Der Landkreis und die Alb Fils Klinik GmbH (AFK) versuchen mit allen Mitteln den Gesundheitsstandort Geislingen an der ehemaliegen Helfenstein-Klinik am Leben zu halten. Dazu wurde schon vor einigen Jahren das Gesundheitszentrum gebaut, in dem sich einige Fachärzte niedergelassen haben. Aber auch das alte Klinikgebäude soll mit Leben gefüllt werden.
Hierfür wurde extra mit der Firma Opti-Medis AG aus Hamburg ein externes Beratungsunternehmen engagiert, das neue Gesundheitsangebote am Standort Helfenstein-Klinik entwickeln und entsprechnende Anbieter bzw. Betreiber finden soll. Es laufen sehr interessante Gespräche, so die Vertreterin der Firma Dr. Heidrun Sturm bei einem Pressegespräch.
Einige Angebote gibt es schon, darunter eine Allgemeinmedizinische Notfallpraxis der Ärzte Hans-Martin Kröner und Dr. Joachim Hund. Alle Patienten können bei akuten Erkrankungen und medizinischen Notfällen ohne Anmeldung in die Praxis kommen. Die Praxis verfügt über alle Geräte der früheren Notaufnahme, kann also Patienten besser versorgen als eine normale Hausarztpraxis. Die Praxis ist von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Aber entgegen den Erwartungen sind die Ärzte bei ihrer Arbeit nicht ausgelastet, und das, obwohl rund 30 Hausarztpraxen im Einzugsbereich nicht besetzt sind. Eigentlich müsste die Auslastung bedeutend höher sein, so der medizinische Geschäftsführer der Alb Fils Klinik GmbH, Dr. Ingo Hüttner.
Schlimmer sieht es noch bei der seit Januar im Betrieb befindlichen Kurzstationären Allgemeinmedizinischen Versorgung (KAV) aus. Hier können Patienten bis zu zwei Tage bei akuten Beschwerden unter Beobachtung verbringen. Bei z.B. Exsikkose, Essentielle Hypertonie, Chronische Herzinsuffizienz, Pneumonie, COPD, Bronchitis, Gastroenteritis oder Harnwegsproblematiken sind Patienten hier in den ehemaligen Intensivbetten der ehemaligen Notaufnahme rund um die Uhr betreut.
Die Zuweisung zur KAV erfolgt aber immer über einen Arzt. Und hier liegt das Problem: obwohl die Ärzte bereits mehrfach intensiv über das Angebot informiert wurden, erfolgen fast keine Zuweisungen. Und das, obwohl der Bedarf nachweislich da ist. Der Verdacht: die Ärzte boykotieren das Angebot als Folge der Schließung der Helfenstein-Klinik, die seinerzeit von den niedergelassenen Haus- unf Fachärzten heftig kritisiert wurde.
Dabei wurde ads vollfinanzierte, innovative und deutschlandweit einmalige Projekt im Vorfeld zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung im Landkreis erarbeitet. Die KAV verfügt aktuell über acht Betten und könnte bei Bedarf noch ausgebaut werden. Die Pflege der Patienten übernehmen Pfleger der ehemaligen Notaufnahmeunter der Führung von Lukas Csiky, also bestens geschulte Mitarbeiter. Aber bisher wird das Angebot nur von drei Partient*Innen in der Woche genutzt.
Bisher kann die KAV nur von Patient*Innen der AOK genutzt werden. Aber dies kann kein Grung für die schlechte Ausnutzung des Anbeots sein, denn schließlich sind rund 50% der Versicherten im Landkreis Mitglied bei der AOK. Auch eine mangelnde Information der Ärzte scheidet aus. Also bleibt nur die „negativen Emotionalitäten“ durch die Klinkschließung, vermuten auch die Verantwortlichen, Landrat Edgar Wolff und der Medizinische Geschäftsführer der AFK, Dr. Ingo Hüttner. Marc Lux, Vorsitzender der Kreisärzteschaft versichert indes, dass das Angebot von den Ärzten sehr positiv aufgenommen wurde und man anerkennt, dass hier etwas „Gutes“ entwickelt und angeboten wird.
Dr. Sturm beschwichtigt: „jedes neue Angebot braucht Zeit“. Aber das Projet ist bisher nur für 24 Monate genehmigt und die Finanzierung gesichert. Es wird schwer, ein Angebot aufrechtzuerhalten, wenn die Nachfrage so gering ist. Aber hier liegt die Verantwortung dann ganz eindeutig bei den Ärzten und Patienten und nicht beim Landkreis oder der Alb Fils Klinik GmbH.
Joachim Abel