Erst im Juli wurden weitere Preissteigerungen beim Klinikneubau veröffentlicht. Jetzt, gut zwei Monate später kommt die nächste Preissteigerung. Neuer Kostenrahmen jetzt rund 500 Mio. Euro. Da vom Land nicht mehr Geld zu erwarten ist (es fehlen sogar noch die schriftlichen Bestätigungen für bereits eingerechnete Förderungen) und der Zuschuss vom Landkreis Göppingen gedeckelt ist, trägt nun die Alb Fils Klinikum GmbH die erneute Kostensteigerung von rund 15 Mio. Euro alleine.
Dies tut der Klinikum doppelt weh, summieren sich doch schon die jährlichen Defizite aus dem laufenden Betrieb. 2022 minus 12,3 Mio., 2023 minus 16,5 Mio., 2024 minus 17,0 Mio. Euro. Auch in den folgenden Jahren wird sich am Defizit nach den vorliegenden Berechnungen nicht viel ändern. 2025 inclusive des Umzugs am 5. und 6. Juli (6.4 Mio. Euro) minus 22,7 Mio. Euro, 2026 minus 15,4 Mio., 2027 minus 14,8 Mio. und 2028 minus 14,1 Mio. Das Defizit muss dann jeweils über den Kreishaushalt ausgeglichen werden, was in den nächsten Jahren schon zu geplanten Steigerungen der Kreisumlage führen wird. Aber selbst diese Planungen haben noch viele Unwägbarkeiten, wie Klinik-Geschäftsführer Wolfgang Schmid zugibt.
Die Mehrkosten im Juli 2024:
Erhöhter Aufwand für die Schadstoffentsorgung beim Abbruch der Altklinik 6,0 Mio. €
▪ Optimierte Ausstattung Komfortstation (kurzfristige Amortisation) 2,0 Mio. €
▪ Zusätzlicher Parkplatz Westseite erforderlich (80 Plätze) 0,7 Mio. €
▪ Mehrkosten Bildungszentrum aufgrund aktueller Vergaben 1,0 Mio. €
▪ Sonstiges 1,2 Mio. €
Derzeit bekannte Kostenmehrungen 10,9 Mio. €
▪ Mehrkosten für verzögerten Umzug etc. noch offen
Vorläufige Annahme Kostenmehrung („Real-Case“) ca. 15 Mio. €
Die Mehrkosten im September 2024
▪ Auswirkungen Wechsel eines Auftragnehmers mit wesentlichem Gewerk
waren abzusehen, deren Kosten allerdings noch nicht.
▪ Auswirkungen der Bauzeitverlängerung waren dem Grunde nach klar,
deren Höhe im Juli aber noch nicht exakt bezifferbar.
Info über jetzigen Kostensprung durch Projektsteuerer an GF am 16.09.: 12,4 Mio. €
Entwicklung Kostenrahmen:
▪ Kostenprognose bisher 480 Mio. € (Juli 24)
▪ Auswirkungen Wechsel eines wesentlichen Auftragnehmers (Gründe waren im Juli bekannt, Höhe noch nicht) 1,5 Mio. €
▪ Kostenmehrungen Kostenbericht 09/2024 Projektsteuerer (Bauzeitverlängerung, Massenmehrungen, Schlechtleistungen, …) 12,4 Mio. €
▪ Aufstockung Risiken & Unvorhergesehenes (davon 4,5 Mio. € noch nicht gegenfinanziert) 6,1 Mio. €
Aktueller Gesamtkostenrahmen 500 Mio.
2014 wurden die Kosten noch auf 290 Mio. Euro geschätzt. Bei Baubeginn 2019 lagen die kalkulierten Kosten bei 350 Mio. Euro. Dann kamen noch weitere Kosten ( Projekterweiterungen: MKG, SPZ im MVZ, Unit-dose, Patientenentertainment, Ausstattung Cafeteria, gynäkologische Praxis, KfW55-Maßnahmen, Verkleidung Rückkühlwerke, Optimierung ZNA, Intensiv- u. Wahlleistungsstation, Fassade Cafeteria (+ 8 Mio. €) und die Baukosten für das Ärztehaus (+ 17 Mio. €) hinzu.
Gegenmaßnahmen:
Die Klinikleitung versucht alles, um die Rentabilität des des Klinikbetriebes zu steigern. So hat man in diesem Jahr schon über 900 „Fälle“ (Stand 08/24) als im Vorjahr. Und auch die Anzahl der Geburten steigt: schon am 30. Juli konnte die 1.000. Geburt verzeichnet werden. Und in der neuen Klinik kann man es fast mit jeder Uniklinik aufnehmen: so hat man in Göppingen eins von nur zehn Lungenkrebszentren im Land Baden-Württemberg. Man ist kein kleines Krankenhaus mehr, verdeutlicht der medizinische Geschäftsführer Dr. med. Ingo Hüttner, man ist eine hoch innovative regionale Klinik.
Für das nächste Jahr erwartet man, dass die Einnahmen über den sogenannten „Landesbasisfall“ um 5% stiegen werden. Die Leistungsfähigkeit will man um weitere 2,8% steigern. Aber auch die Ausgaben werden steigen. So wird man für mehr Personal und höhere Löhne rund 5% mehr ausgeben müssen. Außerdem fallen auch einige stattliche Beihilfen wie die Energiehilfen weg, was in Summe auch 2 Mio. im Jahr ausmacht.
Die neue Kostenrechnung zum Klinikneubau gehen weitestgehend auf berechtigte Forderungen zurück, so Schmid, trotzdem lässt man durch eine externe Fachfirma nun prüfen, ob nicht doch andere Projektpartner wie der Projektsteuerer oder die Fachplaner für einige Kosten aufkommen müssen. Aber ob hier Forderungen realisiert werden können ist fraglich und so werden diese auch nicht einkalkuliert.
Wichtig ist jetzt, dass der Neubau im Juli nächsten Jahres in Betrieb geht, denn jede weitere Verzögerung wird wieder Kostensteigerungen nach sich ziehen. Schließlich wird das neue Gebäude auch mit Strom versorgt und geheizt.
Joachim Abel