Er wurde zuletzt wie ein Staatsgeheimnis gehütet und gestern in Berlin offiziell durch Minister Alexander Dobrindt vorgestellt: der Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 bedient den Landkreis Göppingen mit wichtigen Maßnahmen wie dem Albaufstieg der A 8, löst mit Blick auf die Stadt Geislingen jedoch keine ungetrübte Freude aus. Misslich ist, dass es der zweite Abschnitt der künftigen B 10-Umfahrung Geislingen, der mit rund 155 Mio. € veranschlagte Schildwachttunnel, im Gegensatz zum vorangehenden Abschnitt bis Geislingen/Mitte nicht in den “vordringlichen Bedarf” geschafft hat.
Anders als die Ortsumfahrung Urspring im weiteren Verlauf der B 10, die hoch prioritär gesehen wird. Damit scheidet die Finanzierung des Geislinger Tunnels bis 2030 aus. “Unser vorrangiges verkehrspolitisches Ziel, eine 10-Jahresperspektive bis Geislingen/Ost zu bekommen, wäre damit in weitere Ferne gerückt” stellt Landrat Edgar Wolff nicht ohne Ernüchterung fest. Für ihn heißt es jetzt dranbleiben und nochmals alle Kräfte bündeln. Ab kommenden Montag besteht Gelegenheit, zum Planentwurf des Bundes Stellung zu nehmen. Gemeinsam mit der Stadt Geislingen, der IHK und den politischen Kräften soll weiter deutlich gemacht werden, dass ein dauerhafter Flaschenhals im Bereich der Geislinger Altstadt nicht akzeptabel ist. Dazu würde es dann kommen, wenn alle anderen B 10-Abschnitte neu- oder ausgebaut sind, der Verkehr sich zwischen Geislingen/Mitte und Geislingen/Ost aber weiterhin durch die enge Stadtlage quält.
Im Gegensatz zur Ortsumfahrung Amstetten, die ebenfalls im weiteren Bedarf gelistet wird, besteht für den teuren Tunnelabschnitt Geislingen nicht einmal die Möglichkeit, die Planung einzuleiten. Im alten Bundesverkehrswegeplan war diese Option mit dem sogenannten “Sternchenvermerk” ausdrücklich noch eröffnet, jetzt aber fehlt sie. “Damit können wir nicht einverstanden sein” erklärt Geislingens OB Frank Dehmer, der sich diesbezüglich ebenfalls mehr erhofft hatte. “Die Maßnahme muss in einem Zug durchgeplant werden” kündigt er seine klare Forderung auf Nachbesserung gegenüber dem Bund an.
Stadt und Landkreis gehen in diesem Anliegen Seite an Seite und erfahren nachdrückliche Unterstützung durch die IHK Bezirkskammer. “Zwar wurde die Region
Stuttgart bei der Entwicklung ihrer Verkehrsinfrastruktur bis 2030 insgesamt besser ausgestattet als erwartet, der auf längere Sicht verbleibende Engpass in Geislingen kann in dieser Form umso weniger akzeptiert werden” meint deren Präsident Wolf Ulrich Martin. Er befürwortet weitere an den Bund gerichtete Initiativen. So sieht es auch der Landrat: “Wir sehen die Perspektiven, die für den Landkreis insbesondere für die A 8 und die B 10 bis Geislingen/Mitte eröffnet werden, positiv und sind dafür dankbar. Der Blick auf die spezielle Geislinger Problematik muss aber noch einmal geschärft werden. Dafür wollen wir weiterhin gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um das Ruder bis zur Verabschiedung des Plans im Parlament noch herumzureißen” fasst Edgar Wolff das gemeinsame Anliegen zusammen. Die Möglichkeit, die durchgehende Planung bis Geislingen/Ost zu erreichen, formuliert er als Mindestziel, die Aufwertung des Schildwachttunnels in den “vordringlichen Bedarf” als die eigentlich erforderliche Perspektive für den wirtschaftich schwächelnden Geislinger Raum. Mit dieser Forderung hatte sich der Kreischef mit Unterstützung des Kreistags erst jüngst in einem gemeinsamen Brief mit dem Landrat des Alb-DonauKreises an den Bundesverkehrsminister gewandt. In den Amtsstuben geht man davon aus, dass das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen ist.
PM