Hattenhofen, eine Gemeinde mit weniger als 3.000 Einwohnern im Landkreis Göppingen, wurde am vergangenen Donnerstagabend in Bozen mit dem renommierten European Energy Award (eea) in Gold ausgezeichnet. Mit einer beeindruckenden Zielerreichung von 78 Prozent setzt sich Hattenhofen an die Spitze des kommunalen Klimaschutzes im Landkreis und unterstreicht seine Vorreiterrolle in Baden-Württemberg.
Bürgermeister Jochen Reutter nahm die Auszeichnung während eines feierlichen Festakts in Bozen entgegen. Begleitet wurde er von Lisa Binder und Timm Engelhardt, die die Gemeinde im eea-Prozess betreuen. Insgesamt wurden mehr als 130 Delegierte aus fast 30 europäischen Städten und Gemeinden für ihren Einsatz in den Bereichen Energieeffizienz, Klimaschutz und erneuerbare Energien geehrt. Damit steht Hattenhofen nun auf einer Ebene mit namhaften Städten und Gemeinden wie Meran, Straßburg, Zermatt, Monaco und Schifflange – ein Beleg für die internationale Bedeutung des Engagements der Gemeinde.
Einzigartige Vorreiterrolle
Hattenhofen ist die erste Gemeinde im Landkreis Göppingen, die den Gold-Status des eea erreicht hat. Besonders bemerkenswert ist, dass Hattenhofen die kleinste Gemeinde in Deutschland nach Einwohnerzahl ist, die den European Energy Award in Gold erhalten hat. „Mit dieser Auszeichnung sendet Hattenhofen ein starkes Signal für die Region Stuttgart und beweist, dass auch kleinere Gemeinden maßgebliche Beiträge zum Klimaschutz leisten können“, erklärte Timm Engelhardt, Geschäftsführer der Energieagentur. Die Energieagentur unterstützt neben Hattenhofen auch andere Städte und Gemeinden im Landkreis im Rahmen des European Energy Awards.
Erfolgsbilanz eines Jahrzehnts
Seit 2012 beteiligt sich Hattenhofen am European Energy Award. Bereits 2014 erhielt die Gemeinde erstmals das eea-Zertifikat und war damit Vorreiter im Landkreis Göppingen. In den vergangenen zehn Jahren intensivierte Hattenhofen seine Klimaschutzmaßnahmen kontinuierlich und kommt dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040 deutlich näher. Besondere Anerkennung erhielt die Gemeinde für ihr breites Angebot an Klimaschutzmaßnahmen, das direkt den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt. Mit einem kommunalen Förderprogramm werden private Initiativen zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz unterstützt – beispielsweise die Installation von PV-Balkon-Modulen, der Bau von Zisternen, Dämm-Maßnahmen oder der Fenstertausch.
Ergänzt wird dies durch kostenlose Angebote wie Informationsveranstaltungen, Vor-Ort-Beratungen und Energiekarawanen, mit der Besonderheit, dass die Gemeinde die Kostenanteile der Bürger für Vor-Ort-Beratungen übernimmt. Dadurch profitieren die Bürger von den unabhängigen und individuellen Beratungen der Energieagentur Landkreis Göppingen rund um die Themen Heizung, Sanierung und Solarenergie.
Ein Schlüsselfaktor für Hattenhofens Erfolg ist das seit über 20 Jahren etablierte kommunale Energiemanagement. Zudem kooperiert die Gemeinde eng mit Nachbarkommunen, beispielsweise bei der Entwicklung einer Mobilitätsstrategie im GVV Raum Bad Boll, die Elektromobilität fördert.
„Die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen und Partnern wie der Energieagentur Landkreis Göppingen ist essenziell für unseren Erfolg“, betonte Bürgermeister Reutter. „Gemeinsam entwickeln wir innovative Konzepte, die nicht nur Hattenhofen, sondern der gesamten Region zugutekommen.“ Sein persönliches Engagement wurde von allen Beteiligten besonders hervorgehoben.
Aktuell arbeitet Hattenhofen an der Reduktion der CO2-Emissionen in der kommunalen Verwaltung. Für das kommende Jahr ist eine Photovoltaik-Kampagne in Planung, die erneut in Zusammenarbeit mit der Energieagentur umgesetzt werden soll. „Die Energieagentur wird auch zukünftig ein zentraler Partner bei der Umsetzung weiterer Klimaschutzmaßnahmen in unserer Gemeinde sein. Gemeinsam können wir innovative Projekte realisieren“, erklärte Bürgermeister Reutter abschließend.
Erfahrungsaustausch und Inspiration für den Landkreis Göppingen
Im Mittelpunkt der Veranstaltung in Bozen standen der Erfahrungsaustausch und die Inspiration. Die Delegierten hatten nicht nur die Gelegenheit, eine Ehrung entgegenzunehmen, sondern erhielten auch wertvolle Einblicke in zukunftsweisende Projekte. Vorgestellt wurden unter anderem das JustNature-Programm, das Klimafolgenanpassung in die Bauleitplanung integriert, sowie Initiativen zur Förderung klimagerechter Mobilität, innovative Bürgerbeteiligungsprojekte und nachhaltige Lösungen für die Wärmeversorgung.
Lisa Binder, eea-Beraterin der Energieagentur Landkreis Göppingen, betont, dass diese Ansätze viele Impulse für die Kommunen im Landkreis bieten könnten. „Die vorgestellten Projekte sind inspirierend und könnten auch in anderen Kommunen unseres Landkreises umgesetzt werden“, erklärte sie.
Um diese Vision zu fördern, plant die Energieagentur, künftig verstärkt den Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen – auch über Landesgrenzen hinweg – weiter auszubauen. Ziel ist es, erfolgreiche Projekte und Ideen aufzunehmen und gemeinsam mit den Kommunen im Landkreis Göppingen umzusetzen. So sollen innovative Ansätze auch hier eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben.
European Energy Award:
Der European Energy Award (eea) ist ein internationales Zertifizierungs- und Qualitätsmanagementsystem, das Städte und Gemeinden bei der Planung und Umsetzung von Energie- und Klimaschutzmaßnahmen unterstützt. Kommunen werden in Bereichen wie Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Mobilität bewertet und können bei erfolgreicher Umsetzung ausgezeichnet werden. Ziel ist es, Energie zu sparen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Klimaschutz voranzutreiben. Der eea fördert zudem den Austausch bewährter Strategien zwischen den Teilnehmern. Insgesamt nehmen fast 1.900 europäische Gemeinden und Städte an den verschiedenen nationalen Programmen des European Energy Awards teil. 249 von ihnen wurden bisher mit dem European Energy Award Gold ausgezeichnet.
Foto: Bürgermeister Jochen Reutter (Mitte), flankiert von Lisa Binder und Timm Engelhardt von der Energieagentur Landkreis Göppingen, nimmt die Gold-Auszeichnung von eea-Präsidentin Gudrun Heute-Bluhm (rechts) und Thekla Heinel (links) entgegen. (Quelle: Energieagentur LK GP)
PM Energieagentur LK GP