund 48.000 Quadratmetern, welches wiederum die Grundlage für die Vorplanung und Kostenschätzung bildet. Laut erster Hochrechnung im Oktober 2015 belief sich die Gesamtinvestition für den Neubau der Klinik am Eichert einschließlich der Nebengebäude Parkhaus und Kindertagesstätte, der Infrastrukturmaßnahmen, dem Abbruch der Bestandsklinik, der Erdverlegung der Stromtrasse inklusive Rückstellungen für Baupreissteigerung auf circa 376 Millionen Euro. In Abstimmung mit der Landkreisverwaltung und gemäß Beschluss des Aufsichtsrates wurde der Gesamtkostenrahmen auf rund 330 Millionen Euro gedeckelt.

In den vergangenen Monaten erfolgte daher eine umfangreiche Optimierungsphase des im Oktober vorgestellten Zwischenstandes der Vorplanung zur Erreichung eines funktionalen Klinikneubaus innerhalb des Kostenrahmens. Neben Einsparungen bei Konstruktion und Ausstattung konnten auch erhebliche Reduzierungen beim Raumprogramm vorgenommen werden. „In enger Abstimmung mit den Nutzergruppen, bestehend aus Ärzten, Pflege- und Funktionsdienst, haben wir die letzten Monate genutzt, um nochmals tiefer in die Prozesse vor Ort zu gehen und sämtliche Prozessabläufe zu optimieren. Das war eine echte Herausforderung, aber notwendig und gut, dabei sind weitere sehr gute Ansatzpunkte und Ideen entstanden, die sonst erst in der Phase der Entwurfsplanung angegangen worden wären. Zukunftsoptionen, wurden dabei, sofern heute bei der sich rasant weiterentwickelnden Medizin vorhersehbar, berücksichtigt“, bekräftigt Dr. Noetzel. So wurden Funktionsbereiche wie Ambulanzen, Radiologie oder Endoskopie neu angeordnet, so dass durch eine ideale Nachbarschaft von Funktionsbereichen Synergieeffekte erzielt werden konnten. Auch wurden geplante Ausbaureserven zu Gunsten von späteren Makroerweiterungen reduziert. Beides führte zu einer merklichen Reduzierung des Raumbedarfs bei weiterhin bestehender hoher Funktionalität für Patienten und Mitarbeiter und damit zu einer Verringerung der Nutzfläche um rund neun Prozent. Die Nutzfläche umfasst nun circa 42.000 Quadratmeter (ohne Neubau des Bildungszentrums, Stand Juni 2016). Flächeneinsparungen konnten zudem durch die Optimierung der Gebäudetechnik erzielt werden. Die Bruttogeschossfläche konnte sogar um rund 16 Prozent reduziert werden. Diese Flächeneinsparung ist wesentlicher Bestandteil für die Gesamtkostenreduzierung auf rund 333 Millionen Euro. „Wir haben die neue Klinik nicht nur kleiner gemacht, sondern auch effizienter und besser in der Funktion“, bekräftigt Schmid. Wachstums- und Flexibilitätsoptionen wird es auch weiterhin geben, um künftigen Entwicklungen – wie Demografie, innovative Medizintechnik, wachsendes medizinisches Wissen sowie steigende Erwartungen der Patienten hinsichtlich Komfort und Service – mit Erweiterungsbauten begegnen zu können. So ist eine Erweiterungsoption für medizinische Funktionsflächen vorgesehen, als auch eine Aufstockungsoption für circa 150 Betten.

Die Flächeneinsparungen sind nahezu ausschließlich in Bereichen erfolgt, die generell nicht förderfähig. Damit steigt tendenziell der bereits mit dem Sozialministerium abgestimmte förderfähige Flächenanteil im Verhältnis zur Gesamtfläche. „Dieser Effekt müsste sich entsprechend positiv auf die Förderquote auswirken“, ergänzt Schmid.

Zur Erreichung des Kostenziels war bislang auch optional der Entfall des Neubaus des Bildungszentrums/der Schule für Pflegeberufe und des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) aufgeführt. Die vorliegende Kostenschätzung zeigt, dass zur vollständigen Erreichung des Kostenziels alle Optionen herangezogen werden müssten. Allerdings bietet der Neubau eines Bildungszentrums in unmittelbarer Nähe zur Klinik erhebliche betriebliche Vorteile. Zudem liegen beim Bildungszentrum ausschließlich förderfähige Flächen vor, so dass von einer hohen Förderung ausgegangen werden kann. Auch besteht bei der jetzt komprimierten Planung innerhalb des Klinikneubaus keine Möglichkeit mehr, das SPZ räumlich unterzubringen, weshalb dieses im Erdgeschoss des Bildungszentrums geplant ist.

Unter Einbeziehung der Kosten des Bildungszentrums mit SPZ würde der vorgegebene Kostenrahmen überschritten werden. „Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung im Juni zugestimmt, dass wir nun mit der Entwurfsplanung inklusive Neubau des Bildungszentrums beginnen können, mit dem Ziel bis Mitte 2017 eine Kostenberechnung vorzulegen. Damit sind wir einen entscheidenden Schritt weiter und aktuell gut im Plan“, so Noetzel. Die Kostenberechnung wird dann aufgrund der detaillierteren Planung genauer sein als die jetzige Kostenschätzung und zudem einen Ansatz für Unvorhergesehenes ausweisen. Angestrebt wird, dass sich die Kosten des Bildungszentrums mit SPZ im Rahmen der Kostenobergrenze darstellen lassen.

 

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