Aus dem Gemeinderat Hattenhofen

Kommunale Wärmeplanung: Fachbüro stellt aktuellen Stand dar

Ausführliche Erläuterung im Gemeinderat

Die Kommunale Wärmeplanung ist ein Instrument, das die Kommunen einsetzen, um eine nachhaltige und effiziente Wärmeversorgung sicherzustellen. Dabei werden verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Nutzung erneuerbarer Energien in Betracht gezogen. Ziel ist die langfristige Optimierung der Wärmeversorgung in einer Kommune bei gleichzeitiger Reduktion des Kohlendioxid- Ausstoßes. Diese Information schickte Bürgermeister Jochen Reutter einer fast 50 Minuten dauernden Präsentation mit anschließender Diskussion zur kommunalen Wärmeplanung in Hattenhofen voraus. Die Planung beinhaltet unter anderem die Analyse des Ist-Zustands der Wärmeversorgung, die Entwicklung von Handlungsempfehlungen und die Vorbereitung zur Umsetzung von konkreten Maßnahmen.

Ziel ist eine Netto-Treibhaus-Neutralität bis in 15 Jahren

Den Auftrag zu diesem Wärmeplan (KWP) hatten die sechs Verbandsgemeinden der Firma Rationelle Energie Süd (RES) aus Geislingen/Steige übertragen. Namens der RES stellte Projektleiter Norbert Brenner den aktuellen Stand dar. Baden-Württemberg sei das erste Bundesland, das noch vor dem Bund einen Wärmeplan definiert und vorgeschrieben habe. In 2020 hatte Baden-Württemberg sein Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz verabschiedet und drei Jahre später in das Klimagesetz überführt. Reduktionsziel sind 25 Prozent weniger Kohlendioxid bis 2030 gegenüber dem Jahr 1990. Für kleinere Kommunen gab es ein Förderprogramm, woraus 80 Prozent der Kosten gefördert werden können. Diese Mittel nahmen die Verbandsgemeinden in Anspruch. Jede Kommune muss fünf konkrete Maßnahmen benennen und beginnen. Der Wärmeplan ist alle sieben Jahre fortzuschreiben. Ziel der kommunalen Wärmeplanungen, so Brenner, sei für alle Gebäude und industriellen Prozesse innerhalb einer Kommune eine Netto-Treibhausgas-Neutralität bis 2040.

Verbandsgemeinden haben vier von fünf Stufen der Planung bewältigt

Der KWP ist ein informeller Plan ohne rechtliche Außenwirkung. Er ist ein strategisches Planungsinstrument zur langfristigen Gestaltung und nachhaltigen Entwicklung der kommunalen Wärmeversorgung. Vier von fünf Stufen des Plans haben die Verbandsgemeinden – im „Konvoi Voralb-West“ sind die Gemeinden Aichelberg, Hattenhofen und Zell u. A. zusammengeschlossen – jetzt absolviert:

Die Bestandsanalyse, die Potentialanalyse, die Entwicklung von Zielszenarien und eine detaillierte Maßnahmenbewertung. Es fehlt noch der Beschluss zur künftigen Wärme- und Stromversorgung und Netzinfrastruktur. Teil des Prozesses war auch ein interkommunaler Workshop am 21. Januar in der Zeller Gemeindehalle. Beteiligt waren neben Bürgermeistern und Gemeinderäten auch Vertreter der Energie-versorger, des Landkreises sowie verschiedene Gewerbetreibende und viele Bürgerinnen und Bürger. Ein Workshop Anfang April wird folgen. Die Bestandanalyse durch RES erfolgte durch Abfrage bei den Netzbetreibern, Schornsteinfeger-unternehmen und Kommunen

Präsentation ist auf website veröffentlicht

In Hattenhofen stößt derzeit jeder Einwohner rund 1,31 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr im Bereich Wohnen aus. Deutschlandweit sind es rund 1,83 Tonnen je Einwohner. Ausführlich erläuterte Brenner die Bestandsanalysen in Bezug auf Sektoren, Siedlungsentwicklung, Co2-Emissionen, Heizungsanlagen, Wärmeerzeuger, Energieträger, Gebäudealter und weitere Parameter. Die fast fünfzig Seiten starke Präsentation kann auf der gemeindlichen Website www.hattenhofen.de auf der Startseite (Icon links oben, neue Nachrichten) abgerufen werden.

Als potentielle Energieträger und -maßnahmen bleiben Gebäudesanierung,

Solartechnik auf Dächern und Holz

Von den untersuchten Potenzialen scheiden in Hattenhofen die meisten aus, die Gründe sind unterschiedlich. Windfreiflächen, Solarfreiflächen, die Abwärme von Gewerbe und Industrie, Geothermie – sowohl oberflächennah als auch unter 400 Metern – die Nutzung von Flusswasser, die Abwärme von Kläranlagen und Wasserstoff sind aus dem Rennen. Es verbleiben als realistische Potenziale Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden, PV und/oder Solartherme auf Dachflächen sowie Biomasse, das ist die Nutzung von Holz und Biogas. Bei der Gebäudedämmung wäre rechnerisch eine Einsparung bis zu 46 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs möglich, sei aber nicht realistisch, so Norbert Brenner. Dafür gebe es allein schon zu wenig Handwerksbetriebe, um alle Gebäude bis 2040 entsprechend nachzurüsten. Machbar sei eine Einsparung von 21 Prozent. Wasserstoff werde vorrangig für Industrie und Kraftwerke ein Thema sein, Privathaushalte würden vor 2040 nicht von diesem Energieträger profitieren können. Beim Brennholzverbrauch verfeuert Hattenhofen mehr Holz als auf eigener Markung Wald nachwächst. Rein rechnerisch muss also Holz von außerhalb zugeführt werden. Das Problem bei den PV-Anlagen ist bekanntermaßen die fehlende Speichermöglichkeit im Sommer. Für ein Wärmenetz eignet sich lediglich die Ortsmitte aufgrund der bestehenden Wärmeverbundsysteme.

Gemeinde möchte Planungsprozess vor Sommerpause beenden

Am Ende der Planung muss ein Beschluss des Gemeinderats stehen, den BM

Jochen Reutter noch vor der Sommerpause herbeiführen will, damit Fördermittel abgerufen werden können und „dem Gesetz genüge getan wird“, so Fachmann Norbert Brenner. Es geht um die Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs mit Prioritäten und Zeitplan. Der Fachbericht wird öffentlich präsentiert, die Energiekennwerte werden abschließend in einer bundesweiten Datenbank hochgeladen.

Grundsätzliche Kritik eines Gemeinderats am „deutschen Weg“, Mehrheit stimmt zu

Nach – auch kritischen – Nachfragen aus dem Gemeinderat zu Geothermie, zu Fördermöglichkeiten und zu eventuellen Überschuss-Produktionen von Photovoltaik begründeten zwei Gemeinderäte ihre grundsätzliche Kritik an der Vorgehensweise in Deutschland. Natürlich, so ein Sprecher, müsse man sich darum kümmern, dass noch mehrere regenerativen Energien genutzt werden. Aber der Weg in Deutschland bis dahin sei falsch: Statt Geld in der Praxis zu investieren, müsse man sehr viel Geld für Analysen und Gutachten zahlen und dann passiere erstmal nichts. Profitieren würden nur die Fachbüros. Das gelte auch für andere Bereiche wie beispielsweise Umweltgutachten bei der Planung von Wohngebieten. BM Jochen Reutter verwies auf die rechtliche Pflicht der Kommunen, einen kommunalen Wärmeplan aufzustellen, ohne den es auch keine Fördermittel gebe. Einer der beiden Kritiker, der von Anfang an gegen das Projekt gestimmt hatte, stimmte auch diesmal aus grundsätzlichen Erwägungen gegen das von der Verwaltung vorgeschlagene weitere Vorgehen. Das restliche Gremium will die Planung abschließen, umsetzen und dafür Fördermittel bekommen.

Umkleidegebäude auf dem Sportplatz: Drei Varianten vorgestellt

Bebauungsplan muss geändert werden

Auf dem Sportgelände soll ein neues Umkleide-und Sanitärgebäude erstellt werden. Dies ist das Ergebnis mehrerer Gemeinderatssitzungen mit fachlicher Unterstützung eines Büros und nach Wünschen des örtlichen Sportvereins TSGV.

Die Gemeinde hat daher das Hattenhofer Architekturbüro Liebrich beauftragt, eine Kostenkalkulation für verschiedene Bauweisen zu erstellen. Vor der Realisierung dieses Gebäudes muss der Bebauungsplan geändert werden, da in eine geschützte Hecke eingegriffen wird. Bauingenieur Joachim Lipsius vom örtlichen Architekturbüro erläuterte dem Gemeinderat und zahlreichen Zuhörern, darunter auch Sportlern des TSGV, die drei durchgerechneten Varianten.

Kosten bis zu 840.000 Euro, Holzbau am teuersten, Massivbau steht am längsten

Bewertet wurden jeweils eingeschossige Anlagen, einmal als Container-Anlage, alternativ in Massivbauweise oder Holzbauweise. Aus Witterungsgründen braucht auch eine Containeranlage ein Pultdach. Die Containerlösung würde mit Fassadenbekleidung 740.000 Euro kosten. In der Massivbauweise käme man auf rund 790.000 Euro, beim Holzbau auf 840.000 Euro. Eine Photovoltaikanlage mit Speicher auf dem Gebäude würde zusätzlich jeweils 20.000 Euro kosten. Beim Massivbau und Holzbau ist eine zentrale Warmwasseranlage technisch möglich, bei den Containern nur dezentral. Dort kann auch keine dezentrale Be- und Entlüftungsanlage eingebaut werden, anders als bei den beiden anderen Varianten. Diese würde nochmals 8.000 Euro kosten. Auch bei den Grundrissen sind Massivbau und Holzbau flexibel, während eine Containeranlage an Raster gebunden ist. Der Innenausbau-Standard ist bei Massivbau und Holzbau etwa gleich gut, beim Container nicht vorhanden. Dafür würde diese Anlage innerhalb drei Monaten gebaut werden können, Massivbau und Holzbau dauern etwa ein halbes Jahr. Die theoretische Gesamtnutzungsdauer beträgt bei einer Containeranlage 15 bis 30 Jahre, beim Massivbau 70 bis 100 Jahre und beim Holzbau 50 bis 70 Jahre.

Holzingenieur aus energetischen Gründen für Holzbau

Ein Gemeinderat war bei der Bewertung des Holzbaues beteiligt und durfte daher nicht an der Beratung teilnehmen. Vor seinem Rückzug in die Zuschauerreihen durfte er noch ein fachliches Statement abgeben. Man solle nicht nur auf die Preise schauen, so der Sprecher, sondern auf die Qualität. Die Vorteile beim Holz sieht der Fachmann in der besseren Energieeffizienz. Hier würde ein Holzbau besser abschneiden als ein Massivbau, denn beim Massivbau brauche man bei einer Außendämmung dickere Wände als beim Holzbau mit Innendämmung. Dadurch gewinne man bei der Holzvariante bis zu sieben Quadratmeter Nutzfläche bei gleichen Außenmaßen, das könnte einen Zusatzraum ergeben. Würde man die Holzwände aus statischen Gründen jedoch dicker ausbilden müssen, würde entsprechend das energetische Niveau steigen. Beim Massivbau mit Wärmedämmung außen an der Fassade muss innen mehr geheizt werden als beim Holzbau mit innenliegender Dämmung. Bei einem Holzbau sieht der Sprecher zudem eine bessere Möglichkeit für Eigenleistungen des TSGV als beim Massivbau.

Gegen Containerlösung, TSGV soll sich handwerklich beteiligen

Die Containeranlage mit Blechoptik scheidet aus optischen Gründen aus, da war sich der Gemeinderat schnell einig. Vor einer Entscheidung zwischen Holzbau und Massivbau wollen die Räte geklärt haben, wie hoch die Eigenleistung des Vereins liegt, ob dieser für die Nutzung Gebühren bezahlt (wie bei der Nutzung der Sillerhalle), wer für die Instandhaltung und Reinigung aufkommt. Der Umfang der Eigenleistung hängt nach Auffassung von Planer Lipsus davon ab, wieviel Fachkräfte der Verein stellen kann. Bei dem Holzbau wäre theoretisch ein höherer Anteil an Eigenleistung möglich als bei einem Massivbau. Für Bürgermeister Jochen Reutter sind beide Varianten in Ordnung, um das Innenleben müsse sich jeweils der Verein kümmern. Auch die Frage, wo der neue Aufsitzrasenmäher untergebracht wird, soll noch geklärt werden. Ein Anbau an das Umkleidegebäude würde dieses möglicherweise noch verteuern, befürchtet BM Reutter.

Bürgermeister klärt offene Punkte mit dem Verein

Ein Gemeinderat verwies auf die 30 Jahre längere Nutzungsdauer eines Massivbaus. Das seien nur Anhaltswerte nach einem Ingenieurbuch, so Joachim Lipsius. Bei der Kombination von Holz- und Massivbau beispielsweise könnten diese Werte wieder anders aussehen. Der Gemeinderat musste noch keine Entscheidung treffen. Zunächst sind die offenen Fragen zu prüfen, diese wird Bürgermeister Jochen Reutter in einem Gespräch mit dem Verein klären. Priorität hat für den Schultes, wie schon berichtet, die Sanierung der Tartan-Bahn mit Weitsprunganlage. Diese Arbeiten, so ein Gemeinderat, könne eventuell der Bauhof übernehmen. BM Reutter informierte noch darüber, dass der Platz bzw. das obere Rasenspielfeld aus „sporterfolgstechnischen Gründen“ in Länge und Breite etwas verkleinert werden soll. Diese Arbeiten erledigt der TSGV.

PM Gemeindeverwaltung Hattenhofen

 

 

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