Hohe Zinsen puschen Jahresergebnis der Kreissparkasse

Allein der Zinsüberschuss der Kreissparkasse erhöhte sich im Berichtsjahr von 95,1 auf 135,3 Millionen Euro. Da auch das Prosvisonsergebnis leicht stieg, erhöhte sich das vorläufige Jahresergebnis von 43,1 auf 82,0 Millonen Euro.

Vorfstandssprecher Dr. Hariolf Teufel erleuterte vor der Presse am 19. Juli den Jahresabschluss:

Unsere Bilanzsumme lag am 31. Dezember 2023 bei 6,38 Milliarden Euro (Vorjahr 6,29 Milliarden Euro). Das entspricht einem Anstieg in Höhe von 1,4 Prozent, der insbesondere durch das Kundenkreditvolumen bedingt war.
Die Kundeneinlagen haben sich zum 31. Dezember 2023 mit 4,78 Milliarden Euro exakt auf Vorjahresniveau bewegt.
Beachtlich war 2022 und 2023 die sehr dynamische Anhebung der kurzfristigen Zinsen von minus 0,5 Prozent auf 4 Prozent. Von der Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB haben unsere Kunden ebenso profitiert wie die Sparkasse – unser klassisches Geschäftsmodell wurde dadurch gestärkt. Immerhin haben wir zuvor Jahre erlebt, die uns in mehrfacher Hinsicht gefordert haben: Nullzinsphase, Regulatorik und digitale Transformation seien hierfür exemplarisch genannt.
Wir haben die Rückkehr der Zinsen genutzt, um unseren Kunden gezielt attraktive Angebote für ihre Einlagen zu machen, insbesondere in Form von Sparkassenbriefen (Laufzeit ein Jahr oder länger), sowie in Form einer bestimmten Form des Festgelds, das wir Tagesgeld plus (bislang Kündigungsgeld) nennen, weil es eine Kündigung mit einem Vorlauf von 35 Tagen erfordert, um wieder darüber verfügen zu können. In beiden Anlageformen sind aktuell zusammen rund eine Milliarde Euro Kundeneinlagen angelegt. Das resultiert überwiegend aus Umschichtungen aus täglich fälligen Anlagen mit niedriger Verzinsung.
Dieser Trend hält weiter an. Wir stellen noch immer enorme Umschichtungen fest. Aktuell bieten wir attraktive Konditionen mit unserem EM-Sparbrief mit 3 Prozent Zinsen auf 33 Monate und beim Tagesgeld plus mit aktuell 2,15 Prozent.
Im vergangenen Jahr haben unsere Kundinnen und Kunden trotz Inflation und gestiegener Lebenshaltungskosten Geldvermögen aufgebaut. Bei den Privatkunden betrug der Zuwachs 3,7 Prozent auf 4,38 Milliarden Euro, bei den Gewerbe- und Unternehmenskunden 5,3 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro. Bei Letzteren sehen wir das Bestreben, Liquiditätsreserve aufzubauen beziehungsweise zu halten.
Wie gelingt der Vermögensaufbau. Wie spart man richtig? Worauf kommt es bei der Geldanlage an? Hier sehen wir uns als Sparkasse an der Seite unserer Kundinnen und Kunden. Beratung ist das A und O. Mein Kollege Klaus Meissner wird darauf nachher eingehen.
Kommen wir nun zu den Kundenausleihungen, die 2023 moderat um 1,5 Prozent auf 4,59 Milliarden Euro (Vorjahr 4,52 Milliarden Euro) gestiegen sind. Das zeigt: Wir bleiben unserer Philosophie als Kreditversorger der regionalen Wirtschaft treu.
Dafür setzen wir uns ein. Das zeigt sich auch bei der Beratung rund um Förderkredite. Trotz mancher Hemmnisse konnten wir das Förderkreditgeschäft mit 75,4 Millionen Euro auf einem immer noch hohen Niveau halten. Gegenüber 2022 (92,0 Millionen Euro) ist allerdings ein Rückgang zu verzeichnen. Diesen sehen wir in der aktuellen konjunkturellen Situation sowie in einem in der Gesamtheit rückläufigen Wohnungsbau begründet. Aber auch in einer spürbaren Verunsicherung der Bevölkerung, die genährt wird durch ausgesetzte Förderdarlehen, Förderstopps oder strengere Förderrichtlinien. Dieser Entwicklung wirken wir mit fachkundiger Beratung entgegen, denn gerade im Zuge der Energiewende sind Förderkredite ein wichtiger Eckpfeiler bei Finanzierungen.
Aufrüttelnd empfinden wir die Entwicklung bei der Baufinanzierung. Der Einbruch hatte bereits 2022 eingesetzt. Die Gründe waren gestiegene Bau- und Energiekosten, ein höheres Zinsniveaus sowie die Verunsicherung der Bevölkerung bezüglich der Botschaften seitens der Politik. Das Baufinanzierungsgeschäft hat sich davon nicht mehr erholt. Das Neugeschäft lag im Jahr 2023 bei rund 245 Millionen Euro gegenüber 400 Millionen Euro im Jahr 2022. Wir hatten viele Beratungsgespräche, aber öfters als in der Vergangenheit mussten wir absagen, da der Kapitaldienst für die Bauherren nicht leistbar war. Finanzinstitute haben dann aufgrund der Wohnimmobilienkreditrichtlinie ein Kreditverbot.
Insgesamt lagen die Wohnungsbaukredite im Bestand bei 2,3 Milliarden Euro. Das entspricht gegenüber 2022 einem Zuwachs in Höhe 82,0 Millionen Euro (3,7 Prozent).
Kommen wir nun zur Ertragsentwicklung des Jahres 2023.
Der Zinsüberschuss lag im Geschäftsjahr 2023 bei 135,3 Millionen Euro und damit gut 40 Millionen Euro über dem Vorjahreswert (95,6 Millionen Euro). Das entspricht einer Steigerung von 41,5 Prozent. Hier zeigt sich nach der langen Niedrig- und Nullzinsphase die Rückkehr zur Normalität.
Der Provisionsüberschuss ist gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent auf 40,8 Millionen Euro (plus 2,5 Millionen Euro) gestiegen (Vorjahr 38,3 Millionen Euro). In diese Position fließen etwa Provisionserlöse des Wertpapiergeschäfts sowie aus der Vermittlung von Versicherungen, Bausparverträgen und Privatkrediten ein.
Der Verwaltungsaufwand ist 2023 auf 96,2 Millionen Euro gestiegen (92,3 Millionen Euro im Vorjahr). Die Personalaufwendungen erhöhten sich insbesondere infolge der Belastung aus der Tariferhöhung um 5,0 Prozent auf 65,1 Millionen Euro. Der Sachaufwand erhöhte sich auch inflationsbedingt um 2,7 Prozent auf 31,1 Millionen Euro.
Das operative Ergebnis vor Bewertung ist von 2022 auf 2023 von 43,1 Millionen Euro auf 82,0 Millionen Euro gestiegen – eine erfreuliche Entwicklung, die auf den raschen Zinsanstieg zurückzuführen ist. Unser Geschäftsmodell hat sich dadurch wieder normalisiert und dies drückt sich in verbesserten wirtschaftlichen Ergebnissen aus.
Die Cost-Income-Ratio (CIR), das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag, lag 2023 bei 54,0 Prozent. Wir haben rund 54 Cent ausgegeben, um einen Euro zu verdienen.
Unter dem Strich erlaubt uns das wirtschaftliche Ergebnis des Jahres 2023 eine Stärkung unseres Eigenkapitals um mehr als 46 Millionen Euro. Unser gesamtes wirtschaftliches Eigenkapital beläuft sich damit auf 732,1 Millionen Euro. Die Gesamtkapitalquote der Kreissparkasse Göppingen beträgt nach dem Jahresabschluss 18,32 Prozent und liegt deutlich über den regulatorischen Anforderungen, die allerdings auch immer weiter steigen. Alles in allem eine sehr solide Eigenkapitalbasis.

Was erwarten wir für 2024?

Das Jahr 2024 liegt bereits zur Hälfte hinter uns. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann man am besten mit dem Begriff der Stagnation umschreiben. Positiv ist, dass die EZB zwar spät aber entschlossen mit Zinsanhebungen gehandelt hat, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Das scheint zu gelingen. Positiv ist auch, dass in der Politik angekommen ist, dass sich die Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsakteure verbessern müssen, allem voran die Bürokratie und die Regulatorik. Wir erkennen auch hier und dort zaghafte, zarte Hinweise auf eine konjunkturelle Verbesserung. Das muss die Politik mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen unbedingt stärken.
Für die Sparkasse erwarten wir für 2024 ein leichtes Wachstum bei Kundeneinlagen und Kundenkrediten. Das wirtschaftliche Ergebnis wird sich gegenüber 2023 wieder deutlich abschwächen, aber es wird absehbar auf einem zufrieden-stellenden Niveau bleiben. Solange die Zinsen sich auf einem Niveau befinden, wie wir es aktuell haben, zeigt sich unser Geschäftsmodell von seiner positiven Seite.

Joachim Abel

 

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