Am 25. November 2024 ist der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Als Rettungsfachkraft und Einsatztrainer in der Gewaltprävention möchte ich diese Maßnahmen stützen.
Verschiedene Statistiken und Veröffentlichungen zeigen, dass etwa 40 Prozent aller Frauen über 16 Jahre bereits Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt waren. Dies unterstreicht die Komplexität und Schwere der Problematik. Doch es liegt in der Verantwortung der Zuständigen und der Pflicht des Staates, seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen.
Es handelt sich um eine bedauerliche Situation. Die Notwendigkeit von Notunterkünften in Schutzwohnungen und die Erteilung von Platzverweisen nehmen zu, was ernsthafte Besorgnis erregt. Ich für meinen Teil bin nicht länger bereit, diese Vorkommnisse stillschweigend zu dulden. Mit praxisorientierten Ratschlägen, die ich auch in verschiedenen Publikationen teile, biete ich Mädchen und Frauen die Unterstützung an, die der jeweiligen Situation angemessen ist.
Es ist unwahrscheinlich, dass die meisten Frauen jemals Gewalt erfahren werden, aber für den Ernstfall ist es vorteilhaft, auf solche Situationen vorbereitet zu sein.
Ich kann keine Garantie bieten und besitze kein Allheilmittel zur Bewältigung von Aggressionen, aber ich verfüge über nützliche Tipps und Strategien zur waffenlosen Konfliktprävention und -bewältigung, die sich als wirksam erwiesen haben.
Das müssen Frauen täglich erleben
Anstarren, obszöne Äußerungen, Belästigungen bis hin zu direkten Bedrohungen – Mädchen und Frauen sind diesen Formen der Zudringlichkeit so häufig ausgesetzt, dass sie von vielen in unserer Gesellschaft bereits als normal angesehen werden, besonders von den Tätern selbst. Übergriffe finden nahezu überall statt: zu Hause, auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz und oft auch im Internet oder am Telefon. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Vorfälle real und ernst zu nehmen sind. Mädchen und Frauen sollten Gewalt nicht einfach erdulden müssen. Wir alle sind gefordert, gegen solche Missstände vorzugehen – einschließlich der Betroffenen selbst. Gewalt gegen Frauen in jeglicher Form darf nicht allein als Problem der Opfer betrachtet werden – es handelt sich um ein gesellschaftliches Problem, das uns alle betrifft, insbesondere die Männer. Unabhängig davon, wie unterentwickelt das Rechtsbewusstsein einiger sein mag, Gewalt gegen Frauen ist Unrecht und bleibt es auch.
Es darf auch nicht vergessen werden, dass ein Angriff auf den Körper einer Frau gleichzeitig ein Angriff auf ihre Psyche darstellt. Opfer von Gewalt erleiden Ohnmacht, Trauer, Abscheu, Zorn und häufig auch Todesangst. Diese Gefühle, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und oft therapeutischer Unterstützung bedürfen, können zu einem dauerhaften und lebenslangen Begleiter werden.
Risikolagen frühzeitig erkennen – Bauchgefühl Folge leisten
Frauen sollten vorausschauend handeln, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen. Es ist ratsam, auch auf das natürliche „Bauchgefühl“ zu hören. Angst ist eine natürliche Reaktion, die dazu beitragen kann, drohende Risiken zu vermeiden
Drohender Gefahr aus dem Weg gehen
Je früher eine Gefahrensituation erkannt wird, desto einfacher ist es, sie zu vermeiden. Man kann beispielsweise diskret die Straßenseite wechseln, die Nähe zu anderen Personen suchen, ausschließlich gut beleuchtete Wege benutzen oder soziale Brennpunkte vermeiden. Es ist besonders wichtig zu beachten, dass Gewalt nicht immer von Fremden ausgeht. Oft sind es Bekannte, Freunde oder sogar Verwandte, die zu Tätern werden.
Täter suchen Opfer aber keine Gegner-Klare Grenzen setzen
Mädchen und Frauen sollten selbstbewusst auftreten. Es ist wichtig, überzeugend zu wirken und laut zu sprechen. Straftäter oder Angreifer sollten formell mit „Sie“ angesprochen werden, damit Umstehende erkennen, dass es sich um eine fremde Person handelt. Zum Beispiel: „Stopp, fassen Sie mich nicht an!“ Die Hände sollten dabei als Schutz vor dem Gesicht und Körper gehalten werden.
Menschen zu Hilfeleistung auffordern
Menschen müssen klar und bestimmt um Hilfe gebeten werden.
Zum Beispiel: „Sie dort in der hellen Hose, rufen Sie bitte unverzüglich die Polizei, ich bin in ernster Gefahr“ oder „Erkennen Sie nicht, wie dieser Mensch mich bedrängt? Ich benötige Hilfe.“
Die Möglichkeit zur Flucht nutzen
Wenn die Möglichkeit zur Flucht besteht, sollte man diese ergreifen und anschließend aus einer verdeckten oder sicheren Position heraus mit der gebotenen Dringlichkeit über den Polizei-Notruf Hilfe anfordern.
Eine Schutzzone aufsuchen
Flüchten Sie in Schutzzonen. Zu solchen Orten zählen Ladengeschäfte, Apotheken, Arztpraxen oder andere Einrichtungen, die häufig von vielen Menschen besucht werden.
Mädchen und Frauen müssen sich wehren
Verbale Auseinandersetzungen reichen nicht immer aus. Mädchen und Frauen sollten sich bei einem Angriff definitiv zur Wehr setzen. Laut schreien, kratzen, beißen, treten, schlagen – all dies ist im Rahmen der Notwehr (§§ 32, 33 StGB) erlaubt. Es ist wichtig, dem Angreifer einen starken Schmerzreiz zu verursachen, um eine Fluchtmöglichkeit zu schaffen. Denken Sie nicht an die möglichen Folgen für den Angreifer, sondern vor allem daran, was Ihnen passieren könnte, wenn Sie sich nicht wehren.
Selbstschutz – Seminare können hilfreich sein
Ich rate Mädchen und Frauen, Maßnahmen zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins zu ergreifen. Eine effektive Methode ist die regelmäßige Teilnahme an Kampfsportarten oder speziellen Selbstverteidigungskursen, die sowohl den Körper als auch den Geist stärken. Als Ergebnis winken gesteigertes Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit.
Das Ziel dieser Maßnahmen sollte nicht die Beschränkung der allgemeinen Bewegungsfreiheit sein, sondern vielmehr das Erlernen von Strategien, um schwierige Situationen zu meistern.
Alfred Brandner