Markus Zipperle schwätzt im Uditorium vor etwa 400 Menschen „über älles – auch über Uhingen“. In fast 3 Stunden verrät er, wo man in Uhingen jemanden verschwinden lassen kann, trällert von der „Perle im Filstalland“ und lobt die Auftritte in Uhingen.
Wie er da vorne steht, wirkt Markus Zipperle auf der Bühne im großen Saal des Uditoriums eigentlich ganz harmlos. Von den Scheinwerfern zur gleißenden Lichtgestalt angestrahlt, im gemütlichen Sneaker-Jeans-Shirt-Look mit dem nach Leibeskräften perfekt ausgefüllten T-Shirt, seinem getrimmten vereinhalb-Tage-Bart, der sportlich kurzen Haarpracht und einem seligen Lächeln auf den Lippen, ja da wirkt er wie ein lieber Kerle für die zirka 400 Menschen vor ihm da unten im Saal. Doch trau, schau, wem! Schon gar keinem Mann. Und erst recht nicht einem schwäbischen Mann! Der Mann aus Wäschenbeuren, der sich als „schwäbische Saugosch“ mit „verbaler Inkontinenz“ bezeichnet, ist gnadenlos – mit seinem Witzniveau, mit dem Publikum und mit seinem Körper.
750 Cent, also 7,50 Euro, hat der Eintritt pro Person für den Zipperle-Abend im Uditorium anlässlich „750 Jahre Uhingen“ gekostet. Das runde Jubiläum liefert dem Schwoba-Charmeur natürlich eine Steilvorlage in seiner Begrüßung an die vielen Frauen und Männer, von denen manche nur wegen des günstigen Eintritts gekommen sind und nicht wegen ihm. „750 Jahre!“, staunt Zipperle und lässt sein auf den Witz lauerndes Publikum nicht lange zipperln äh zappeln. Also: „750 Jahre Uhingen – und ich sehe ein paar Gründungsmitglieder sind auch da.“ Und schon schießt der Comedian aus vollen Rohren. Passend zum Jubiläumsjahr zipperlt er auch über Uhingen und seine Stadtteile. „Sparwiesen? Ha, da ist doch der Name Programm!“ Gelächter im Saal. „Nach Baiereck fährt man doch nur, um sich zu erholen. Selbst das Navi sagt die ganze Zeit: ,Bitte wenden‘, ,Bitte wenden‘.“ Gelächter.
Der private Aqua-Park im Vorgarten eines Uhingers oder auch die Möglichkeiten, die der Charlottensee so bietet: „Schultes, mach des amol“, ruft Markus Zipperle in Richtung des Uhinger Bürgermeisters Matthias Wittlinger: „Da bisch du aber da obe am Charlottensee ganz schnell weg! Siehst du den Mann im Moore winken, dann wink zurück und lass ihn sinken! Zack und weg!“
Weltpremiere: Zipperles Uhinger Lied
Aber Markus Zipperle kann nicht nur witzig, sondern auch singen wie sein Noch-nicht-aber-garantiert-schon-bald-Ballermann-Hit „Am Buffet“ beweist. Und wer sich vor Publikum das traut, dem ist sogar noch Größeres zuzutrauen. Tatsächlich hat der Comedian aus Wäschenbeuren ein Lied über Uhingen gedichtet und präsentiert es erstmals öffentlich. Weltpremiere also! Partybass wummert, Hände klatschen im Rhythmus, Scheinwerfer wechseln ihre Farben und dann legt die Stimme der schwäbischen Nationalheiligen Äffle und Pferdle mit der Inbrunst eines brüllenden Löwen los:
„Vor vielen 100 Jahren da fing es hier mal an/
Uigo gab den Namen, ein Siedler voller Plan/
das Filstal seine Heimat, mit Herz und Fleiß bebaut/
Uhingen wächst zusammen, ein Ort auf den man schahahaut.“
Und dann ballert der Mann auf der Bühne einen Refrain raus, wie ihn die Welt noch nie gehört hat; einprägsam, charmant, sowas von ballermanntauglich und wahrer als wahr:
„Uhingen, wir feiern heut’ mit dir,
siebenhundertfünfzig Jahre – hier stehen wir!
Geschichte, Herz und Heimat, Gemeinschaft Hand in Hand,
Uhingen, du Perle im Filstal-Land.“
Natürlich dürfen die Mühlen im Nassachtal, Schloss Filseck, der Charlottensee, das dröhnende Uditorium und viele Uhinger Attraktionen im Lied nicht fehlen. Noch aber scheint Uhingens Geschichte nicht so viel für eine Abend füllende Show herzugeben, weshalb Markus Zipperle dann Bonmots aus seinem Programm zum Besten gibt. Und dazu gehören nun einmal die Unterschiede zwischen Mann und Frau.
Dabei zeigt sich, dass der Komiker zwischen Genie und Wahnsinn zipperlt. Wohlkalkuliert oder doch Wahnwitz in selbstzerstörerischer Absicht: „Wenn Männer krank sind…“, sprichts kaum aus und schon dröhnt im schallendes Gelächter aus der ersten Reihe entgegen. Eine Frau lacht herzhaft und füllt mit ihrem Gelächter das Uditorium – ganz ohne technischen Schnickschnack wie Mikrofon und Monster-Lautsprechern wie Markus Zipperle wohlgemerkt. Respekt!
Ja, was ist denn nun, wenn Männer krank sind? Dann könnte Frau meinen, die Welt geht unter. „Ich frage mich, wie es bei Männern wäre, wenn sie die Periode haben“, überlegt Markus Zipperle, lässt den Gedanken kurz wirken und ruft dann: „Sie hätten Binden, so groß wie eine Matratze in ihrer Unterhose!“.
Doch Markus Zipperle legt sich nicht nur verbal, sondern auch körperlich ins Zeug, beispielsweise bei dem Witz mit den zwei Männern, die ganz unterschiedlich gehen. Während der eine normal läuft, geht der andere breitbeinig – und so macht es Markus Zipperle auf der Bühne vor. Von links nach rechts, von rechts nach links; ein Mal, zwei Mal – gefühlte unendliche Mal. Während er schier am Ende ist als hätte er den Sparda Xtrem 6 Stunden mit Baumstamm auf der Schulter im Alleingang bewältigt, jauchzt und lacht das Publikum. Vor allem die Frau in der ersten Reihe. Und wieso geht der eine Mann nun immer breitbeinig? Gelenkprobleme? Unterleibsschmerzen? Nein, ganz banal, eher eine Stil-Frage. Aber das wird an dieser Stelle nicht verraten, sonst ist der Lach-Effekt nicht mehr gegeben.
Zum Ende seines knapp 3-stündigen Auftritts inklusive Pause und einkalkulierter technischer Störung zur maximalen Steigerung der Erwartungshaltung im Publikum geht Markus Zipperle nicht einfach so von der Bühne. Natürlich geht das nur mit Witzen, beispielsweise beim Anpreisen seiner CDs. Aber was soll die junge, noch nahezu faltenfreie Generation mit CDs anfangen, weiß sie überhaupt, was das ist? Auch dafür hat Markus Zipperle eine Lösung: „I unterschreib die CD, ihr könnets mit hoim nehma, ab ond zu raushole ond staune ooohaaah!“, schlägt Markus Zipperle vor – und ergänzt: „Schicket mir eine E-Mail und ihr bekommt einen Download-Link und ihr könnt die komplette CD als MP3 downloade.“
Zipperle lässt Publikum mitsingen
Ein wahres Hörerlebnis zum Schluss, bei dem sogar das Publikum mitwirken darf, widmet sich dem kulinarischen Hochheiligtum im Ländle: ein Lied, zur Smokie-Melodie von „Living next door to Alice“ über die Mauldasch. „Die Mönche im Kloster waren gar et so bleed/hen in der Fastenzeit ein super Einfall geheet“, singt Markus Zipperle über das Hergottsbscheißerle. Beim Refrain unterstützen den Comedian die Männer und Frauen mit Sangeseinlagen, strikt getrennt in Männlein und Weiblein. Hier rächt sich Markus Zipperle am starken Geschlecht, also an den Frauen. A bissle zumindest. Von denen verlangt er, vermutlich weil er ihnen die Fähigkeit zu einem größeren Wortschatz-Gebrauch zutraut, einen umfangreicheren Text ab:
„I weiß et wie se du mogsch, i mog se in der Brühe.
Geröstet oder g’schmelzt, da krieg i woiche Knie.
Denn als echter Schwob, da mag i halt mei Mauldasch!“
Und von „seinen“ Geschlechtsgenossen, den Männern, wünscht er sich nur einen herzhaft, wie er vielleicht an so manchem heimischen Esstisch schon gefordert wurde Essenswunsch:
„Mauldasch, i mog halt mei Mauldasch!“
Abschließend bittet er das Publikum im Uditorium um „kontrolliertes Ausrasten“ für ein Selfie-Video an seine „Fatzebucker, Inschdagramer und TikiTakaToka“ und gibt noch einen kleinen Warn-Hinweis: „Wenn noch irgendjemand neben jemandem hockt, mit dem er nicht gesehen werden darf, dann jetzt noch den Platz tauschen“, rät er. Und dann startet er mit seiner charmanten Wort-Akrobatik das Video: „Der I isch! I bin heute Abend in Uhingen bei der 750-Jahr-Feier“, schwäbelt Zipperle in die Kamera seines Smartphones und ist voll des Lobes: „Es war gigantisch! Uhingen ist immer super hier im Uditorium! Es ist immer geil, die Leute sind immer gut drauf und freundlich. Mir hat es ganz doll Spaß gemacht.“
Und dem Publikum auch. Ein fulminanter Zieleinlauf in das Uhinger Jubiläumsjahr. Denn der Auftritt von Markus Zipperle bildet den Auftakt in den Endspurt des Uhinger Festjahrs, das seinem Namen alle Ehre gemacht hat. Seit April reihten sich an mehreren Wochenenden größere Veranstaltungen mit besonderen Angeboten aneinander: Festakt, SWR3-Party, Radtour, historische Führungen, Kandelhock mit Lasershow und Festumzug, Freibadfest, dem Markus Zipperle sei Auftritt, der Uhinger Sonntag mit dem Sparda Xtrem. „Es freut mich sehr, Teil eures Jubiläums zu sein und eines eurer Festwochenenden mitgestalten zu können“, sagt Markus Zipperle.
Dazu passt es, dass Markus Zipperle auch das Veranstaltungsjahr 2025 im Uditorium beenden wird. Denn Pfefferle&Zipperle werden am Dienstag, 30. Dezember, um 20 Uhr „Kunschtvoller Gruscht – Von Ällem Ebbes“ präsentieren. Tickets gibt es unter www.uditorium.de im Internet.
Foto (Stadt Uhingen): Zeigt sich immer von seiner besten Seite: Markus Zipperle
PM Stadtverwaltung Uhingen