Damit hatte keiner gerechnet, eine Veranstaltung des grünen Landtagskandidaten Eckhart Klein mit der Europaabgeordneten Maria Heubuch eskalierte in einem offenen Streit zwischen einem Vertreter des Kreisbauernverbandes und weiteren Landwirten um Wege aus der Milchpreismisere.
Maria Heubach, aktive Bäuerin aus Leutkirch und seit 2014 Vertreterin der Baden-Württembergischen Grünen im Europaparlament reflektierte die Agrarpolitik auch aus ihrer Sicht, als direkt Betroffene, nicht als Politikerin. Das kam bei den rund 30 Gästen im Schlater Gasthof Lamm gut an, bewirtschaftet ihre Familie doch auch einen Grünlandbetrieb mit Milchviehhaltung.
Von der aktuellen Agrarpolitik forderte sie eine gerechtere Politik, die nicht nur die vom Bauernverband bevorzugten Großbetriebe fördere, sondern die kleinen Betriebe bevorzuge. Die Förderung dieser Betriebe sei ökologisch und sozial sinnvoll, so Heubuch. Großbetriebe könnten bisher alleine von der Förderung leben, ein 2.000 Hektar-Betrieb würde so bisher 600.000 Euro bekommen, bei nur fünf Arbeitskräften sind das 120.000 Euro pro Arbeitskraft. Da bleibt eine Menge übrig. Ein 100-Hektar-Familienbetrieb mit 2 Arbeitskräften bekommt nur 15.000 Euro je Arbeitskraft. Hier gibt es Vorschläge zur Verbesserung, die aber alle noch nicht weit genug gehen, bemängelt Heubach, die zudem kritisiert, dass die Bundesregierung die von der EU gewährten Spielräume zur Förderung der kleinräumigen Landwirtschaft unter dem Druck des Bauernverbandes, der Kreisbauernverbandsvorsitzender Hermann Färber aus Böhmenkirch sitzt für die CDU im Bundestag, nicht ausnutzt.
Dass die Bauern im Landkreis mit dem Bauernverband denn auch nicht zufrieden sind, zeigte sich beim Thema Milchmarkt. Sie werfen dem Bauernverband vor von der Eroberung des Weltmarktes zu träumen während der nicht mehr kostendeckende Milchpreis von 25 Cent je Liter die Produktionskosten nicht mehr deckt. Die Milchbauern leben von der Substanz schimpften die Landwirte in Schlat und forderten dringend eine Reduzierung der Milchmengen. Diesem wiedersprach der stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Heinrich Rothfuß aus Wiesensteig. Rothfuß lehnte eine generelle Kürzung oder eine Wiedereinführung der Milchquote ab, dies sei nicht mehr durchsetzbar. Stattdessen forderte er die Landwirte auf, selber weniger zu produzieren. Dies brachte die anderen Landwirte gänzlich auf die Palme, die bei einem eigenen Verzicht zu Recht befürchten, dass andere Produzenten sofort mehr produzieren und die Milchmenge sich um keinen Liter verringern würde. Sinnmache es nur, wenn eine Kürzung für alle gelte.
Der Bauernverband befürwortet den freien Markt und fordert von der Politik als Entlastung eine Rückführung politischer Auflagen im Umweltschutz. Viele Landwirte haben aber zwischenzeitlich erkannt, dass dies langfristig der falsche Weg ist. Weniger Produktion, dafür mehr Qualität, mehr Regionalität, mehr Orientierung am Markt darin waren sich dann auch Maria Heubuch, Eckhart Klein und die Landwirte, mit Ausnahme des Vertreters des Kreisbauernverbandes einig, sind der einzige Ausweg aus der Preismisere, die es nicht nur am Milchmarkt sondern auch in der Schweineproduktion gibt.
Heubuch forderte eine soziale Marktwirtschaft in der Agrarwirtschaft, eine ökologische Agrarwirtschaft, die aus vorsorgendem Verbraucherschutz auf Glyphosat, Gentechnik usw. verzichtet und sich auf Europa konzentriert. Es macht ja auch keinen Sinn, mit subventionierten Exporten auch noch die Landwirtschaft in Afrika zu ruinieren, so Heubach.
Bäuerliche Strukturen sind zudem die Basis unserer Dörfer, versichert Heubuch, nur wenn es genügend Landwirte gibt, gibt es auch Handwerker und eine intakte Infrastruktur.