Firma Schlötter zu Staatssekretätin Brantner: Die zahlreichen EU-Richtlinien und Berichtspflichten binden zu viele Arbeitskräfte

„Mittlerweile haben wir fünf Mitarbeiter/innen, die sich ausschließlich mit Fragen wie Produktsicherheit, Compliance, Qualitätsmanagement, Nachhaltigkeit, CO2-Bilanz etc. beschäftigen. Vor 10-15 Jahren waren es 1-1,5 Mitarbeiter. Das ist für uns natürlich ein enormer Kostenblock“, so Geschäftsführerin Dr. Stefanie Geldbach zu der Staatssekretärin Dr. Franziska Brantner aus dem Bundeswirtschaftsministerium bei einem Besuch in der Firmenzentrale in Geislingen.

Das 112 Jahre alte Unternehmen, unsprünglich in Leipzg gegründet und dann nach dem Krieg in Geislingen neu aufgebaut, beschäftigt an der Firmenzentrale 190 Mitarbeiter, vorrangig in der Verwaltung und in der Forschung und Entwicklung. Die Firma Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG  entwickelt an Standorten rund um die Welt Chemikalien zur Oberflächenbehandlung und ist hier Technologieführer.

Durch den weltweiten Absatz sind wir gegen Krisen recht sicher aufgestellt, auch wenn die Nachfrageschwäche in Europa uns schon zu schaffen macht, so Dr. Geldbach, die ein direkter Nachfahre des Firmengründers ist.

Zurzeit forscht man an Versiegelungen für Oberflächen, die mit Wasserstoff in Berührung kommen.

Gegenüber der Staatssekretärin machte Dr. Geldbach aber deutlich, dass der Standort in Geislingen unter der Deutschen und Europäischen Bürokratie leidet. Immer mehr Vorschriften schränken nicht nur das Arbeiten ein, sie binden auch dringend in der Forschung benötigte Fackräfte, die zu finden ansich schon ein Problem ist.

Drei Beispiele:

  • die Corporate Social Responsibility Directive (CSRD): wir müssen erstmals für das Geschäftsjahr 2025 einen Nachhaltigkeitsbericht verfassen, der Teil des Lageberichts im Jahresabschluss wird. CSRD ist unglaublich aufwändig.
  • das Hinweisgeberschutzgesetz
  • Reach EG 1907/2006: Europäische Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Produkte.

In einem Brief an Bundeswirtschaftminister Robert Harbeck, den Dr. Geldbach der Staatssekretärin mitgabe, machte sie die Probleme deutlich und wünscht sich hier eine nennenswerte Entlastung, Zumal die Regierung immer wieder vom Bürokratieabbau redet, so Dr. Geldbach.

Weltweit beschäftigt die Firma Schlötter 330 Mitarbeiterin über 30 Ländern, neuerdings auch in einer Vertiebs- und Serviceniederlassung in Taiwan. Die Firma Schlötter beschäftigte sich von Anfang an nicht nur mit der Entwicklung und Herstellung von Elektrolyten, sondern auch mit der Konzeption und dem Bau von Galvanoanlagen, heute vorrangig in der Niederlassung in Schweden.

Schlötter Meilensteine

Neue Niederlassung in China

Mit der Eröffnung der Schlötter (Dongguan) Surface Technology ist das Unternehmen nun auch im Süden Chinas vertreten.


2019

Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg

Für die Entwicklung der ressourcenschonenden alkalischen Zink-Nickel-Verfahren SLOTOLOY ZN „Generation VX“ wird Schlötter mit dem Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg (Dr.-Rudolf-Eberle-Preis) ausgezeichnet.

 

MEHR ERFAHREN


2018

Technikum

Schlötter nimmt am Stammsitz in Geislingen ein neues Technikum in Betrieb. Auf einer Fläche von rund 360 m2 können galvanische Verfahren aus dem kompletten Produktportfolio von Schlötter im Technikumsmaßstab getestet und Kundenteile bemustert werden. Die Galvanik umfasst rund 50 Aktivbäder mit einem Volumen von 50 – 400 Litern.


2017

PCB Development Center

Zusammen mit der AGES Triallian Corp. eröffnet Schlötter ein PCB Development Center in Taipeh, in dem Kupferverfahren für die Leiterplattenindustrie  unter produktionsnahen Bedingungen zur Marktreife gebracht werden.


2012

Ausbau des Firmengebäudes

Schlötter erwirbt ein angrenzendes Gebäude, in dem im Jahr 2013 eine neue Abwasseranlage und 2017 ein neues Technikum in Betrieb genommen werden.


2011

Beschichten von Blind Microvias und SLOTOCOUP BV 110

Seit den späten 60er Jahren beschäftigt sich die Firma Schlötter intensiv mit der Entwicklung von sauren Kupferelektrolyten für die Leiterplattenindustrie. Meilensteine der Entwicklung sind Verfahren wie SLOTOCOUP CU 140 für das Beschichten von Blind Microvias und SLOTOCOUP BV 110, die 2004 auf den Markt gebracht werden.


2004

Schlötter China

Mit der Gründung einer chinesischen Landesniederlassung, die ihren Sitz in Wuxi nahe Shanghai hat, ist Schlötter seit 2004 auch in China vertreten.


2004

ISO 9001 Zertifiziert

Schlötter führt ein Qualitätsmanagementsystem ein und wird erstmals nach ISO 9001 zertifiziert.


1995

Schwach-saures-Zink-Nickel Verfahren

Die Entwicklung von Zink- und Zinklegierungselektrolyten bildet seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt des Unternehmens. 1987 bringt Schlötter SLOTOLOY 10, sein erstes schwach-saures Zink-Nickel Verfahren auf den Markt. Zink-Nickel-Legierungsschichten bieten einen hervorragenden Korrosionsschutz von Stahlwerkstoffen und werden mittlerweile seit über 30 Jahren in industriellem Maßstab eingesetzt.


1987

Schlötter Singapur

Seit 1982 ist Schlötter mit der Tochterfirma Schloetter Asia Pte. Ltd. auf dem asiatischen Markt präsent.


1982

Schlötter Schweden

Um auch den Skandinavischen Markt bedienen zu können dehnt Schlötter seine Aktivitäten aus und eröffnet  1980  in Schweden, die Tochterfirma Schlötter Svenska AB.


1980

Schlötter Irland

Für den irischen Markt, auf dem es bis dato keine Fachfirma für Galvanotechnik gibt, wird  1976  die Tochterfirma Schloetter Ltd. gegründet. Mittlerweile tritt Schlötter Ireland DAC auch als Lohnfertiger für Kunden in Medizintechnik und Pharmaindustrie auf


1976

Expansion

Um die Präsenz auf dem englischen Markt zu erleichtern wird 1969 die Schloetter Company Ltd.  gegründet. Ursprünglich in Birmingham angesiedelt, ist das Tochterunternehmen heute mit Labors, Produktionsstätten und Lager auf 11.000 m2 in Pershore, Worcestershire aktiv.


1969

Glanzzinnbad CULMO Patent

Das Glanzzinnbad CULMO wird weltweit zum Patent angemeldet. CULMO eignet sich nicht nur Verzinnung von Haushaltsartikeln, sondern auch für den Einsatz in der sich stürmisch entwickelnden Elektronikindustrie.


1964

Wiederaufbau

Max Schlötter stirbt am 22. Mai 1946. Seine Tochter Ingeborg und sein Schwiegersohn Dr.-Ing. Alfred Geldbach beginnen zusammen mit Dr.-Ing. Joachim Korpiun den Wiederaufbau der Firma.

Die Firma erwirbt eigenen Grund und Boden in Geislingen/Steige und zieht  1950  dort in die eigenen Betriebsräume. In den folgenden Jahrzehnten wächst das  Unternehmen und dehnt sich auch räumlich immer weiter aus.


1946

Firmengelände in Geislingen/Steige

1944  verlegt Schlötter wegen der zunehmenden Luftangriffe sein Laboratorium nach Geislingen an der Steige.


1944

Glänzendes Zinnbad

Auf dem Gebiet der Zinnabscheidung gelingt Schlötter 1934 der Durchbruch mit der Entwicklung des ersten glänzenden Zinnbades. Damit beginnt der Siegeszug von Weißblech als modernes Verpackungsmaterial.


1934

Patent zur Abscheidung von glänzendem Nickel

Max Schlötter zählte zu den Pionieren bei der Entwicklung moderner Glanz- und Hochleistungsbäder. Eines seiner einflussreichsten Patente war das US-Patent Nr. 1972 für Glanznickel aus dem Jahr 1932, das jahrzehntelang die Grundlage aller angebotenen Glanznickelbäder bildete.


1932

Entwicklung Verfahren

Das Forschungslaboratorium beginnt mit der Entwicklung eines Verfahrens zur glänzenden Abscheidung von Nickel. Für seine bahnbrechenden Arbeiten wird Max Schlötter 1929 zum Honorarprofessor an der TH Berlin ernannt.


1925

Firmengebäude in Berlin

Wegen der räumlichen Nähe zu seinen Kunden wird der Betrieb nach Berlin verlagert.


1915

Gründung des Forschungslabors in Leipzig

Max Schlötter gründet in Leipzig ein Elektrochemisches Forschungslaboratorium.

Fotos:

oben: Ein eigener Schrank mit den gebundenen Gesetzen verdeutlicht den Umfang der damit verbundenen Bürokratie

unten: Dr. Stefanie Geldbach (3. v.r.) und Dr. Franzika Brantner (4. v.r)

Joachim Abel

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